Autor: Fritz I. Schwertfeger
Bilder: Fritz I. Schwertfeger
15. September 2024
Test Eversolo DMP-A8 - Nach fest kommt ab, pflegte während meiner ersten Lehre vor dem Studium ein früherer Ausbildungsmeister zu sagen. Und nach sechs kommt acht, wird sich wohl jemand bei Eversolo gedacht haben. So liefern die chinesischen Tüftler nach ihrem DMP-A6 und dessen Master Edition einen mit analoger Vorverstärker-Funktion tatsächlich noch praller ausgestatteten Streaming-DAC nach.
Interessanterweise etablieren sich im Moment ein paar Hersteller wie WiiM oder eben Eversolo, als gegen den Strom schwimmende Akteure. Sicher, mittlerweile ist den meisten Musikbegeisterten bewusst, dass die letzten Meter zum audiophilen Gipfelsturm, just die kostspieligsten sind. Aber ganz ehrlich, Streamer, die wie aktuell beim schottischen Hersteller Linn, den Preis eines Mittel- oder Kleinwagens abrufen, sind realiter in Reichweite der Wenigsten. Um so angenehmer, und ich knüpfe auf meinen einleitenden Satz an, dass mit Eversolo ein neuer Akteur aus Fernost antritt, der bei moderater Preisgestaltung audiophile Tugenden verspricht. Angeheizt durch die sozialen Medien, ist das Erstlingswerk, der DMP-A6 in geradezu aller Munde gewesen, während sich bei der Master Edition des DMP-A6, die Ingenieure noch ein wenig austoben durften. Kaum ist also die erste und zweite Welle ausgeklungen, schickt Eversolo mit dem größeren DMP-8 sein nächstes Pferd ins Rennen.
Das vorsichtig formuliert, derzeitige Flaggschiff, tritt nicht nur als Streaming-DAC, sondern auch als rein analoge, und auch noch symmetrisch aufgebaute Vorstufe auf, was dem Ganzen sogar noch mehr Einsatzoptionen ermöglicht. So können über die analogen symmetrisch (XLR) wie asymmetrisch (Cinch) ausgelegten Ausgänge wahlweise Endstufe(n) oder Aktivlautsprecher angeleint werden. Die ebenfalls symmetrisch wie asymmetrisch ausgelegte Eingangssektion kann für hochwertige Zuspieler in Frage kommen, der Clou hierbei: es wird analog durchgeleitet, ohne digitale Zwischenwandlung. All zu leise analoge Quellen, profitieren in Praxi durchaus von einer stufenlosen Eingangsverstärkung von bis zu +10 dB.
Erwähnenswert vielleicht noch der Triggerausgang, mit dessen Hilfe eine separate Stereo-Endstufe, wie beispielsweise eine Eversolo AMP-F2 (in Bälde hier in Stereo und im Duett als Mono-Konfiguration im Test) ohne weiteres Zutun eingeschaltet wird. Weitere Besonderheit: Die Lautstärkeregelung, einerseits auf digitaler Domäne agierend aber eben auch analog umgesetzt, als widerstandsbasiertes Netzwerk (R2R). Diese aufwändige und damit auch kostspieligere Form der Pegeländerung genießt, aufgrund ihrer präzisen und verlustfreien Regelung, die mit charakteristischen Klickgeräuschen einhergeht, einen fast schon besonderen Status und wird diesbezüglich in Fachkreisen als „die“ hochwertigste Lösung angesehen. Interessant hier, die Abstufung lässt sich von 0,5 dB Schritten bis hin zu je 3 dB Schritten einstellen.
