Pioneer XDP-300R - Praxistest  auf www.audisseus.de / Foto: Fritz I. Schwertfeger
Pioneer XDP-300R

PIONEER XDP-300R - Hi-RES PLAYER  Im Praxistest


PIONEER XDP-300R


Autor: Fritz I. Schwertfeger

Bilder: Pioneer / Fritz I. Schwertfeger

Februar  2016


Wer unterwegs hohe Ansprüche an die mobile Wiedergabe stellt und auch hochaufgelöste Alben genießen möchte, kommt um einen tragbaren Digital Audio Player (DAP) vermutlich nur schwer herum. Mit dem XDP-100R stellte Pioneer während der High End 2016 bereits den weltweit ersten MQA-fähigen HiRes-Player vor. Der in der Hierarchie größere Bruder, der brandneue XDP-300R, schickt sich an, die klangliche Messlatte noch ein ganzes Stück höher zu setzen.


PIONEER XDP-300R: Strength AND Beauty


Mit dem XDP-100R hat Pioneer bereits ein kleines Stück Geschichte geschrieben. Noch immer erhältlich, mittlerweile zu reduzierten Straßenpreisen von um die 450,00 Euro, ist er der erste mobile HiRes-Player, der das neue MQA-Verfahren von Beginn an Bord hatte. Der neue XDP-300R, bereits namentlich höher angesiedelt, bedient mit einem Verkaufspreis von 699,00 Euro den weit anspruchsvolleren Klangliebhaber.

 

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PIONEER XDP-300R: BEHERRSCHT WIE SEIN KLEINERER BRUDER...


... alle nur erdenkliche Musik-Formate und lässt sich per Line-Out Modus, unkompliziert über den Klinkenausgang, an die heimische Anlage einbinden. Die direkte Ausgabe per USB macht speziell bei einem extern vorhandenen, hochwertigen D/A-Wandler Sinn, allerdings wird hierfür ein OTG-Kabel benötigt. Aber auch Vollverstärker mit eigenem USB-Eingang, wie sie Pioneer mit dem A-70DA im Programm hat, lassen sich direkt anfahren. Per USB lassen sich übrigens aber auch Sticks oder kleinere stromsparende SSDs an die Leine nehmen. Und das sprichwörtlich, weil auch zu diesem Zweck ein OTG-Kabel von Nöten ist. Wichtig hierbei, dass nach FAT formatiert wird. USB-Sticks im Mac Format bleiben sonst unsichtbar.

 

Ob platzsparende, verlustbehaftete MP3 /AAC Files, verlustfrei codierte FLAC, ALAC Files oder unkomprimiertes WAV, alles wird selbstverständlich wiedergegeben. Fingerübungen will man fast schon ausrufen, sein Paradegebiet sind hochaufgelöste Inhalte. So zum Beispiel Inhalte mit Auflösungen bis zu 24 Bit / 384 kHz, ferner die in Studio-Qualität vorliegenden und dank MQA-Verfahren platzsparend codierten Master-Aufnahmen, sowie DSD-Material bis hinauf zu 11,2 MHz. Ganz gleich wie, Platzprobleme sollten dank seiner beiden, an der Seite eingelassenen Speicherschächte , welche micro-SD Karten mit bis zu je 200 GB Speicherkapazität aufnehmen, so schnell nicht aufkommen. (256 GB funktionieren laut Pioneer auch, können aber je nach Hersteller mit Instabilität aufwarten, also erstmal nur etwas für risikofreudige Naturen.) Schließlich ergibt sich in Verbindung mit den internen 32 GB ein Gesamtspeicher von bis zu 432 GB (respektive 544 GB im Falle von 2 x 256 GB). Das lässt also jede Menge Raum für musikalische Inhalte jeglicher Couleur.

 

Dank seines Android-Betriebssystems (5.1) bietet er sämtliche Features eines multimedialen Entertainers. Bluetooth der neuesten Generation, lässt per aptX-Verfahren die Musik in CD-Qualität aus externen One-Box Systemen oder Kopfhörern erklingen. Per WiFi (802.11ac) lässt sich der XDP-300R ans heimische Netzwerk anbinden und greift drahtlos auf Inhalte der eigenen Musikbibliothek zurück, die beispielsweise auf der eigenen NAS befindlich sind. Sogar HiRes-Alben lassen sich beispielsweise vom Netzwerkplayer Auralic Aries Mini, welcher dank interner SSD und Lightning-Server als eigene Server-Instanz im Netzwerk auftritt, auf den Pioneer streamen. Das funktioniert wunderbar mit der BubbleUPnP App und noch besser mit dem "NePlayer" des japanischen Spezialisten Radius, (beides über den Google Play Store erhältlich), der in Sachen Komfort und Qualität keine Kompromisse eingeht.

