Autor: Fritz I. Schwertfeger
Bilder: Ultrasone / Fritz I. Schwertfeger
Februar 2018
Mit dem in Sachen äußerliche Größe an Minimalismus schwer zu überbietenden Ultrasone Naos DAC, beweist der bayerische Kopfhörerspezialist vom Starnberger See, dass maximale Klangqualität - platzsparend und leichtgewichtig - durchaus überall und jederzeit verfügbar sein kann.
Ultrasone Naos – Wer gerne auf Reisen oder auch beruflich viel unterwegs ist, dürfte sich im Flieger, der Bahn oder im Hotelzimmer über Ultrasones neuesten Streich außerordentlich freuen. Und zwar aus gutem Grund, denn das downsizing eines mobilen D/A-Wandlers nebst Kopfhörerverstärker auf ein kleinstmögliches Format bringt zahlreiche Vorteile mit sich. Da wäre als erstes die unfassbar „kleine“ Größe zu nennen, ideal für den Transport und den Einsatz, sei es unterwegs oder auch im heimischen Umfeld. Speziell wenn mal nicht unbedingt das "große Besteck" aufgefahren werden soll, aber dennoch Wert auf hochwertige Wiedergabe gelegt wird.
Fangen wir aber kurz von vorne an, denn sicherlich wird sich so mancher fragen, wozu ein externer DAC wie der Naos überhaupt notwendig ist. Schließlich findet sich doch in jedem Smartphone, Tablet oder Laptop ein entsprechender D/A Wandler im Einsatz. Dessen Hauptaufgabe ist es, ganz salopp ausgedrückt, digitale Datenströme in analoge Signale umzuwandeln.
Nun ja, das mag zwar so stimmen, aber da sich highendige Wiedergabe nicht im Lastenheft eben aufgeführter Hardware befindet, hält sich die Industrie aufgrund kalkulatorischer Überlegungen lieber an günstige, massentaugliche Lösungen. Somit bleiben hochwertige Komponenten oder ein besonderes Schaltungslayout schlicht außen vor.
Mit dem Naos geht Ultrasone mit Absicht den genau entgegengesetzten Weg. Auf Nachfrage jedoch, geben sich die Entwickler bei Ultrasone bedeckt und wollen nicht jedes Detail preisgeben, denn schließlich könnte ja kopiert und nachgebaut werden. Man verweist auf das offizielle Datenblatt und dort ist immerhin ersichtlich, dass der AK 4432 Wandlerkäfer des renommierten japanischen Edelherstellers Asahi Kasei zum Einsatz kommt. Bei diesem handelt es sich sogar um einen 32 bit Wandler, der mit der vornehmen Velvet Sound Architektur ausgestattet ist. Auf DSD-Wiedergabe verzichtet er zwar in Gänze, nimmt sich aber eingehenden Signalen bis zu 192 kHz hinauf entspannt und ohne Mühe an.
Dass der Ultrasone Naos auch einen Kopfhörerverstärker beinhaltet, sieht man ihm zunächst nicht wirklich an. Dennoch realisieren die Ingenieure eine mehrstufige Verstärkung, die unterschiedlichen Kopfhörertypen ohne weiteres zutun die entsprechende Antriebsenergie zur Verfügung stellt. Dabei variieren die Werte in Abhängigkeit mit der zugeführten Eingangsspannung des Signals und der Impedanz des Kopfhörers in unterschiedlichen Leistungskorridoren.
Am MacBook Air angeschlossen bekommt ein Over-Ear wie der Philips Fidelio X2 mit seinen 30 Ohm Impedanz immer noch satte 100 mW ab, was in der Praxis für mein Empfinden für mehr als amtliche Pegeldimensionen sorgt.
