Digitaler Audio Player
COWON PLENUE S
DIGITALER AUDIO PLAYER
COWON PLENUE S - IM PRAXISTEST
Autor: Fritz I. Schwertfeger
Fotos: Cowon / Fritz I. Schwertfeger
30.07.2016
Diesen mobilen Digital Audio Player (DAP) solltest Du unbedingt gehört haben, er wird dich begeistern, sagte Lothar Kerestedjian von highresaudio.com bei unserem letzten Gespräch. Na gut, ging es mir durch den Kopf, wenn schon er als Grand Connaisseur in Sachen Hi-Res-Audio ins Schwärmen gerät, dann muss es ja was Besonderes sein. Warum also nicht einen Blick riskieren?
Ein paar Tage später lag er vor mir, der Plenue S des koreanischen Herstellers Cowon. Hierzulande vielleicht nicht jedem bekannt, sind die Koreaner in ihrer Heimat und generell im asiatischen Raum eine gesetzte Größe. Vom günstigen MP3 Player bis hin zu ultra-kompakten Hi-Res-Playern wie dem Plenue D findet sich eine breite Auswahl im Repertoire des Herstellers. Der Plenue S markiert die Speerspitze der Plenue Hi-Res-Player Familie und peilt unübersehbar das audiophile High-End Segment an.
Auf die Frage, was denn der Cowon alles beherrsche, gab ein hörbar amüsierter Kerestedjian eine denkbar knappe Antwort, ganz entspannt wohlgemerkt. Pure Music, hieß es da nur. Aha, also keine Spielereien welche die meisten Android basierten DAPs mitbringen? Wie etwa Zugriff auf das Internet, Apps, Video-Wiedergabe? Auch kein Streaming vom eigenen Musik-Server oder Streaming-Diensten? Internetradio? Bluetooth?
Auch nicht, keine Gimmicks, nur reine Musik, wiederholte sich Kerestedjian.
BEDIENUNG / HANDLING
Dafür bringt der Plenue S aber neben hochwertiger Verarbeitung, 128 GB internen Speicher (per micro-SD Card erweiterbar) und feinster Technik im Inneren auch ganz andere Vorzüge mit. So z.B. einen symmetrischen und einen unsymmetrischen 3,5 mm Kopfhörerausgang. Für den direkten, hochwertigen Anschluss an die Anlage zuhause übernimmt der symmetrische Kopfhörerausgang die Funktion eines analogen Line-Out, nur noch die Lautstärke auf max. einstellen, fertig.
Der unsymmetrische Kopfhörerausgang ist gleichzeitig auch optischer S/PDIF Ausgang, so dass mit einem entsprechenden Toslink-Kabel auch ein direkter Anschluss an einen externen DAC oder entsprechend ausgestatteten Verstärker oder Netzwerk-AV-Receiver unkompliziert möglich ist. Diese Möglichkeit ist unter uns gesagt, zwar ganz nice to have, aber irgendwie doch zu sehr 90er Jahre, zumal über den optischen Ausgang nicht auf die ganze Ausgabebandbreite des DAP zurückgegriffen werden kann. Eine vollumfängliche digitale Ausgabe über USB wäre da schon wünschenswerter, bleibt dem geneigten highender letztlich eben doch nur der Weg über eine analoge Verbindung zur heimischen Anlage wenn dort DSD-Inhalte wiedergegeben werden sollen.
Aber hier kommt wiederum der Clou: Zusätzlich zu seinem unterseitigen USB-B Anschluss, zur Energie- und Datenversorgung, verfügt der Plenue S auch über einen weiteren symmetrischen Ausgang, der mit einer optional erhältlichen Dockingstation passgenauen Kontakt aufnimmt. Somit optisch ansprechend fest an eine Energiequelle angeschlossen, macht der Plenue S nicht nur unterwegs, sondern auch direkt mit der heimischen Anlage verkabelt eine bella figura.
Via USB direkt an ein MacBook Air angeschlossen, wird der Plenue S zum USB-DAC und agiert so als externe, hochwertige externe Soundkarte. Was sich auf Reisen im Hotel z.B. als echter Segen entpuppen kann. Sein leistungsstarker Ausgangsverstärker mit kräftigen 3Vrms Ausgangsleistung ist in der Lage auch hochohmige Over-Ear Kopfhörer problemlos anzutreiben, was dem MacBook eben nicht mit gleicher Leichtigkeit von der Hand gehen will.