Will man das Gerät als DAC nutzen, stehen je zwei S/PDIF Koax und Toslink Eingänge parat und natürlich auch USB, ich komme gleich darauf zurück. Im DMP-A8 kommen keine ESS-Wandlerkäfer, sondern das DAC-Ensemble AK4499EX und AK4191EQ des japanischen Herstellers Asahi Kasei (AKM) zum Zuge. Sechs auswählbare Digitalfilter nehmen Einfluss auf das Pre-und Postringing und erlauben so eine Einstellung auf individuelle Hörvorlieben, die hier tatsächlich nicht nur theoretisch anmuten. Edel, edel kommt mir hier postwendend in den Sinn und gar nicht verkehrt ist auch die direkte Anbindung von Streaming- und Wandlereinheit. Geklotzt wird auch bei den beiden aüßerst präzisen Femto-Clocks von Accusilicon, die sich hier wie auch übrigens in der Master Edition des DMP-A6 wiederfinden.
Bei den OP-Verstärkern in der Ausgangsstufe spendierte man auch hier die OPA1612 Module, deutlich kostspieliger, als die OPA 1642 der normalen DMP-A6 Version. Ob DAC oder Streamer, wer mit mehr als den für gewöhnlich üblichen 24 Bit / 192 kHz operieren will, der nutzt die USB-Schnittstelle, die hier anders als im DMP-A6 in der klassischen USB-B Variante vorliegt, aber ebenso von einem leistungsstarken XMOS-Chip der neuesten Generation profitiert. Hier sind dann Auflösungen bis 768kHZ oder DSD512 möglich, die dann entweder vom Mac / PC oder einer anderweitigen Quelle, beigesteuert wird. Mir fiele hier beispielsweise meine Streaming-Bridge in Form des Auralic Aries Femto spontan ein. Müden Fernsehton hilft der DMP-A8 mit seinem mit Audio-Return-Channel (ARC) HDMI-Eingang auf die Sprünge.
Ebenso gut oder eben zusätzlich, je nach Setup, kann man den DMP-A8 auch als Streamer nutzen und damit externe Kopfhörerverstärker, höherwertige DACs sowie Verstärker mit digitaler Eingangsektion oder ensprechend digital anteuerbare Aktivlautsprecher sowohl mit oder ohne eigener Lautstärkeregelung direkt anfahren. Hierfür bietet er zusätzlich zur analogen R-2R, eine verlustfrei ausgelegte digitale Lautstärkereglung via DSP. Aufgewertet mit Update auf Version 1.3.20, ist diese nunmehr nicht mehr in einem Bereich von 0 – 15 regelbar, sondern mit einer viel feineren Rasterung von 0 – 100 dB versehen. Eversolo spricht hier von einer EVC- (Eversolo Volume Control) Engine, die über einen neuen Algorithmus verfügt, der dem beim Eingriff der Regelung zwangsläufig sich reduzierenden Bitvorrat einen höheren Informationsgehalt belässt und somit im Umkehrschluss zu einer hochwertigen Regelung der Lautstärke auf digitaler Ebene führt.
Für eben o.e. Zwecke, verfügt der Eversolo DMP-A8 je einen koaxialen wie optischen (Toslink) S/PDIF-Ausgang, die allerdings beide nur Musik vom internen Streamer ausgeben. Kleine Einschränkung hier, digital zugeführte Signale (Bluetooth beispielsweise oder der via optischer Leitung angeschlossene CD-Player) werden hauptsächlich über die analogen Ausgänge oder als Besonderheit über den in Kennerkreisen derzeit als äußerst hochwertig gehandelten I2S-Ausgang ausgegeben, der wiederum HDMI als Vehikel nutzt. Das heißt letztlich, dass ein Durchschleifen externer digitaler Quellen via S/PDIF-Out nicht vorgesehen ist.