 

Der Zugriff auf den Google Play Store bietet wiederum eine breite Auswahl an Apps, die sich ebenfalls bequem herunterladen lassen. Ob informativer Natur wie beispielsweise Spiegel Online, oder Unterhaltungsspiele wie das allgegenwärtige "Subway Surfers", dieses Reservoir ist schier unerschöpflich. Besitzt man Multiroom-Systeme von Raumfeld, Sonos, Bluesound oder Heos lassen sich diese, per dazugehöriger App einfach steuern. Per Pioneer Remote App wird sich übrigens künftig, auch das Pioneer eigene Multi-Room System steuern lassen. Das auf FireConnect basierende System, bindet via Chromecast und später via Play-Fi, auch Fremdprodukte vieler Hersteller in die weitgehend offene System-Architektur ein. Aber auch Roon und Roon Essentials gegenüber zeigt sich der DAP erfreulicherweise sehr aufgeschlossen.  

 

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Stöbert man auf den Seiten von Download-Stores wie    www.highresaudio.com oder www.onkyomusic.com, lassen sich HiRes-Inhalte auch direkt erwerben und herunterladen. Mit letzterem, auch direkt abspeichern und abspielen. Internetradio via TuneIn mit seinen abertausenden Sendern, macht den DAP zum Weltempfänger, wenn es sein muss. Warum auch nicht während der Lieblingssong läuft, gleichzeitig auf Facebook und co. nach dem Rechten schauen?

Oder während der Zugfahrt  mal einen Film oder die Lieblingsserie via Netflix betrachten. Unterwegs ist für den Zugang ins Internet zwar via Tethering eine Anbindung an das Smartphone erforderlich, aber das beherrscht der Pioneer ohne Probleme und mittlerweile ist freies WLAN auch auf immer mehr Reisezügen verfügbar.  

 

Viel wichtiger für den Musikfreund, sind jedoch Streamingdienste, die eine schier unerschöpfliche Quelle an Inhalten darstellen. Hier bietet sich an was gefällt. Ob Spotify, Deezer (ohne Elite) oder Apple Music die datenreduzierte Kost anbieten oder verlustfreie Dienste wie zum Beispiel Qobuz oder TIDAL. Zwar kosten letztere ein wenig mehr als ihrer verlustbehafteten Konkurrenten, aber speziell TIDAL bietet seit neuestem, neben verlustfreier CD-Qualität, als einziger Musikdienst mit MQA, auch die Masterqualität eines Albums an. Zwar erst noch auf der Desktop-Variante, aber die mobilen Versionen sollten sicherlich in Kürze nachziehen.  

 

PIONEER XDP-300R: MQA - EINE NEUE ZEITRECHNUNG?

 

MQA steht für "Master Quality Authenticated" und wird oftmals fälschlicherweise als eigenständiger Codec betrachtet. Dabei hat Bob Steward, Gründer von Meridian, ein (De-) Kodierungsverfahren entwickelt, das mehrere gordische Knoten durchgeschlagen zu haben scheint. Hochqualitative Studio-Master-Aufnahmen werden mittels eines mathematischen Verfahrens von Ungenauigkeiten und damit Signalverfälschungen auf der Zeitachse bereinigt, was ein natürlicher klingendes Klangbild nach sich zieht. Anschließend wird das riesige Datenvolumen auf das Format einer CD herunterkodiert. Klein genug also um via TIDAL, den Traum von HiRes-Streaming aus dem Internet wahr werden zu lassen.

 

Das hochaufgelöste MQA-Inhalte platzsparend im Speicher eines mobilen Digital Audio Players abgelegt werden können, zählt ebenfalls zu den Vorteilen. MQA hat das Zeug unseren Genuss, Umgang und Verständnis für Musik komplett auf den Kopf zu stellen. Denn während in den Neunzigern und danach, Musikgenuss via MP3 für bequemes Handling bei klanglicher Askese stand, kann MQA mit HiRes-Streaming, Geschichte schreiben.