Nehme ich die AK T8 iE In-Ears von Astell & Kern zur Rate, und belasse den Naos am Mac, bekommen diese sogar 200 mW beliefert. Angeschlossen an ein schnödes Smartphone, das mit entsprechend geringerer Ausgangs-spannung arbeitet, bekommen Kopfhörer wie der beyerdynamic DT 240 PRO mit seinen 34 Ohm auf dem Papier magere 40 mW ab. In der Praxis reicht das aber für mehr als ausreichend Pegel, schließlich spielt hier die Empfindlichkeit (in db SPL/mW) des jeweiligen Kopfhörers eine gewichtige Rolle.
Wird der Naos unmittelbar aus dem Signalweg genommen, ist der angesprochene Leistungsunterschied stets unmittelbar spürbar. Speziell das Smartphone im Solobetrieb erklingt im direkten Vergleich ohne den Naos sprichwörtlich blass und kraftlos. Als Stresstest konnte ich mir natürlich den 600 Ohm beyerdynamic DT 880 PRO nicht verkneifen. Verblüffenderweise geht dem Naos zwar durchaus die Puste aus, aber er treibt den hochohmigen Kopfhörer immer noch in der Form an, dass er für Leisehörer durchaus als „hörbar“ durchgeht.
Direkt an das iPhone angeschlossen klingt der beyerdynamic DT 880 PRO deutlich leiser und eher fad, langweilig. Dass also der Naos hier keine Wunder vollbringt geht vollkommen in Ordnung. Denn um den 600 Ohm Hörer adäquat anzutreiben, greife ich lieber auf Kaliber wie den Chord Mojo oder einen leistungsstarken KHV wie den Mytek Brooklyn DAC zurück. Dennoch sammelt der Ultrasone Naos hier bereits erste Pluspunkte.
Kommen wir zu den Äußerlichkeiten. Nähert man sich dem Ultrasone Naos, fällt zunächst die fein gebürstete Oberfläche des schwarzen Aluminiumkleides auf. In diesem Fall ist im Sinne eines Wortspiels durchaus von einem Minikleid die Rede, denn der Ultrasone Naos ist extrem kompakt unterwegs. Was wiederum der Mobilität trefflich zugute kommt.
Dass der Ultrasone Naos gerade mal 6 Gramm auf die Waage bringt wird mir schlagartig in dem Moment bewusst, als ich ihn an das iPhone 6 S anschließe. Der äußerst flache Beau ist gerade mal 0,6 cm hoch, was dem 3,5 mm Klinkenstecker auf seiner rechten Flanke gerade noch so Platz für einen das Gehäuse umlaufende, metallisch hochglänzenden Zierring erlaubt.
Dezent, ohne überbordend auffällig zu wirken, setzt dieses Element einen angenehmen Kontrast zu dem in dunklem schwarz gehaltenen Naos und verleiht diesem so eine vornehme Noblesse. Das ist auch gar nicht fehl am Platz, denn schließlich wird der Naos letztendlich optischer Bestandteil des Quellgerätes, ganz gleich, ob es sich dabei um Notebook oder das Tablet handelt.
Man muss zwar nicht zwingend als Feinmotoriker unterwegs sein, aber mit einer Breite von gerade mal 1,8 cm und einer Länge von 4,6 cm bedarf es durchaus filigranem Gefühl in den Fingern beim Einstecken der entsprechenden Kabel. Hier legt Ultrasone praktischer Weise nicht nur ein kompaktes aus neoprenähnlichem Material bestehendes Aufbewahrungsetui bei, schließlich will man das gute Stück ja nicht gleich verlegen, sondern auch gleich vier Kabelvarianten mit unterschiedlichen Kabelenden.
Und das in einem erfreulich kurze Abmessungen die unschönen Kabelsalat gar nicht erst entstehen lassen. Eingesteckt am micro USB-B Stecker auf der linken Seite des Naos, erschließen sich so gleich mehrere Anschlussoptionen. Für den Anschluss an Laptop und Computer steht ein USB-A und auch ein moderner USB-C Kabel parat. Der Kreis schließt sich mit dem Lightning-Anschluss für iOS Gerätschaften und USB-C für Android, wobei letztere zwingend die OTG-Funktionalität mit sich bringen müssen.