Abschließend stehen noch zwei USB-A-Anschlüsse parat, wobei lediglich der untere Audio ausgibt, während der obere der beiden, wahlweise als OTG-Eingang fungiert und so beispielsweise einem Tablet, Smartphone wie auch einer externen Festplatte Zugang gewährt. Oder wahlweise CDs einliest oder diese kurzerhand direkt wiedergibt, wenn ein externes Laufwerk angeschlossen wird. Ist also der CD-Player bedauerlicherweise auf eBay, beim Geschäftskollegen oder dem bereits umgezogenen Nachbarn gelandet, lässt sich dieses Malheur mit dem DMP-A8 tatsächlich beheben. Und sollten mal, was selten aber durchaus mal vorkommt, die Metadaten der einzulesenden CD nicht automatisch gefunden werden, lassen sich diese auch nachträglich editieren. Ein weiterer Pluspunkt, wie ich finde, ist der via Netzwerk realisierte Datentransfer vom oder zum PC / Mac. Hier findet dann über den Finder des Mac beispielsweise, die eine oder andere Musikdatei ihren Weg zum internen, fest verbauten Speicher des Eversolo. Der ist mit 64 GB jetzt nicht all zu üppig dimensioniert, aber ein paar Lieblingsalben können da durchaus eine Bleibe finden. Für mehr einzulesende CDs oder bereits vorhandene, riesige Musikbibliotheken empfiehlt sich die Möglichkeit, auf eine nachrüstbare, interne SSD zu setzen, die dann selbstverständlich ebenso angewählt werden kann.
Der Slot hierfür, befindet sich auf der Unterseite und nimmt M.2 SSDs mit bis zu 4 TB Speicherkapazität auf. Und auch hier wieder eine Besonderheit und zwar die netzwerkunabhängige Wiedergabe, der darauf abgelegten Musikbibliothek auf ultrakurzem Signalweg. Und, sollte das Netzwerk tatsächlich mal ausfallen, bleibt der DMP-A8 eben nicht stumm, sondern kann old-school mäßig von Hand am Gerät gesteuert werden oder über seine „analog“ angeleinten Zuspieler weiter musizieren. Klingt nicht nur praktisch, das Ganze ist auch aufgrund der direkten Verbindung und wie erwähnt kurzen Wege (zwischen M.2 SSD und anschließender Wandlereinheit) nicht nur ultraflott, sondern auch wie ich finde, beeindruckend klangstark.
Ins heimische Netzwerk geht es dank zwei, der drei rückseitigen Stummelantennen entweder drahtlos (2,4 GHz / 5GHz) oder per RJ45 Ethernet (Gigabit-LAN) Die dritte Antenne ist für Bluetooth vorgesehen. Soll es drahtlos, unkompliziert und für ein bequemes, schnelles Zuspiel gehen, bieten sich Spotify Connect, Tidal Connect wie auch AirPlay oder eben Bluetooth an. Μit einem modernen Qualcomm QCC5125 5.0 Modul ausgestattet, gibt sich der DMP-A8 kooperativ mit den Codecs AAC, SBC sowie aptX, aptX HD, als auch über den HiBy R6 Pro in Praxi ausprobiert, LDAC mit 96 kHz. Kleiner Kritikpunkt, wenn er in Ermangelung von bidirektionalem Bluetooth seine Inhalte drahtlosen Kopfhörern verweigert, warum dann kein Kopfhörerausgang? Sicher, kompromisslose Naturen schließen einfach einen externen KH-Amp an, aber praktisch wäre es sicherlich gewesen.
Ist man mit dem eigenen Netzwerk verbunden, steht einem ein Reigen an Möglichkeiten offen. So sind eigene Inhalte aus dem Netzwerk, sei es abgelegt auf einer NAS oder eben gestreamt aus der Cloud über die sehr übersichtlich, strukturiert und bedienerfreundlich konzipierte Eversolo-App per Knopfdruck abrufbar. Im Grunde kann eigentlich alles über die App gesteuert werden, nur gelegentlich müssen besonderen Funktionalitäten, wie beispielsweise die Anbindung an den Plex-Server, meist nur einmalig, über das berührungsempfindliche und informative, gestochen scharfe 6 Zoll große Display erfolgen. Aber auch da haben sich die Ingenieure mit dem Mirror-Mode was einfallen lassen und spiegeln das Ganze einfach auf der App, so dass man nicht jedes Mal und für jede Kleinigkeit zum DMP-A8 pilgern braucht. Sehr clever.