Wer lieber In-Ears oder niederohmige Kopfhörer verwendet, der kann den Leistungsteil des Verstärkers im Menü einbremsen, was wiederum der Akkuleistung zugute kommt. Der eingebaute Akku lässt sich mit einem handelsüblichen Smartphone-Ladegerät in knapp drei Stunden komplett aufladen. Damit reichen die Reserven des Plenue S für eine wie vom Hersteller angegebenen Spielzeit vom knapp 8 Stunden.
Sein sauber verarbeitetes Unibody-Gehäuse aus hochfestem Aluminium wirkt nicht nur auf den ersten Blick massiv und robust. Erstaunlicherweise liegt der Player mit seinen 204 Gramm dennoch erfreulich leicht und handschmeichelnd in der Hand. Das reduzierte Design gibt sich geradlinig, schlicht und schnörkellos. Als ob es sagen will, nichts soll den Hörer von der Musik ablenken. Das sich auf der Front räkelnde 3,7 Zoll große Display, ist in Sachen Coverdarstellung mit seinen 480x800 Bildpunkten ausreichend scharf und verfügt über lediglich einen antippbaren Bedienbutton. Egal in welchem Bereich des übersichtlich gehaltenen Menüs man sich befindet, ein Fingertipp und man ist sofort wieder auf dem zentralen Wiedergabe-Screen zurück.
Interessanterweise haben sich die Ingenieure hier tatsächlich ein paar nette Gimmicks einfallen lassen, bei denen sich der Musikfreund ein Grinsen kaum verkneifen dürfte. So zappeln im unteren Segment gleich zwei auf analog machende Level-Meter (umschaltbar auf rot pulsierende Balken) während die sich Restlaufzeit des Tracks als transparenter Fortschrittsbalken über das Cover schiebt. Alle wichtigen Funktions-Elemente wie Zufalls-wiedergabe, Wiederholung, Skip, Play und Pause finden sich unter dem Cover angeordnet wieder.
Wird dieses angetippt verändert es nicht nur seine Größe, sondern zeigt die gesamte Informationstiefe, d.h. Wortbreite, Format und Bittiefe. Wieder zurück auf dem zentralen Screen reicht ein Wischen von links nach rechts um zum nächsten Stück zu springen. Mehrere wählbare Skins bzw. Darstellungsoptionen der Player-Anzeige erlauben eine individuelle Anpassung nach freiem Gusto. Dreht man den Plenue S quer, so verändert er die Darstellungsweise und reiht die auf den 128 GB großen internen Speicher oder der micro-SD Card abgelegten Alben fein säuberlich auf. Herrlich unkompliziert gibt sich der Plenue S übrigens wenn es um die Bestückung mit musikalischen Inhalten geht. Einfach per USB an den Mac angeschlossen und schon wird er Laufwerk erkannt, welches mit Musik befüllt werden kann.
Generell ist die Bedienbarkeit des Cowon sehr intuitiv und selbsterklärend. Ein Lautstärke-Rad wird man vergebens suchen, dafür finden sich auf der rechten Gehäuseflanke ganz old-school mäßig, sauber implementierte Wipptasten. Praktisch, wenn man den Player nicht ständig aus der Hosen- oder Manteltasche herausholen mag und somit neben der Lautstärke auch gleich Trackwechsel oder Start/Pause initiieren kann.
Theoretisch per 200 GB microSD Card sollte der Cowon auf bist zu 328 GB Gesamtkapazität kommen. Leider stand keine derart große Speicherkarte beim Testen zur verfügung. Die vorhandene, 128 GB große Speicherkarte akzeptierte der Cowon ohne Murren.
TECHNIK / FEATURES/ FORMATE:
Im Inneren des Plenue S sorgt ein leistungsstarker ARM Dual-Core Cortex A9 Prozessor mit seinen rechenstarken 1,2 GHz für ein geschmeidig-schnelles Handling durch noch so umfangreiche Musikbibliotheken. Statt auf Android setzten die Koreaner lieber auf das bewährte und von vielen high-endern geschätzte Linux-System. Das so heißt es in Kenner-Kreisen, konzentriere sich aufs Wesentliche und zeige sich als ein für die Musikwiedergabe in besonderem Maße optimiertes System. Solche Aussagen, machen natürlich neugierig und wecken eine hohe Erwartungshaltung was den bevorstehenden Hörtest angeht.