Warum erwähne ich das alles in dieser Breite? Schlicht deswegen, weil es sich um bemerkenswert positive Eigenschaften handelt. Denn im Gegensatz zum asiatischen Raum, in dem auf Kopfhörer nebst Zuspieler zugeschnittenes Zubehör eine viel größere Rolle spielt als hier in Europa, sind solche Kabellösungen gar nicht mal so leicht zu beschaffen. Gleichzeitig wird so noch eine ganz besondere Charaktereigenschaft des Naos offensichtlich. Der ultrakompakte DAC zeigt sich offen für alle Kopfhörer, ganz gleich um welchen Hersteller oder Kopfhörer-Gattung es sich handelt. Und genauso offen zeigt er sich auch gegenüber potentiellen Quellgerätschaften, ganz gleich ob Android, iOS, Tablet, Smartphone oder Rechner.
Hier unterscheidet er sich beispielsweise deutlich zum hier ebenfalls getesteten beyerdynamic Impacto essential. Dieser legt zwar mehr Leistung und eine größere Formatbandbreite (DSD bis 5,6 MHz und Wandlung bis hinauf zu 384 kHz) auf die Waagschale. Ist jedoch speziell auf die Beletage der beyerdynamic Kopfhörer zugeschnitten und verweigert sich anderen Kopfhörern mit stoischer Konsequenz.
Soll ein mobiles iOS Device als Zuspieler dienen, wird ein Akkupack erforderlich was letztlich einen Impacto Universal aus ihm macht. Verglichen damit lässt sich der kleine Naos zwar „nur“ bis 24 bit /192 kHz und ohne DSD füttern, aber Hand aufs Herz wie viele Stücke in höherer Auflösung finden sich in der privaten Musikbibliothek.
Was beim Ultrasone im Betrieb ebenfalls auffällt, ist das er vollkommen ohne Bedientasten auskommt. Die Lautstärkeregelung erfolgt somit über das zuspielende Quellgerät, was das Handling erleichtert und ein versehentliches Betätigen ausschließt. Unkomplizierte Bedienung lässt sich dem Ultrasone Naos somit ohne wenn und aber attestieren. Lediglich Windows User müssen für den Einsatz am Rechner den Umweg einer Treiberinstallation gehen, während Mac User sich wie immer hier entspannt zurücklehnen können. Eingesteckt an besagtem iPhone, wird der Naos auch von der Tidal App ohne weiteres Zutun erkannt und legt unmittelbar mit dem Drücken der Playtaste gleich los.
Kommen wir zum Hörtest, ohne diesen in epischer Länge zum Besten zu geben. In den Einsatzszenarien an den beiden Meze Kopfhörern, 99 Classics als auch 99 Neo am iPhone 6 S, als auch am iPad Mini besticht der Naos durch einen nachvollziehbaren Klanggewinn. Kommt der NePlayer von Radius zum Einsatz (iOS) ist nicht nur die Wiedergabe von Flac -Inhalten, sondern auch DSD-Material möglich, wenngleich es dem Naos als heruntergerechnetes PCM serviert wird.
Sowohl Feinheiten als auch die Durchhörbarkeit bezüglich tonaler Ereignisse die hintergründig stattfinden gewinnen deutlich an Kontur und Gewichtung sobald der Naos sich des Eingangssignals annimmt. Die Mittenwiedergabe wirkt transparenter und beweglicher, während die Tieftonabteilung Straffheit und Tempo dazubekommt ohne über Gebühr aufzudicken.
Da kann ich mir schon aus reiner Neugier den Vergleich mit dem beyerdynamic Gespann - Amiron Home und Impacto Universal - nicht verkneifen, wobei ich zugeben muss, dass der Vergleich ganz nüchtern betrachtet ein wenig unfair ist. Schließlich ist der Impacto auf den Kopfhörer abgestimmt, während der Naos ein viel breiteres Einsatzgebiet abdecken muss und auch in Sachen Preisgestaltung tiefer ansetzt.