 

So gesehen ist das neue Verfahren ein im positiven Sinne zu betrachtendes, tonales, trojanisches Pferd. Das zunächst sichtbare Äußere entspricht in Wortbreite und Samplingfrequenz dem Äquivalent der klassischen CD. In diesem Fall einer verlustfrei komprimierten Musikdatei in 24 Bit / 44,1 kHz bzw. 48 kHz. Als Datencontainer wird auf bewährte Formate wie FLAC, ALAC oder WAV zurückgegriffen, so dass eine Rückwärtskompatibilität zu Geräten ohne MQA-Decoder definitiv gewährleistet ist.

 

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Per speziellem, mehrstufigen Kodierungsverfahren, für das Auge von außen also nicht sichtbar, verbergen sich die hochaufgelösten Inhalte eines MQA-Files, bis hinauf zu Auflösungen von 24 bit / 384 kHz isoliert und verlustfrei komprimiert in der tieferen Struktur, also im Inneren der Datei. Dazu wird im ersten Faltungsprozess beispielsweise von 192 kHz auf 96 kHz kodiert, im zweiten von 96 kHz auf 48 kHz. Ein 96 kHz Master wird beispielsweise im ersten Faltungsprozess in den 24 Bit / 48 kHz Mantel eingekapselt. Mit den vorliegenden Masters über TIDAL kann so in 24 Bit / 96 kHz gestreamt werden. Geräte mit eingebauten MQA-Decoder wie der mobile HiRes-Player Pioneer XDP-100R, der hier besprochene XDP-300R oder der Brooklyn DAC von Mytek sind in der Lage, die darüber hinausgehende, gesamte Auflösungsbreite zu encodieren. Näheres zu MQA findet sich auch im Artikel zum XDP-100R.

 

PIONEER XDP-300R: DIE UNTERSCHIEDE

 

Gleichwohl der XDP-100R mit seinem oberseitigen Bügel und dem unterseitigen Aufprallschutz, etwas sportlicher und progressiver um die Ecke kommt, zeigt sich der XDP-300R davon unbeeindruckt und die gleiche Formensprache aufgreifend, als aufs Wesentliche reduzierter Schöngeist. Ebenso aus einem massiven Aluminium-Block herausgefräst, verzichtet er jedoch auf jegliches Zierwerk, gibt sich schlicht und elegant zugleich. Das handschmeichelnde Gehäuse wirkt hervorragend verarbeitet und unverwüstlich wie ein Tresor. Auch ist es so proportioniert, dass es in Verbindung mit seinem geringen Gewicht von 200 Gramm sehr gut in der Hand liegt.

 

Während die mit einer Phase auf Ober- und Unterseite versehene, linke Gehäuseseite den Fingern ordentlichen Halt bietet, nimmt die am Handballen ruhende, gerade Seite, die sauber eingelassenen Bedientasten auf. Die Bedienung der im Betrieb am häufigsten gebrauchten Funktionen wie Start/Stop, Skip oder auch die Veränderung der Lautstärke am linksseitigen, leichtgängigen Rändelrad, gehen komfortabel, intuitiv und erfreulicherweise einhändig von Statten. Und das somit auch, wenn der Player beispielsweise in den Tiefen der Manteltasche ruht. Eine wählbare Sperrfunktion indes verhindert, dass dabei unabsichtlich die Lautstärke verändert wird. 

 

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Wie beim XDP-100R erwartet den Nutzer auch hier ein plan eingelassenes, die gesamte Front einnehmendes Gehäusedisplay, das mit hohen Kontrast, lebendigen Farben und mit einer Auflösung von 1280 x 780 Bildpunkten für ein enorm scharfes Sehvergnügen sorgt. Schließlich lassen sich auf dem XDP-300R nicht nur die Albencover darstellen, sondern bei Bedarf auch Videos von Netflix oder YouTube.