Die Kompatibilität mit Netzwerkprotokollen wie NFS, UPnP und SMB eröffnet neue Spielfelder und lässt auch eigene, in der Cloud abgelegte Inhalte, welche auf OneDrive oder DropBox lagern, ins Spiel kommen. Interessanterweise kann der DMP-A8 via SMB seine Inhalte als Share im eigenen Netzwerk bereitstellen, allerdings habe ich gefühlt ewig und unzählige Versuche gebraucht, bis dies erfolgreich über die Bühne ging. Dazu kommt, aktuell kann lediglich über die WiiM App oder über den Mac auf dieses Share zugegriffen werden. Was in der Praxis bedeutet, dass ein WiiM Pro beispielsweise auf die beim DMP-A8 abgelegten Inhalte zugreifen kann. Bedeutet aber auch, dass der DMP-A8 nicht von meinen üblichen Apps, wie mconnect als eigenständiger Media-Server erkannt wird. Das wäre natürlich zu begrüßen, aber wer weiß, vielleicht liefern die Eversolo-Ingenieure über ein Update diesbezüglich eine praktikable Lösung nach. Selbstverständlich ist mittlerweile auch die Roon Ready Zertifizierung erfolgt, wer mag kann zudem auch einen eventuell vorhandenen Squeezebox-Server (LMS-Server, der mittlerweile als Lyrion Music Server statt Logitech Media Server firmiert) in Verwendung nehmen. Das funktioniert sehr gut, nur der Lautstärkebug, bei dem der vom LMS-Server angezeigte und tatsächlich am DMP-A8 anstehende Pegelstand um ein paar dB abweicht, nervt ein wenig. Und erwähntes Plex? Ja, sicher, zwar noch als Beta-Version, aber es funktioniert.
Zugegeben, dass ist alles teils recht nerdig, aber ungemein reizvoll. Die sich bietenden Möglichkeiten durchaus somit äußert vielfältig. Aus der Cloud kann auf alle möglichen Streaming-Dienste zugegriffen werden, wobei nicht nur die Platzhirsche wie Qobuz, Tidal, Deezer, Amazon Music dabei sind, sondern auch das verlustfrei streamende Radio Paradise und als Bonbon der deutsche Dienst highresaudio.com. Neu hinzugekommen ist neuerdings auch der Streamingservice Idagio, der sich hauptsächlich an Freunde der klassischen Musik richtet. Aber, einen weiteren Trumpf gibt es auch noch: Der DMP-A8 erlaubt dank seines auf Android basierenden Betriebssystem das Herunterladen von Installationsdateien, also von Apps im Apk-Format. Heureka, damit lassen sich also nicht nur TuneIn oder Spotify installieren, sondern auch und jetzt kommts, Apple Music und Apple Classic. Die dann nicht eine reduzierte Bandbreite wie über Airplay gestreamt im Gepäck haben, sondern native Auflösung (HiRes) ausgeben. Seit dem neuesten Update findet sich neben TuneIn auch Apple Music auf der internen Liste der Streaming-Dienste, allerdings bleibt bei Apple Music in dieser Variante, die Auflösung auf CD-Qualität (44,1 kHz) beschränkt. Also dann lieber doch die manuelle App-Installation, denn so lassen sich dann auch die HiRes-Lossless Tracks abspielen. Und damit das auch bit-perfekt funktioniert hat man beim DMP-A8 (wie auch beim DMP-A6) unnötige Signaleingriffe des Android-Betriebssystems mit der eigen entwickelten EOS-Engine (Eversolo Orignal Sample Rate Engine) kurzerhand unterbunden.
Mit einer Höhe von 9 cm, einem eher ungewohnten 38 cm Breitenmaß und einer Tiefe von 24,8 cm zeigt sich der DMP-A8 eher dezent bis unaufgeregt. Die fein gebürstete Front seines schwarzen, aus Aluminium gefertigten Gehäuses zeigt sich clean, lediglich Lautstärkeregler (der auch als Ein-und Ausschalter fungiert) und das große, scharfe Display mit seinen unzähligen und umschaltbaren VU-Metern und Spektrometern lenken die Blicke auf sich. Auch findet sich der für Eversolo typische, oberseitig eingefräste Firmenschriftzug wieder.
