Autor: Fritz I. Schwertfeger
Bilder: Fritz I. Schwertfeger / Violectric
24. November 2021
Ein kompakter, wie portabler DAC und Kopfhörerverstärker für iOS und Android Devices von Violectric wäre vor ein paar Jahren vermutlich reines Wunschdenken gewesen. Um so erfreulicher, dass portables Audio unter der Ägide von Fried Reim ein neues Kapitel aufschlägt.
Violectric Chronos - Violectric, Niimbus, Lake People sind Begrifflichkeiten, die noch bevor auch nur ein Ton erklungen ist, sowohl von audiophilen Kennern wie auch Profi-Gourmets als Wohlklang wahrgenommen werden. Und zugegeben, die Schöpfungen von Entwickler Fried Reim und seinem Team sind generell kein Schnäppchen, dafür bekommt man eben auch wofür man zahlt. Bemerkenswert also, dass ein Violectric DAC / Kopfhörerverstärker für gerade mal 199,00 Euro um die Ecke kommt. Hat man sich bei der Preisfindung vertan? Eine Null vor dem Komma vergessen? Ein Violectric für den Preis ist zugegebenermaßen eine Versuchung, der man als Kopfhörerbegeisterter unweigerlich nachkommen muss.
In früheren Zeiten, fungierte das iPhone via Kopfhörerausgang unterwegs oder auch abends im Hotel als unkomplizierter Musikplayer. Mittlerweile, mangels integriertem Klinkenstecker, schaut man hier ganz schön in die Röhre. Vermutlich spreche ich da nicht nur für mich, gerade bei Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln, hätte man gerne musikalische Begleitung dabei. Und das ohne gleich eine ganze Armada von Gerätschaften, wie beispielsweise einen zusätzlichen Digital Audio Player im Schlepptau zu haben. Bluetooth-Kopfhörer sind sicherlich eine einfache Alternative, das stimmt. Aber was tun, wenn der Lieblingskopfhörer kabelgebunden ist und ein zusätzlicher, drahtloser Kopfhörer keine Option ist?
Da kommen handliche Lösungen wie der Violectric Chronos wie gerufen. Und demonstrieren nebenher auch eindrucksvoll anhand ihres Umgangs mit Signalauflösungen von bis zu 384 kHz, Wortbreiten bis 32 bit und sogar Quad-DSD (256 / 11,2 MHz Sample Rate) Wiedergabe, dass sie als selbsternannte Outperformer auf der Überholspur unterwegs sein wollen. Sie stellen als externer Kopfhörerverstärker und D/A-Wandler eine Anschlussmöglichkeit für den guten alten Klinkenstecker zur Verfügung und belasten dank moderner, energieeffizienter Bauteile den Akku des zuspielenden Quellgeräts, das sowohl Smartphone aber auch der Laptop sein kann, in kaum nennenswertem Umfang.
Obendrauf bieten sie auch einen klanglichen Vorteil, da sie den aus Kostendruck auf reine Basis-Zweckmäßigkeit geeichten Komponenten eines Massendevices ganz klar überlegen sind. Wer die Entwickler bei Violectric und vor allem Fried Reim kennt, der kann sich sicher sein, dass beim Chronos sowohl bei Verstärkung, wie auch D/A-Wandlung auf das bestmögliche Ergebnis hin optimiert wurde. Bereits im Wort Chronos versteckt sich eine erste Andeutung wohin die Reise gehen soll. Denn für eine exakte, rekonstruktiv zeitrichtige Taktung des Datenstroms bei der Wandlung ist höchste Präzision gerade zu essentiell. Dazu gibt Violectric nicht gänzlich unbescheiden auch zu verstehen, dass ein Dynamikumfang von 130 db keine Selbstverständlichkeit ist und sogar leistungshungrige 600 Ohm Kopfhörer pro Kanal 5 mW Ausgangsleistung nicht zu kurz kommen. Für empfindlichere 32 Ohm Kopfhörer stehen jeweils 30 mW pro Kanal parat. Wie sich das in der Praxis anhört, leuchten wir später im Hörtest an.
Mit dem Formfaktor einer Streichholzschachtel, einem geringem Gewicht von gerade mal 16 Gramm und Abmessungen von 44,4 x 24 x 10 Millimetern ist der Chronos mehr als nur handlich. Mitgeliefert werden drei ultrakurze USB-C Kabel, die mit jeweils Lightning, USB-C und USB-Micro B fast alle denkbaren Anschlussmöglichkeiten (iOS, macOS, Windows 10 und Android) abdecken. Fast deswegen, weil ein entsprechender USB-A Adapter für den Einsatz an ältere Laptops notwendig wird.)