 

Neben großflächiger Darstellung von Albencover, zeigt der XDP-300R dank des großen Displays und der durchdachten Darstellungsweise alle wesentlichen Steuerungselemente übersichtlich und mit direktem Zugriff auf. So benötigt es keine umständliche Suche, wenn ein Stück in Dauerschleife laufen soll oder die Zufallswiedergabe, die vermutlich seltener zum Einsatz kommt, mal tatsächlich gebraucht wird. Informationen wie Format, Auflösung und Restlaufzeit des wiedergegebenen Tracks, werden direkt angezeigt. Bedarf es weiterer Informationen, genügt ein Klick auf den mittig angebrachten Platzhalter und schon zeigen sich Genre, Größe der Datei, Komponist und der Ort der Speicherung zusätzlich. Der Pioneer reagiert, ganz gleich an welchen Punkt innerhalb der Menüführung man sich befindet, blitzschnell und ohne Verzögerungen. Hierfür sorgt der mit massiver Rechenleistung ausgestattete und auch im kleineren Pioneer bestens bewährte Qualcomm Prozessor. 

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Insgesamt mit der gleichen intuitiven Bedienungslogik seines kleineren Bruders ausgestattet, verzichtet der DAP auf umständliche Menüstrukturen und ist auf kurze Wege bedacht. Kleine Details sind es, die das Leben leichter machen. Etwa wenn der rechte Display-Rand berührt wird, alphabetisch sortierte Anfangsbuchstaben hervorgehoben werden und sich so direkt, einfach und zeitsparend durch die gesamte Bibliothek navigieren lässt.

 

Erfreulich auch, dass sich fünf aufrufbare Fenster individuell konfigurieren lassen, so dass die am häufigsten benötigten Widgets auch genau da sind wo man sie braucht. Einmal eingerichtet ist der XDP-300R eine optimal auf die persönlichen Bedürfnisse abgestimmte Multimedia-Einheit. Alles was häufig benötig wird, ist meist per einem Fingertipp zu erreichen. Per Wischbewegung nach unten oder oben, statt sich umständlich durch Menüstrukturen durch zu arbeiten, lassen sich Playlisten erstellen und anzeigen oder auch die die laufenden Tracks, und das erweiterte Equalizer-Menü anzeigen.

 

Audiophile, die weder auf den hochwertigen Equalizer, der auf digitale und verlustfreie FIR-Filter zurückgreift und so Phasendrehungen von vornherein vermeidet, noch auf das graphische Gezappel des Spektrum Analysers wert legen, verwandeln den Player per "Stand Alone Modus" zum puristischen Asket. Hierbei schaltet der Player nicht nur das Display aus, sondern auch die WLAN- und Bluetooth-funktionalität, was nicht nur den Akku schont, sondern auch klangliche Störquellen fernhält.  

 

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Übernommen wurde auch hier die strikte Trennung der technischen Baugruppen in jeweils getrennte Platinen und Gehäusebereiche. So werden gegenseitige Störungen oder Beeinflussungen von vornherein vermieden. Im Gegensatz zum XPD-100R finden sich im XDP-300R gleich zwei SABRE ES9018K2M DACS von ESS Technology, die im doppelt differenziell operierenden Modus ihrer Arbeit nachgehen. Hierbei nutzt jeder Stereokanal jeweils zwei separate Wandlerkanäle, die gespeist mit dem Originalsignal und dessen umgedrehten Spiegelbild, nach der Wandlung ein symmetrisches Signalpaar abliefern.

 

Anschließend übernimmt ein Differenzverstärker die Feinarbeit, dabei löschen sich in gleicher Phase stehende Signalelemente aus, während gegenphasige Signalanteile, die das Nutzsignal darstellen, durch Doppelung heraus gesiebt werden. Die Folge dieses Prozesses sind größere Störabstände und somit, wenn man plakativ sprechen möchte, ein noch reineres Signal. Der ESS-Wandler an sich, gilt als einer der modernsten und bestens beleumundeten, die überhaupt am Markt erhältlich sind. 

 

Wer es gerne mit dem Upsampling hält, weil er sich davon noch geringere Jitterwerte, die weitere Reduzierung eventuell vorhandenem Quantisierungsrauschen und eine Verbesserung der Störabstände verspricht, der kann gewöhnliches 44,1 kHz Material auf bis zu 192 kHz hochrechnen lassen. Erfolgt die Ausgabe über USB, statt dem Klinkenausgang, lässt sich das Upsampling sogar bis auf 384 kHz hinauf bewerkstelligen.

