Merason frérot DAC / pow1 Linearnetzteil - Bild: Fritz I. Schwertfeger - Praxistest auf www.audisseus.de

MERASON Frérot / POW1 - D/A-WanDler & Linearnetzteil


Autor: Fritz I. Schwertfeger

Bilder: Fritz I. Schwertfeger / CM-Audio / Merason

11. Februar 2024


An externen D/A-Wandlern herrscht am Markt heuer sicherlich kein Mangel. Um so bemerkenswerter, dass der schweizer Hersteller Merason mit dem frérot seinen Hut in den Ring wirft. Gelingt es ihm, bei moderater Preisgestaltung, auch kritische audiophile Musikliebhaber zu überzeugen?


Audiophile Begegnungen mit Produkten aus der Schweiz sind sicherlich nicht alltäglich, meist auch recht kostspielig. Allerdings findet sich hier, auch für einigermaßen preislich bodenständige Naturen, noch so manche Überraschung. So überzeugt mich je nach Einsatzkonstellation, beispielsweise der Einsatz der Streaming-Bridge Emerson Digital oder des Netzwerkplayers Emerson Analog, vom ebenso aus der Schweiz stammenden Hersteller Wattson Audio, ohne zu übertreiben, immer wieder aufs Neue. Daher war ich auf den Merason frérot D/A-Wandler von Daniel Frauchiger sehr gespannt. Wer, wie meine Wenigkeit, dem Entwickler und Gründer der beiden Gesellschaften, dafraud und niedal audio lab, welche das Fundament hinter Merason bilden, auf einer der Messen weltweit begegnet, stellt schnell fest, dass es sich hier um einen im positiven Sinne, absoluten Überzeugungstäter handelt. Mit viel Expertise, Leidenschaft aber auch hohen Ansprüchen wird das Thema Digitaltechnik angegangen und das macht sich, auch wenn ich vorgreife, eben letztlich deutlich hörbar. Das, aber auch die Tatsache, dass ein befreundeter Redakteur den großen Bruder DAC1 von Merason sein eigen nennt, steigert folgerichtig die Neugierde. 

 

Merason frérot DAC / pow1 Linearnetzteil - Bild: Fritz I. Schwertfeger - Praxistest auf www.audisseus.de

 

Das bringt uns auch elegant wieder zum frérot, der sinngemäß übersetzt, eben das kleine Brüderchen darstellt. Konzeptionell konzentriert sich der Merason frérot auf die reine D/A-Wandlung und sonst nichts. Ohne vorgesehene Lautstärkeregelung entfällt somit auch eine Vorstufenfunktion von vornherein. Allerdings, sofern man einen Streamer mit entsprechend hochwertiger Lautstärkeregelung (Leedh Processing) wie beispielsweise, den eben genannten Wattson Audio Emerson Digital vorschaltet, hält das den frérot nicht davon ab, über seine symmetrischen oder unsymmetrischen Ausgänge direkt mit Aktivlautsprechern anzubandeln. Alternativ bietet sich natürlich eine analoge Vorstufe, wie die von mir verwendete Quad Artera Pre an. Oder der direkte Anschluss an einen Vollverstärker, bzw. Vor-Endkombi an. 

 

Hergestellt wird der Merason frérot manufakturartig im schweizerischen Worb in der Nähe von Bern. Insbesondere mit Blick auf den abgerufenen Preis von etwa 1.350 Euro ist das erstaunlich. Mittlerweile hat Merason übrigens mit dem Reuss (4.900 Euro) die Lücke zwischen dem DAC1 Mk II (7.960 Euro) und dem frérot besetzt. Wie sich dieser nun klanglich einreiht, dürfte sich von selbst beantworten, aber kommen wir wieder zurück zum frérot, denn um ihn geht es ja hier. Der gerade mal 1 kg leichte und mit Abmessungen von 22,5 cm in der Breite, 5 cm in der Höhe und 8 cm Tiefe sehr kompakt aufbauende D/A-Wandler zeigt sich wahlweise in silberner oder schwarzer Ausführung und bietet eine Reihe besonderer Schmankerl.

 

So zum Beispiel die optionale Möglichkeit, statt auf das mitgelieferte externe 9V Netzteil, auf ein maßgeschneidertes Linearnetzteil zurück zu greifen. Dessen großzügig dimensionierter Transformator wurde auf die Bedürfnisse des frérot zugeschnitten und erklärt auch das Gewicht des pow1. Während zwei lineare Versorgungszüge für die analoge Audio-Sektion zur Verfügung stehen, übernimmt ein dritter die Versorgung der digitalen Sektion. Dafür steht eine eigens vorbereitete Buchse bereit, die das nicht gerade dünne Netzkabel felsenfest aufnimmt. So muss das sein, das ist keine provisorische Geschichte, sondern in Hinblick auf die Bedeutung von akkurater Stromversorgung, sorgsam von langer Hand ausgetüftelt, so mag ich das. 

 

Merason frérot DAC / pow1 Linearnetzteil - Bild: Fritz I. Schwertfeger - Praxistest auf www.audisseus.de

 

Für das in einem externen Gehäuse mit gleichem Formfaktor untergebrachte pow1 Netzteil werden zwar nochmals 790,00 Euro abgerufen, aber erfahrungsgemäß machen sich die hier getätigten Investitionen durchaus positiv bemerkbar. Eine gute Figur, ganz gleich ob nebeneinander oder aufeinander gestapelt, macht das Gespannt aus Merason frérot und pow1 Netzteil auf alle Fälle. Hier fällt auch auf, dass die Verarbeitungsqualität des puristisch gehaltenen Kleinods als mustergültig zu bezeichnen ist. Makellos der pulverbeschichtete Lackauftrag des Gehäuses, das auf der Unterseite aus 3 mm starken Aluminium besteht. Beim Gehäusedeckel wird auf verzinktes Stahlblech zurückgegriffen, was neben Stabilität auch eine bessere Abschirmung mit sich bringt.