Alles zeigt sich sauber verarbeitet und eingefasst, hier gibt es preisklassengemäß nichts zu bemängeln. Während die seitlichen, eher designmäßig angedeuteten Kühlrippen eine elegant-wertige Anmutung unterstreichen, erstaunt dann doch das vergleichbar üppige Gewicht. Für einen DAC-Netzwerkstreamer mit Preamp dann doch beachtlich. Ursächlich dafür dürfte die Netzteil-Sektion im Inneren sein, die mit einem Hybrid aus schalt- und linearem Netzteil für getrennte Spannungsversorgung sowohl für den analogen (Linear) als auch den digitalen Teil (Schaltnetzteil) ausgelegt ist. Tatsächlich erstaunt mich beim Blick ins Innere der piekfeine symmetrische Aufbau, die strikte Trennung von digital und analog wird hier konsequent umgesetzt und ganz ehrlich, das ist eine selten zu sehende Augenweide. Hier kommt nicht nur der Techniker ins Schwärmen.
Wie auch in der Master Edition des DMP-A6 kommt auch hier übrigens ein rechenstarker Cortex-A55 Vierkernbaustein zum Einsatz. Im Unterschied zu diesem verfügt der DMP-A8 einen eigenen, von AKM beigesteuerten DSP. Zurückgegriffen wird auf einen 4 GB großen DDR4 Arbeitsspeicher in Kombination mit einem ebenfalls als Speicher nutzbaren und bereits erwähnten 64 GB eMMC Flash Modul, das auch die für einen reibungslosen Betrieb notwendigen Systemdateien verwahrt. Stichwort DSP, hier findet sich ein durchaus relevanter Unterscheid zum DMP-A6 / DMP-A6 ME. Der separate DSP erlaubt deutlich mehr Regeleingriffe und somit ein noch individuell einstellbareres Klangbild, als es mit dem DMP-A6 machbar ist. So lassen sich anders als beim DMP-A6 individuell nicht nur der parametrische Equalizer, Loudness, Hochpass-Tiefpassfilterung wie auch Kompression, Signalverzögerung und sogar eine FIR-Filterung vornehmen.
Symmetrisch an die hochpräzisen Adam Audio A8H Studiomonitore angeleint, lasse ihn abwechselnd gegen den DMP-A6 Master Edition, Streamer wie den Wattson Audio Emerson Digital, Innuos ZENmini Mk3, Linn Sneaky Music DS, Auralic Aries Femto, die vollsymmetrische, analoge Vorstufe Quad Artera Pre und den RME ADI-2-DAC FS antreten. Dabei zieht sich seine klangliche Signatur, ganz gleich ob als Pre, DAC oder Streamer wie ein roter Faden durch sämtliche Vergleiche. Verkabelt stets mit den wie ich finde vorzüglichen CSM Gold 250 XLR-Kabeln von Cordial, von den man sich guten Gewissens gleich mehrere Sätze zulegen kann, ohne sich damit finanziell zu ruinieren. Wie der Eversolo, wird auch die Quad Vorstufe symmetrisch an die Adam Audio A8H verkabelt. Die musikalischen Inhalte steuern Roon, Qobuz, Tidal sowie die interne SSD bei.