 

Spielfreudige Naturen wiederum, können sich mit dem Pioneer regelrecht austoben. Da wären zum Einen die drei wählbaren Filtercharakteristiken des Wandlers (sharp, slow,short), welche auf die Phasen- und Amplitudenlinearität oder anders ausgedrückt, auf das Impulsverhalten des Signals Einfluss nehmen. Im Rahmen feiner, subtiler Veränderungen findet hier eine Ausrichtung des Klangbildes je nach persönlichen klanglichen Vorlieben statt. Darüber hinaus, erlaubt der XDP-300R zur Jitter-Reduzierung auch eine Einflussnahme auf die Phasenregelschleife (PLL: Phase Locked Loops) bei der Taktrück-gewinnung. Wird die auf sieben Stufen gespreizte Lock-Range verstellt, kann es unter Umständen zu Aussetzern kommen, was aber im praktischen Einsatz recht selten vorkam. Durch die Verschiebung der Lock-Range, bewegt man sich auf den Punkt zu, in welchem das Phasenrauschen des Jitters am geringsten ausgeprägt ist. Auch wenn es ein wenig Geduld und Konzentration erfordert, lassen sich dadurch Veränderungen im Klangbild wahrnehmen.

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Auch in Sachen Verstärkung greifen die Ingenieure bei Pioneer auf Bewährtes zurück und lassen gleich zwei, ebenfalls von ESS Technology stammende SABRE ES9601K Ampmodule antreten. Im Unterschied zum XDP-100R, der mit nur einem Amp auskommen muss, sind dadurch auch gleich zwei Kopfhörerausgänge an Bord. Neben der unsymmetrischen 3,5 mm Buchse findet sich auch ein symmetrischer 2,5 mm (balanced) Klinkenausgang am XDP-300R. Aber Obacht, von einer gleichzeitigen Nutzung indes, sollte dringend abgesehen werden.

 

Gleich zwei Änderungen fallen bereits im Start-Menübildschirm des XDP-300R auf. Dort finden sich neben den zeitsparend direkt anwählbaren „Line Out“ und „Stand Alone“ Widgets auch die Optionen „ACG“ und „Balanced“. Das Kürzel „ACG“ steht für Active Control Ground und stellt über die Schaltungstopologie der beiden Wandlerausgänge eine stabilere, störungsresistente Masseverbindung her. Mehr Natürlichkeit, mehr Ruhe im Klangbild verspricht man sich dadurch bei Pioneer. "Balanced" wiederum bietet den Vorteil, dass der XDP-300R durch den an Bord befindlichen BTL-Modus (Bridge-Tied Load) kurzerhand seine Ausgangsleistung verdoppelt. Während von Seiten des Herstellers im normalen Modus über den 3,5 mm Ausgang eine Ausgangsleistung von jeweils 75 mW pro Kanal angegeben wird, sind es im symmetrischen Betrieb bei der 2,5 mm Buchse im BTL-Modus, stramme 150 mW pro Kanal.

 

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Diese beiden speziellen Betriebsmodis sind jedoch nur im symmetrischen Betrieb aktiv. Verwirrend hierbei, dass sie dennoch am oberen Rand des Displays angezeigt werden, selbst wenn der unsymmetrische 3,5 Klinkenausgang Verwendung findet. Statt beide Ausgänge gleichzeitig zu versorgen, schaltet der XDP-300R, je nachdem was für ein Kabel ein- oder ausgesteckt wird selbständig zwischen unsymmetrischen und symmetrischen Ausgang um, was wiederum der Akkuleistung deutlich entgegenkommt.

 

Diese zeigt sich mit etwa 12 Stunden bei deutlich geforderter Leistungsabgabe zwar etwas weniger ausdauernd als beim XDP-100R, was aber nicht weiter wundert. Schließlich nehmen den mit 1.630 mAh gleich dimensionierten Akku hier nicht nur zwei Wandler, sondern auch gleich zwei Amps in Beschlag, die im Test ohne "Handbremse" ihre volle Leistung abliefern durften. Was wiederum je nach Impedanz des Kopfhörers, entsprechend an der Akkuleistung zerrt. 