Trotzdem nimmt der Naos den 250 Ohm Kopfhörer ordentlich in die Pflicht und lässt das Gil Scott-Herons Stück "Spirits" aus dem gleichnamigen Album mit hoher Feinauflösung erklingen, ohne dabei Schärfen oder Ausfransungen entstehen zu lassen. Auch das Mittenband zeigt sich sauber und mit farbenfrohen Ausdruck versehen. Straff, dennoch kräftig und mit ordentlich Druck in den unteren Registern aufspielend, beweist der Naos auch hier respektable Qualitäten.
In Sachen Räumlichkeit spannt der Ultrasone Naos eine Bühne auf, die sich wunderbar weit in Tiefe und Breite ausdehnt und keinen Zweifel über den Mehrwert und Sinn seiner Einbringung in den Signalweg aufkommen lässt. Das er sich letztlich im direkten Vergleich dem beyerdynamic Impacto essential mit dessen nochmals kraftvolleren und kohärenteren Spielweise am 250 Ohm Amiron geschlagen geben muss, kann getrost zu den Akten gelegt werden. Unter dem Strich, bleibt als Quintessenz die Feststellung, dass der Ultrasone Naos an jedem Set-up für einen klanglichen Höhenflug sorgt und für den abgerufenen finanziellen Betrag eine absolut bestechende Leistung abgibt. Chapeau!
Mit dem Naos spielt Ultrasone ein ganz besonderes Ass aus. Wer das Klangbild seines Smartphones, Tablets oder Laptops zu höheren Weihen führen will, ist hier genau richtig. Ganz gleich, welches Fabrikat und welche Art von Kopfhörer Verwendung findet, der Ultrasone Naos verhilft allen zu einem besseren Klang. Dabei spielt es keine Rolle, ob Musikgenuss eher unterwegs auf Reisen, am Schreibtisch oder gemütlich auf dem Sofa stattfinden soll.
Nebenbei löst der Ultrasone Naos ganz elegant auch ein anderes Problem. Aufatmen können Besitzer der neuesten iPhone Generation, die ohne Kopfhörerbuchse auskommen müssen. Denn wer Bluetooth entweder für nicht highendig genug oder schlich wenig bis keine Lust verspürt in zusätzliche, neue Kopfhörer zu investieren, kann sich mit dem auf allen Plattformen agierenden Ultrasone Naos entspannt zurücklehnen. Der multitalentierte Naos steht sowohl iOS als auch Android Nutzer für ihre mobilen Devices zur Verfügung, ist also offen für eine große Bandbreite an Gerätschaften.
Seine Verarbeitung ist hochwertig, er macht trotz seiner kompakten Abmessungen eine mehr als solide Figur und wirkt nicht nur zeitlos, sondern auch filigran-ästhetisch.
Insgesamt betrachtet spielt der Ultrasone Naos unaufgeregt neutral und ausgeglichen, dabei aber deutlich mit audiophilen Anspruch. Er differenziert Feinheiten deutlich genauer und feiner ausseinander, als es Smartphone , Tablet oder Laptop zu leisten vermögen. Einfach und unkompliziert in der Bedienung, ist seine Leistungsbandbreite ferner auch für die meisten Over-Ear Kopfhörer ausreichend. Wer kein Vermögen für hochwertige Wiedergabe und keinen gesteigerten Wert auf DSD-Wiedergabe legt, der wird sich hier nicht nur über den klanglichen Zugewinn, sondern auch über den günstigen Anschaffungspreis immens freuen.
Ultrasone AG
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E-Mail: infodesk@ultrasone.com
Preis: 169,00 Euro
Erhältlich im Fachhandel sowie über www.ultrasone.com
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