Hinsichtlich der allgemeinen Klangsignatur komme ich nicht umhin festzustellen, dass sowohl die rein analoge Quad Vorstufe, wie der Eversolo DMP-A8 detailfreudig und räumlich sehr weitgefächert auftreten, dabei dennoch einen unterschiedlichen Charakter aufzeigen. So wirkt die Quad Vorstufe minimal analytischer und direkter, während der Eversolo sich euphonischer und somit immer noch neutral, aber minimal angewärmter präsentiert. Hier zeigt sich der DMP-A8 mehr am Innuos ZENmini Mk3 mit Linearnetzteil angelehnt, von einem größeren Unterschied kann kaum eine Rede sein, eher sind es Nuancen. Letzlich, erscheinen mir die oberen Lagen beim DMP-A8 im Verhältnis zum DMP-A6 ME feiner ziseliert und bei gleicher hoher Auflösung ein Quentchen seidiger und damit unangestrengter. Bewegt sich der DMP-A6 in eher kühler intonierte, analytischer geprägte Gefilde, zeigt sich der DMP-A8 unaufgeregter und freier, gleichwohl sanfter granuliert und mit einer im Vergleich losgelöster wirkenden Transparenz. Dabei zeigt er sich langzeittauglich und unangestrengt in den oberen Lagen wie beispielsweise auch der Emerson Digital. Interessant der Vergleich zum Auralic Aries Femto, der sich viel Mühe gibt, sehr luftig zu klingen und mit schlankerer Tonalität auf maximale Durchhörbarkeit setzt, gleichwohl aber hier die ausgewogene Klarheit des DMP-A8, die ohne jegliche Nervosität einwirkt, vermissen lässt.
Im direkten Vergleich zum DMP-A6 ME überzeugt mich der DMP-A8 deutlich mehr hinsichtlich Auflösungsvermögen, Homogenität und Natürlichkeit in den obersten Lagen. Auch hier bestätigt sich ein doch sanfteres, wärmeres Intonieren der AKM-Wandlerchips im Vergleich zu den eher analytischer agierenden ESS-Konkurrenten. Aber viele Faktoren bestimmen das klangliche Ergebnis, nicht nur die Wandler. Jedenfalls, und auch das ist interessant, der Eversolo DMP-A8 zeigt sich gerade bei intensiv bemühten Streichern, wie beispielsweise im Stück „Abelvaer“ von den TrondheimSolistene (Album: In Folk Style) wiederum nicht zu gülden, sondern mit feinerem Schliff als beispielsweise der auf sehr hohe, fast schon nüchterne Neutralität getrimmte RME ADI-2-DAC FS, welcher ebenfalls AKM-Wandler sein eigen nennt und auch als Vorstufe agieren kann.
Von forscherem Gemüt zeigt sich hier der kleinere DMP-A6 ME, der den Strahlgrad mehr auf die Spitze treibt und sich statt hyggeliger Sanftheit eher der analytischeren Gangart zuwendet. Hier überzeugt die luftige und gleichzeitig langzeittaugliche Darbietung des DMP-A8 vor, der dabei keinerlei Feininformationen unterschlägt und alles andere als zurückhaltend wirkt. So wirkt auch das Auflösungsvermögen des DMP-A8 nicht nur ausgesprochen feinsinnig, sondern auch von bestechender Klarheit. Präsentiert die aus feindynamischer Sicht, mal sanfter mal energetischer intonierten dynamischen Spreizungen von leise zu laut, dermaßen greifbar, dass man sich nicht irgendwo inmitten des Auditoriums, sondern deutlich näher in Richtung der ersten Reihe zum Orchester wähnt. Das verleiht dem DMP-A8 eine besondere, involvierende Wirkung, die heraussticht und von der sich auch der Innuos ZENmini Mk3 nicht absetzen kann. Das spricht mich aufgrund meiner Hörgewohnheiten schlicht mehr an, als beispielsweise über den RME, dem ich seine gefühlt näher an Neutral-Null operierenden Spielweise keineswegs als Nachteil auslegen will. Wer also gerne hohe Feinauflösung ohne analytische Askese serviert bekommen mag, dürfte hier mehr als glücklich werden.