 

Leistung, so zeigt die Praxis, ist beim Pioneer mehr als ausreichend vorhanden, aber wie bei vielen Dingen steckt der Teufel im Detail. Denn der Hersteller hat aufgrund von EU-Richtlinien bezüglich der Lautstärke, eine arg limitierende Begrenzung eingebaut. Die gute Nachricht ist, diese Handbremse lässt sich leicht auf eigene Gefahr lösen, wenn man im Menü die entsprechenden, leider nicht gleich offensichtlichen, Einstellungen ändert. Davon gänzlich unberührt, gilt es zunächst die offensichtlichen Weichenstellungen vorzunehmen. So zum Beispiel, die richtige Verstärkungseinstellung. Weshalb sich neben „Hoch“ noch drei niedrigere Einstellungen finden, erschließt sich mir nicht ganz, aber sei es drum. Schließlich will man nicht nur empfindliche In-Ear Kopfhörer betreiben, sondern auch weniger effiziente Over-Ears mit Impedanzen von 250 oder gar 600 Ohm. Dazu braucht es ordentlich Leistung, um gerade auch Kopfhörer mit geringerer Empfindlichkeit vollmundig und satt klingen zu lassen, ohne den DAP dafür permanent auf Vollanschlag fahren zu müssen.  


PIONEER XDP-300R: Hörtest


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Bei der Kombination mit den unterschiedlichsten Kopfhörern, welcher Mach- und Bauauart auch immer, zeigt sich der XDP-300R absolut souverän und gelassen. Mit unkritischen In-Ears wie dem Astell & Kern AK T8iE, dem RHA T20 oder dem Bowers & Wilkins C5 S2, die allesamt im unsymmetrischen Betrieb angesteuert werden, hat er besonders leichtes Spiel. Ohne die gängelnde Lautstärkelimitierung, treibt sie der XDP-300R extrem kraftvoll und mühelos an, auch ohne den Leistungsschub des symmetrischen BTL-Modus.

 

In die Verlegenheit, dass ein schwierig anzutreibender, weil hochohmiger und weniger empfindlicher Over-Ear zu leise klingt, wird man den Pioneer auch nicht bringen können. Wird ein 250 Ohm beyerdynamic DT 990 PRO oder die Tesla-gestärkte Evolutionsreihe DT 1990 PRO / DT 1770 PRO in die Pflicht genommen, zeigt sich bereits im unsymmetrischen Betrieb, die mehr als ausreichend vorhandene Leistungsabgabe des Pioneer. Entsprechende Kabel vorausgesetzt, lässt sich ein  beyerdynamic Amiron Home (250 Ohm) auch im symmetrischen BTL-Modus ansteuern. Hier demonstriert der DAP förmlich, dass er mit bärig-kräftigen Verstärkerzügen ausgestattet ist. Und selbst für den mit 150 Ohm ungewöhnlich hochohmigen RHA CL-1 In-Ear ist ausreichend Leistung vorhanden, um ihn ordentlich auf Trab zu bringen. Übrigens, auch der XDP-100R profitiert deutlich von der Befreiung der Lautstärkelimitierung. Wohl bemerkt geht es nicht darum, ohrschädigende Pegelregionen zu erreichen, sondern schlicht mehr Fülle und Körper, an sonst durch Unterforderung lieblos klingende Kopfhörer zu erzielen.  

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Das Stück „Tuesday Wonderland“ aus dem Live in Hamburg Album des Esbjörn Svensson Trios, ist nicht nur ein Meisterstück musikalischer Virtuosität, sondern zeigt auch recht schnell die Qualitäten des wiedergebenden Equipments auf. Und da braucht der XDP-300R nicht all zu lange um zu beweisen, dass er seinem kleineren Bruder ganz klar überlegen ist. Wohlgemerkt, auch der XDP-100R spielt am Focal Elear mit hoher Klanggüte und viel Übersicht, aber dem feinsinnigeren, transparenteren Spiel des XDP-300R, mit mehr chromatischem Variationsreichtum quer durch sämtliche Register, hat er nicht viel entgegen zu setzen.

 

So fühlen sich die zu Beginn des Stücks einsetzenden Klavieranschläge nicht wie irgendwo im Raum abgestellt ab, sondern schweben förmlich real, greifbar und körperhaft vor dem geistigen Auge. Die Intensität, mit welcher der filzbespannte Hammer auf die Saiten trifft, lässt sich durch die feinen Veränderungen in der Lautstärke der ausschwingenden Saiten und durch die deutlich herausgearbeiteten, lang oder kurz anhaltenden Hallfahnen eindeutiger nachvollziehen. Verleiht dem Instrument dadurch eine realer wirkende Körperhaftigkeit. Mit sehr viel Präzision, aber dabei dennoch angenehm timbriert, setzen Schlagwerk und der gezupfte Bass ein, dabei beeindruckt auch die weitläufige Räumlichkeit im Spiel des XDP-300R.