Als alltäglicher Begleiter lässt er sich schnell in der Hosentasche verstauen und macht auch im Einsatz neben dem MacBook Air in der Mensa oder im Café eine gute Figur. Der Metallkorpus des Gehäuses wird sowohl auf der Unter- wie auch an der Oberseite bündig von Glas eingefasst. Auf der Seite finden sich lediglich zwei runde Bedientasten für die Lautstärkeregelung. Keinen Grund zu tadeln gibt es in Sachen Verarbeitungsqualität und Materialgüte. Mit einer Chromumrandung fügt sich das Glas in das handschmeichelnde aber gleichzeitig unverwüstliche Solidität ausstrahlende Metallgehäuse ein. Sowohl der 3,5 mm Klinkenausgang auf der einen, wie der USB-C-Port auf der gegenüberliegenden Seite überzeugen mit spielfreien Sitz und vermitteln einen langlebigen Eindruck.
Per farblich variierenden Schriftzug gibt sich der Violectric Chronos frontal betrachtet, nicht nur selbstbewusst zu erkennen, sondern gibt auch anhand unterschiedlicher Farbgebung Auskunft über das anliegende Quellmaterial. So leuchten DSD-Inhalte in blau, während PCM-Signale in grün aufleuchten. Eine durch weitere Farben feiner dargestellte Unterscheidung, d.h. ob nun musikalische Inhalte in 44,1 kHz, 88,2 kHz, 96 kHz und höher anliegen, wäre wünschenswert und vielleicht für die nächste Generation ein willkommenes Feature.
Wobei, wenn ich schon am Mäkeln bin, sicherlich ist der Verzicht eines Displays im Hinblick auf energieschonendem und audiophilen Purismus nachvollziehbar, aber ein Lotoo PAW-S1 zeigt eben so eindrucksvoll, dass dies kein Widerspruch sein muss. Somit spricht zwar das „keep it simple“ Prinzip des Violectric Chronos für kostengünstigere Produktion und auch übersichtlicheren, energiesparenderen Schaltungsaufwand, aber ein abschaltbares wie auch informatives OLED-Display wäre vielleicht durchaus eine Überlegung wert.
Im Vergleich zum dunkler timbrierten Lotoo PAW-S1 (199,00 Euro / abgelöst durch PAW-S2 für 299,00 Euro) legt der Violectric Chronos in den oberen Registern mehr Gewicht in die Detaildarstellung. Im Mittenband liefert er ebenso ein Quäntchen mehr Auflösung und tailliert hier auch gleichsam ein wenig schlanker. Dafür hat er wiederum gefühlt mehr Temperament und ist generell eher weniger als Verfechter der „laid back“ Spielweise unterwegs. Im Tiefton würde ich beiden Akteuren eine charakterliche Ähnlichkeit attestieren wollen, beide neigen zu keinerlei wuchtiger Fülle, sondern eher zu einen straffen, tighten Bassspiel.
Gesellt sich der Ultrasone Naos dazu, zeigt sich ein anderes Bild. Hier werden die Unterschiede deutlicher, denn der Violectric Chronos zeigt mit einem Magnetostaten vom Schlage eines Sendy Audio Aiva eine feiner und vor allem weiter skalierte Ausdehnung in Tiefe und Breite. Gerade bei hochkomplexen Stücken wie „My Queen is Harriet Tubman" von Sons Of Kemet (Album: Your Queen Is A Reptile) zeigt sich die transparentere und leichtfüssig agilere Gangart unmissverständlich auf. Hier lässt der Violectric Chronos die Textur perkussiver Elemente noch akkurater durchschimmern und führt mit feiner granulierten und gesteigerteren Detailauflösung zu einem immersiveren Hörerlebnis.
Und natürlich wie versprochen, gilt es auch die Leistungsfähigkeit des Violectric Chronos mit einem 600 Ohm beyerdynamic DT 880 PRO zu prüfen. Zwar übertrumpft das Konstanzer Kleinod den Kopfhörerausgang meines MacBook Air in Sachen Lautstärke wie Auflösung. Aber um ehrlich zu sein, der hochohmige beyerdynamic ist ein gnadenlos strapaziöser Zeitgenosse und für beide kein zwingend gutes Match. Dann viel lieber ein Meze 99 Classics oder ein Ultrasone Performance 880, die sich vom Violectric Chronos spielend und in audiophiler Manier antreiben lassen. Hierbei auch massig Pegelreserven wie auch ein intensives und gleichsam fein auflösendes Klangbild mit sich bringen.
Für all diejenigen, die unterwegs via Smartphone oder am Einsatz an Laptop auf ihre kabelgebundenen Kopfhörer nicht verzichten wollen und auch all diejenigen, die sich hierbei ein klangliches Upgrade wünschen, ist der Violectric Chronos eine ganz klare Empfehlung. Tonal überflügelt er mühelos integrierte Lösungen und überzeugt mit linearer Tonalität, die frei von jeglichen Verfärbungen für tiefes Eintauchen ins musikalische Geschehen sorgt. Zu seinen Stärken gehört nicht nur ein dezent-elegantes Erscheinungsbild, unkompliziertes Handling, sondern auch eine ausdrucksstarke und auf hohe Separation und Transparenz ausgelegte Spielweise.
Vertrieb:
cma audio GmbH
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E-Mail: gmbh@cma.audio
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Preise:
Violectric Chronos : 199,00 Euro
Erhältlich im Fachhandel oder über www.cma.audio sowie www.violectric.de
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