Kommen wir zum Mittenband, dann erscheint die sonore Stimme von Lambchop Frontman, Kurt Wagner über den DMP-A8 mit reichlich Kraft und Intension im Brustton, ohne dünn oder emotionslos zu wirken. Interessant hierbei, beim erneuten Wechsel der Filter in Richtung Short Delay Slow Roll-off, verlagert sich die Stimme innnerhalb der virtuellen Bühne, einen kleinen, gefühlten Schritt nach hinten. Hier zeigt sich wiederum die Quad Artera Vorstufe vollkommen unaufgeregt und ebenso als kein Kind von Traurigkeit, lässt sie doch die Stimme Kurt Wagners dennoch eine Nuance auf der kühleren Seite von Neutral agieren. Tatsächlich kann sich keiner der Aspiranten, auch der Innuοs nicht, ernsthaft voneinander absetzen, so dass ich es schonmal hierbei bei einem Unentschieden belassen und festhalten will, dass all diese Probanden auf für meine Ohren sehr hohem Niveau unterwegs sind.
In Ermangelung einer ultrateuren Konkurrenz, greife ich erneut zum RME ADI-2-DAC FS, der wie erwähnt ebenfalls AKM bestückt zu Werke geht. Während dieser wiederum einen Hauch schlanker und minimal heller modelliert, erscheinen mir Lebendigkeit und Natürlichkeit bei allen dreien Probanden gleichwertig ausgeprägt. Allerdings, entfalten natürliche Instrumente wie Klavier oder auch Flötentönen ihre hohe Natürlichkeit ohne bewusste Betonung, sprich minimale Anwärmung im Grundton, wie beispielsweise beim Emerson Digital. Geschmackssache letztlich, etwas hyggeliger der Schweizer, während DMP-8, Innuos und RME hier temporeicher, beweglicher vielleicht auch einen ticken beschwingter auftreten.
Letztlich überzeugt mich hier, die für meinen Geschmack einen Ticken gelungere Ausgewogenheit des DMP-A8, die sich aus griffigem Volumen, Transparenz und homogener Linearität zusammensetzt, während der RME etwas einen Hauch mehr auf Transparenz, Auflösung und Agilität zu setzen scheint. Hier lässt der Eversolo DMP-A8 auch den Linn Sneaky DS wie auch den Auralic Aries Femto hinter sich, die zwar wunderbar musizieren, aber nicht den gleichen tonalen Zauber entfachen. Hierfür „atmen“ die Mitten beim Eversolo DMP-A8 gefühlt befreiter und wirken gleichsam akkurat wie intensiv, dabei auch gleichermaßen ungemein unaufgeregt. Was zwar widersprüchlich klingen mag, aber genau das entscheidende Kriterium darstellt.
Bleiben wir bei klassischen Stücken, hier zeigt sich wieder diese faszinierende Spielweise, wie sie auch der Innuos ZENmini Mk3 mit Linearnetzteil nicht viel anders abliefert und welche sich als einnehmend und involvierend zugleich beschreiben lässt. Gut möglich, dass es daran liegt, dass aus dem Nichts einsetzende Blechinstrumente nicht nur exakt lokalisierbar, sondern mit feinsten Schattierungen und einer authentischen Plastizität versehen, sich fast schon dreidimensional vor dem inneren Auge positionieren. Den Randbereichen widmet sich der DMP-A8 mit minimal akkuraterer Großzügigkeit als sein kleinerer Bruder und leuchtet dabei authentisch in die Tiefe. Sprich genau da wo ein tonales Ereignis stattfindet, zeigt er auch hin. Künstliche Übertreibungen finden hier nicht statt. Ebenso interessant, während der DMP-A6 ME das Geschehen ganz leicht nach vorne projiziert, erreicht der DMP-A8 aufgrund der weitläufigeren räumlichen Tiefe einen gesteigerten Involvierungsgrad und rückt auch hintergründig wirkende tonale Ereignisse besser, sprich wahrnehmbarer ins Licht. Das Rennen ist durchaus knapp, einen kleinen Ticken der Vorsprung hier für den DMP-A8, dicht gefolgt vom Innuos, Emerson Digital nebst DMP-A6 ME, sowie den restlichen Streamer-Akteuren.