 

 

Er leuchtet mit großer Trenn- und Tiefenschärfe ins musikalische Geschehen und lässt den Zuhörer, unangestrengt Teil der Darbietung werden. Die Transparenz und Detailverliebtheit des Pioneer erreicht ein bemerkenswert hohes Maß an Durchzeichnung, und das ist die Kunst, ohne dabei Schärfe oder Unsauberkeiten beizumischen. Im Vergleich zum Astell & Kern AK 380 der wiederum neutraler und mit einem noch offeneren, los gelösteren Klangbild aufwartet, zeigt sich der Pioneer marginal heller und mit leicht engeren, direkterem Spiel.

 

Dennoch, bei aller Detailfülle wirkt er nicht analytisch kühl sondern eher kultiviert feingeistig, ohne dabei in wärmere Gefilde abzugleiten. Hierzu trägt auch seine, unangestrengt wirkende Fähigkeit, sehr dynamisch und gleichzeitig agil, leichtfüssig und wiederum zart und behände aufzuspielen, wenn erforderlich. Das sehr homogen wirkende Klangbild, wird von einer wunderbar korrelierenden Breitbandigkeit begleitet. Will sagen, der XDP-300R liefert mit seiner Klangsignatur über das gesamte Spektrum eine ausgesprochen natürlich wirkende und enorm musikalische Darbietung ab, welcher man sich nur schwer entziehen kann.   

Pioneer XDP-300R - Praxistest  auf www.audisseus.de / Foto: Fritz I. Schwertfeger

 

Auch tausendfach gehörte Stücke wie „Draw Your Swords“ von Angus & Julia Stone aus dem Album Down The Way, über den RHA T20 gehört, entlockt der XDP-300R mit seinem unaufdringlichen, dennoch sehr klar und fein eingefassten Spiel, ungeahnte Nuancen. Konturiert mit viel Umriss und Körper drängt das Gitarrenspiel zu Beginn aus den In-Ears, während sich ein subtil hintergründig wirkendes Klavierspiel dazugesellt. Dieses drängt sich jedoch nicht einfach dem Hörer auf, sondern gibt seine Position im Raumgefüge präzise preis. „See her come down, through the clouds, I feel like a fool“ haucht Julia Stone mit engelsgleicher Stimme ins Mikrofon, während der XDP-300R feinste Changierungen innerhalb der Stimmkoloration, mit viel Gefühl und Natürlichkeit aufzeigt. Ausklingende Hallfahnen, sind nicht nur deutlich wahrnehmbar, sondern verleihen eine ergreifende Nähe und Intimität.

 

Das alles verschwindet urplötzlich, wenn das Stück zum Vergleich über das iPhone 6 S Plus wiedergegeben wird. Wie zusammengekauert und um einen halben Meter geschrumpft tönt Julia Stone auf einmal, zerfranst und faserig auch die Darbietung, wenn es zum Schluss des Stücks temperamentvoller zur Sache geht. Wieder auf den XDP-300R geschwenkt, zeigt sich augenblicklich dessen exakte Ortungsgenauigkeit und das straffe, sehnige Spiel. Mit dem farbenfrohen und klaren Mittenband des Pioneer und dessen Fähigkeit einen trockenen und sehnig- fülligen Tiefton darzubieten, ist plötzlich wieder auch, die von den Künstlern intonierte Emotionalität und das Gefühl vorhanden. Dieser Trip auf der emotionalen Achterbahn, zu welcher der XDP-300R bei diesem Stück einlädt, ist mehr als die Summe seiner zweifelsohne sehr hohen Fähigkeiten bei klanglichen Einzeldisziplinen. Vielmehr trifft er mit seiner Spielweise mitten und direkt in das Emotionszentrum des Zuhörers.