Eine individuelle Anpassung der Wiedergabe erlaubt der Cowon Plenue S mittels seiner JET 7 genannten Soundtechnologie. Wer sie nicht braucht, aktiviert sie erst gar nicht. Wer aber je nach Umgebung oder Musikgenre die Vorzüge eines solchen Instrumentariums entdeckt, kommt aus dem Spieltrieb schier nicht mehr heraus. So erlaubt das System die Erstellung von bis zu sechzehn eigenen Presets unter Verwendung eines sich über 10 Bänder erstreckenden Equalizers.
Doch damit nicht genug, Bassverstärkung, Phasenkorrektur, das Aufpolieren von dünnem MP3-Sound oder Effekte wie Chorus und Hall lassen weitere Möglichkeiten zu. Alternativ greift man einfach auf die 50 voreingestellten Presets des Herstellers zurück. Auch wenn man es sich ja eigentlich nicht eingestehen mag, aber so manche klassische Aufnahme klang mit dem JET 7 System schlicht ergreifender als ohne. Insofern ein interessantes Feature, das bei Bedarf für einen reicheres Musikerlebnis sorgen kann.
Gapless-Wiedergabe, vor allem für Klassik-Liebhaber ein unverzichtbares Feature ist ebenfalls selbstverständlich, wie die Darstellung von Covern im .jpg-Format innerhalb von .WAV-Dateien. Auch das Einlesen einer bis an den Rand bestückten 128 GB micro-SD geht dem Cowon äußerst flott von der Hand. Der Player agiert in allen Belangen blitzschnell, so dass keine Wartezeiten oder hinterherhinkende Anzeigen den Hörspaß eintrüben.
Ganz den entspannten Formatversteher gebend, können Musikbibliotheken nach Gusto mit allen möglichen Musikformaten bestückt sein. Unerheblich also, ob es sich um Dateien in FLAC, WAV, AIFF, ALAC (verlustfrei komprimierte CD-Qualität), verlustbehafteten Formaten wie MP3, WMA, oder hochaufgelösten Musikdateien mit Auflösungen bis hin zu 24 bit /192 kHz handelt. Ebenso selbstverständlich sind auch DSD-Dateien mit bis zu 11,2 MHz (DSD256 /QuadDSD), sowie das in PCM konvertierte DXD-Derivat bis zu 352,8 kHz, resp. 384 kHz.
Der Plenue S lässt mit seinem bestens beleumundetem Burr-Brown PCM 1792A Wandler nichts anbrennen und verwendet einen dualen (44,1 kHz und 48 kHz) TCXO (Temperature Compensated Crystal Oscillator) Takt-Oszillator als ultra-präzisen Taktgeber. Temperaturbedingte Schwankungen im Takt sind so kein Thema und das macht allein schon deswegen Sinn, weil sich die im Innern warmlaufenden Komponenten wie CPU, DAC und auch der Leistungs-Verstärker lediglich an der Gehäuseoberfläche Abkühlung verschaffen können. Elegant gelöst durch das kühlrippenartige Design der Rückseite wird der Cowon auch nach längerer Laufzeit nur angenehm handwarm.
HÖRTEST
Dass ein hochspezialisierter Hi-Res Audio Player die Wiedergabe eines Smartphones alt aussehen lässt, bedarf im Grunde kaum noch einer Erwähnung. Vollkommen mühelos trieb der Digitale Audio Player den 250 Ohm Kopfhörer beyerdynamic DT 1770 PRO an, und ließ den 32 Ohm Kopfhörer 99 Classics von Meze zur Höchstform auflaufen. Bei rockigeren Nummern wie „Grinder“ von Gary Clark Jr. (The Story Of Sonny Boy Slim) lieferte der Plenue S ein deutlich präziseres Schlagzeugspiel mit reichlich Kontour im Tieftonbereich. Dabei ließ er gleichsam das Gitarrenspiel und den Gesang von Gary Clark Jr. mit farbenreicherem Ausdruck ausgewogener, intensiver und gehaltvoller wirken.