In den unteren und untersten Lagen zeigt sich der Eversolo DMP-A8 temporeich, sehnig und lässt gezupfte Kontrabassläufe geschmeidig schnalzend und mit reichlich Kontour an die Ohren. Nicht ganz so entschlossen und emotional gibt sich der DMP-A6 ME, der hier ein Stück weit technisch-nüchterner wirkt und einen Kontrabass eben nicht mit der selben straff gemeißelten, aber auch besonderen Akzentuierung und Kontrolle federn lässt. Von ähnlicher Gangart wie der DMP-A6 zeigen sich hier auch der Auralic und der Linn, die sich bei tieffrequenten Impulsen zwar auch sehr tief, akkurat und vielschichtig geben, aber nicht die gleiche Bandbreite bei der Variationstiefe, sprich bei der Darstellung, Umriss, oder das Changieren bei ausschwingenden Tönen im Tieftonsprektrum bieten. Mithalten kann hier nur der Wattson Audio Emerson Digital, während der Innuos ZENmini Mk3 eine kleine Schippe straffer und schlanker auftritt. Zugegeben wir sprechen hier mal wieder über Nuancen, aber die addieren sich. Auch wirken die Schattierungen der tieferen Frequenzen, speziell bei elektronischen Tiefbassstücken, wie sie beispielsweise Aleksi Perälä in seinen Alben gerne verschwenderisch einsetzt, beim DMP-A8 eindeutiger nach, während einzelne Abstufungen eines Impulses hinsichtlich Intensität und Tiefe nicht nur griffiger erscheinen, sondern dabei auch deutlich besser im Saft stehen. Das führt zu einem spürbareren Impact, der im Zwerchfell einfach mehr Wirbel auslöst, um es mal ganz umgangssprachlich zu beschreiben.
Hut ab, der Eversolo DMP-A8 vereint derart viele Funktionen und klangliche Besonderheiten, die ich in dieser Preisklasse gar nicht zu vermuten wagte. Gebührend berücksichtigt wurden die technischen Gegebenheiten bei der tonalen Weichenstellung, wofür der symmetrische Aufbau, die Bauteile und die hochwertige, teils lineare Netzteilsauslegung eine eindeutige Sprache sprechen. Zu seinen Stärken gehört neben seinen vielseitigen Einsatz- und Anschlussmöglichkeiten auch die klangliche Gesamtleistung, die in diesem Preissegment sicherlich ein Benchmark setzt.
Mit seiner luftig-offenen, ausgewogenen aber dennoch farbintensiv, räumlich ausdrucksstarken Spielweise reicht er sicherlich nicht an signifikant kostspieligere Platzhirsche heran, ist aber ein gehöriges Stückchen näher daran, als beispielsweise der kleinere Bruder DMP-A6 ME. Zu seinen Schwächen zählt der fehlende Kopfhörerausgang, eine fehlende Bluetooth-Bidirektionalität, sowie fehlende Ausgabe sämtlicher digitaler Eingänge via S/PDIF.
Dennoch, wer auf der Suche nach einer Streaming-Vorstufe ist, die sich gleichermaßen als DAC nicht zu schade ist, vor unzähligen nerdfaktorverdächtigen DSP-Einstellmöglichkeiten nicht zurückschreckt und welche über eine hochwertige, widerstandsnetzwerkbasierte R-2R Lautstärkeregelung verfügt, der findet hier einen außergewöhnlichen Spielpartner. Freunde einer gemeinhin analytischen und tonal schlankeren Tonalität, dürften sicherlich bei anderen Spielpartnern fündig werden. Kurzum, der Eversolo DMP-A8 bietet klanglich im Vergleich zum DMP-A6 (ME) die reifere, tonal ausgewogenere Ausrichtung und sorgt auch ganz nebenbei für weniger Geräte im Regal.
In dieser Preisregion ist mir kein audiophilerer Universalist bekannt. Dass der DMP-A8 meine altbewährten Referenzen stellenweise ein wenig blass aussehen lässt, die zugegebenermaßen entweder günstiger oder einfach in die Jahre gekommen sind, geschenkt. Moderne Zeiten eben.
Vertrieb des Eversolo DMP-A8
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