Pioneer XDP-300R - Praxistest  auf www.audisseus.de / Foto: Fritz I. Schwertfeger

 

Oftmals wird die Frage gestellt, ja wie klingt denn MQA nun eigentlich. Beim Stück „Magnificat 4: Et misericordia", welches sich via MQA in 352,8 kHz mit seiner ganzen Pracht entfaltet, lässt sich das recht eindeutig beantworten: Umwerfend gut. Für mich persönlich spannt sich gleichsam mit der Musik eine unangestrengt wirkende Natürlichkeit und Authentizität auf. Diese beschränkt sich nicht nur auf die Darstellungsweise der einzelnen Instrumente, sondern schließt den musikalischen Fluss auf eine ganz besondere Weise ein, lässt das gesamte Stück so ergreifend und andächtig zugleich wirken. Staunend, ich exkulpiere mich bereits im Vorfeld für die plakative Sprache, höre ich das Stück immer und immer wieder, jedes mal fast schon erschrocken über die im Grunde sphärische Einbindung meiner selbst darin. Das ist kein beiläufiges Hören, kein fast food im musikalischen Sinne. Nein, ein Innehalten findet statt, während ein Chor aus weichen, zarten Frauenstimmen mich umgibt. Eingebettet in einem Meer aus Streichern, zarten Klaviertönen und dem zum Schluss anschwellenden, sonoren Orgelspiel, trägt es mich fort, weit weg von meinem anklagend leeren Notizblock.   


Fazit:


Noch mit der bereits erwähnten Lautstärkebegrenzung unterwegs, fühlt sich der XDP-300R zunächst eher an empfindlicheren Over-Ear Kopfhörern, wie dem Meze 99 Classics, dem Sennheiser Momentum 2 oder auch dem Teufel Real Z sehr wohl. Hier spielt er ohne große Anstrengung laut genug und zeigt seine unangestrengte Homogenität, sowie seine Fähigkeit subtil zart und dabei gleichzeitig fein umrissen, bis in höchste Regionen aufzulösen.

 

Kopfhörer mit höheren Impedanzen treibt er bei Umgehung der Lautstärkelimitierung mühelos an. Speziell im symmetrischen BTL-Modus zeigt er sich enorm kraftvoll, dabei transparent und feinauflösend. Kein Grat, keine Unsauberkeit, nicht einmal ein Anflug von Härte ist zu spüren. Wunderbar leichtfüssig und agil mit anspringender Dynamik und Wendigkeit, zeigt sich der XDP-300R auch bei noch so komplexen Stücken. Seine exakte Tiefenausleuchtung korrespondiert mit einer sehr breiten Bühnenabbildung und erlaubt so eine mühelose Ortung einzelner Details oder Instrumente, ganz gleich ob sie hinten links oder zentral in der Mitte aufleuchten. Eine fast schon greifbare Plastizität findet sich insbesondere bei der Stimmwiedergabe. Im Mittenband zeigt sich eine neutrale Tonalität, die nicht überschminkt wirkt, sondern dennoch mit der genau richtigen Farbtemperatur aufwartet. In den unteren Oktaven wirkt der Pioneer ebenfalls kultiviert und liefert im Kontrast zum weichen, lustlosen Spiel eines Smartphones einen muskulösen, gleichzeitig sehr tief hinabreichenden und beweglichen Tiefton zum Besten.

 

Mit diesen charakteristischen Hauptmerkmalen, die das Wesen des XDP-300R beschreiben, ist er in seiner Preisklasse mit Sicherheit einer der besten Digital Audio Player. Überreferenzen wie der AK 380 von Astell & Kern, geraten deswegen nicht ins Schwitzen, aber es zeigt sich, dass die letzten Prozent an Klanggüte mit sehr viel Aufpreis erkauft werden müssen. Wer darauf verzichten kann, findet im Pioneer XDP-300R einen ausgesprochen audiophil aufspielenden und multimedial hoch talentierten DAP, der mit vielseitiger Anwendbarkeit, hoher Verarbeitungs- und Materialqualität, sowie seinem eleganten Äußeren zusätzlich punktet.   


PIONEER XDP-300R

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  • 96 Pkte Klang
  • 95 Pkte Ausstattung
  • 90 Pkte Verarbeitung
  • 90 Pkte Bedienung
  • 100 Pkte Bassqualität
  • 98 Pkte Neutralität
  • 105 Pkte Feindynamik /
    Präzision 

 

Preis: 699,00 Euro 

 

 

Erhältlich im Fachhandel sowie über www.pioneer-audiovisual.eu

 

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