SINGER-SONGWRITER
Nachdem sich der Plenue S also lange genug eingespielt hatte, durfte er seine klanglichen Fähigkeiten mit dem in 24 bit / 44.1 kHz vorliegenden Album „The Colour In Anything“ von James Blake (highresaudio.com) unter Beweis stellen. So erklang die Stimme von James Blake beim andächtig, ja fast schon pastoral anmutenden Stück „Waves Know Shores“ mit deutlicher Ausdruckskraft und fülligem, authentischem Körper. Man wähnte sich mit dem Plenue S tief in das Stück hineingezogen, was sich sicherlich auch mit der breit gefächerten Bühnenabbildung erklären ließ. Die im Hintergrund, immer wieder auf- und abschwellende Instrumentierung ließ sich nicht nur akkurat orten, sondern fügte sich facettenreich und sehr klar ausdifferenzierbar in das Klanggeschehen ein. Da musste sich das zum Vergleich herangezogene iPhone 6 S Plus ziemlich deutlich geschlagen geben. Zu sehr engte es den stimmlichen Horizont ein, ließ das Stück ungeschliffener und rauher wirken.
KLASSIK
Beim Stück „Suite For String Orchestra op. 48 : III. Finale“ aus dem Album Souvenir Part 1 von TrondheimSolistene in 24 bit / 192 kHz ebenfalls als Download von highresaudio.com vorliegend, zeigte sich erneut die sehr homogene Breitbandigkeit des Plenue S. Streicher intonierte er ohne Schärfe, gewährte ihnen aber den nötigen Biss, sowie fein changierende chromatische Tiefe in gleichem Maße um eine nachvollziehbare tonale Balance zu erreichen, die dem Hörer das Gefühl vermittelte, dass eine Geige genau so klingen musste und nicht anders. Dabei ließ der Plenue S auch feinen tonalen Ereignissen im Hintergrund genügend Raum, um wahrgenommen zu werden und nicht von den Instrumenten im Vordergrund überdeckt zu werden. Mit einer großen Natürlichkeit und einem klaren Farbenreichtum im Mittenband aufspielend, folgte er allen Schattierungen der verschiedenen Streicher ohne Mühe und lud zu einem intensiven Erlebnis ein. Wann immer das Tempo variierte oder es dynamisch wuchtig anschwellend zur Sache ging, ließ der Plenue S ohne Schärfe bei sehr hoher Transparenz und Auflösung, den Hörer in ein tief nach hinten gestaffeltes instrumentelles Panorama von hoher Weitläufigkeit eintauchen. Die Strahlkraft der Instrumente begleitete eine kraftvolle Authentizität, die dem Klangbild eine sehr ausdrucksstarke und dynamisch perfekt ausbalancierte Struktur verlieh.
FAZIT:
Der Cowon Plenue S ist ein auf reine, authentische Musikwiedergabe konzentrierter Purist. Seine weitläufige, dynamisch-kraftvolle Spielweise verbindet er mit nonchalanter, seidiger Auflösungs-Eleganz und einem konturierten, kräftigen Antritt in den unteren Oktaven. Das erlaubt ein entspanntes, dennoch intensives Hörerlebnis. Im direkten Vergleich zu Konkurrenten wie dem Pioneer XDP-100R oder dem Calyx M steuerte der Plenue S mit hoher tonaler Ausgewogenheit und einer eher dunkler timbrierten Fülle, in Nuancen wohlgemerkt, auf ein Kopf an Kopf Rennen zu. Verlierer hierbei? Keiner, alle drei musizierten schlicht auf höchsten Niveau.
Dass letztlich auch der Cowon Plenue S, den in seiner eigenen Liga aufspielenden, überreferenziösen AK 380 von Astell & Kern nicht vom Thron zu stürzen vermochte, sah man ihm unprätentiös nach. Dafür kostet der Cowon Plenue S schlicht die Hälfte, bietet einen ultra-kraftvollen Verstärker für hochohmige Kopfhörer, ein angenehm unkompliziertes Handling und ein sehr stimmig-kultiviertes, transparentes und weitläufiges Klangbild. Genug also, um seinen Gegenwert in höchst musikalischen Hochgenuss zurückzugeben, ganz gleich ob unterwegs oder im trauten Heim.
COWON PLENUE S
Preis: ca. 2.000,00 Euro
Im Vertrieb von: New-Tech-Products Handels GmbH
Weitere Informationen unter www.ntp-gmbh.com
WEITERE TESTS
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Fritz I. Schwertfeger
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