 

Merason frérot DAC / pow1 Linearnetzteil - Bild: Fritz I. Schwertfeger - Praxistest auf www.audisseus.de

 

Von vorne betrachtet, zeigt sich das Merason Gespann eher unaufgeregt und zeitlos dezent. Ein Display oder eine überbordende Knöpfchenflut sucht man hier vergebens. Vielmehr lenkt wie ich persönlich finde, eine aufgeräumte Front, die lediglich ein mittig angebrachtes Eingangswahl-Drehpoti und zwei grüne Lichtdioden vorsieht, deutlich weniger ab und erlaubt eine tiefere Konzentration auf die musikalischen Inhalte. Während allgemeine Betriebsbereitschaft über die linke Diode, signalisiert wird, bestätigt die weitere Diode das Anliegen eines Signals des ausgewählten Eingangs.

 

Die sind rasch aufgezählt, denn wie der Blick auf die Rückseite bestätigt, gibt es davon ingesamt fünf. Das digitale Signal nimmt der frérot entweder über je zwei koaxiale sowie optische S/PDIF Anschlüsse oder per USB-B entgegen. Diese doppelte Ausführung finde ich äußerst praxistauglich, denn so lassen sich mehrere vorhandene Komponenten anschließen, ganz ohne nerviges hin- und her verkabeln. Via USB lassen sich entweder ein Rechner oder ein entsprechender Streamer anschließen, allerdings bleibt es auch hier, wie bei S/PDIF, bei einer Auflösung von max. 192 kHz / 24 bit. Das mag im Vergleich zu den Schwindel erregenden Auflösungen anderer D/A-Wandler leicht anachronistisch anmuten, aber manchmal ist weniger tatsächlich mehr. Und ganz ehrlich, zumindest bei mir sind im Alltagseinsatz höhere Auflösungen eher eine Seltenheit. Auch der Verzicht auf DSD schmerzt mich nicht wirklich, gehört auch das zu den eher selten gehörten Exoten in meiner Musiksammlung. 



Warum das so ist, hängt mit der Philosophie des frérot mit Blick auf die Konzentration aufs Wesentliche zusammen. So ist Daniel Frauchiger von den Fähigkeiten des old school Burr-Brown 1794A dermaßen überzeugt, dass er just diesem regelmäßig die Wandlung in die analoge Ebene anvertraut. Während beim DAC1 Mk II jeweils ein solcher Burr-Brown Wandler pro Kanal zum Einsatz kommt, muss der frérot mit einem auskommen. Aber, old but gold, will man ausrufen, denn abseits vom aktuellen ESS Technology- oder AKM-Mainstream, ist das hier eine mehr als nur interessante Wandleralternative. Beim frérot wurde viel Wert auf einen sauberen Aufbau gelegt, der auf kurze Wege, eine sorgfältig layoutete, mehrschichtige Platine und selektierte Bauteile setzt. Dazu kommt ein durchdachtes, vollsymmetrisches Konzept, galvanische Trennung durch Isolatorbausteine, hochpräzise Clocks und sorgsam konzipierte Spannungsversorgung der jeweiligen Ausgangskanäle. Als weiteres Schmankerl, eine in Class-A-konzipierte Ausgangssektion. Eine weitere Besonderheit ist der NOS (Non-Oversampling-Modus), den ich sonst eher von R2R-Dacs kenne und der dort in der Regel für sehr organische, analog angelehnte Klangfarben sorgt. 


Merason frérot DAC / pow1 Linearnetzteil - Bild: Fritz I. Schwertfeger - Praxistest auf www.audisseus.de
Merason frérot DAC / pow1 Linearnetzteil BLACK - Bild: CM-Audio - Praxistest auf www.audisseus.de

Merason Frérot - Hörtest


Nach gebührender Einspielzeit und dem obligatorischen Gang in den Weinkeller, begleitet ein Cuvée Concilium aus der Weinmanufaktur Untertürkheim die Hörsessions, die sich länger als erwartet ausdehnen, allerdings nicht aus Notwendigkeit, sondern aus reinem Vergnügen. 

 

Merason frérot DAC / pow1 Linearnetzteil - Bild: Fritz I. Schwertfeger - Praxistest auf www.audisseus.de

 

Als erstes interessiert mich natürlich die Frage, inwiefern sich das pow1 Linearnetzteil bemerkbar macht und das ist rasch erklärt. Klingt es bereits mit dem mitgelieferten Netzteil bemerkenswert, wirkt das Klangbild mit dem pow1 Linearnetzteil Linearnetzteil eine Spur ruhiger, feindifferenzierender und damit sinngemäß in obersten Lagen feiner auflösender. Die Plastizität bei klassischer Instrumentierung, wie beispielsweise einer Bratsche oder Viola, erhält einen deutlicheren Umriss und wirkt dabei hörbar gehaltvoller.

 

Gleichzeitig fächern sich tonale Zwischenebenen deutlicher auf, was sich mit einer präziseren Wahrnehmung hinsichtlich der Räumlichkeit bemerkbar macht. Auch wenn wir hier von keinen „Tag und Nacht“ Unterschieden sprechen, macht sich das Linearnetzteil auf jeden Fall positiv bemerkbar. Dabei geht es nicht um den rein quantitativen Aspekt, d.h. es geht nicht um rein mehr Schubkraft in den unteren Lagen beispielsweise, sondern vielmehr haben Trommeln auf einmal mehr Schattierungen und feindynamische Abstufungen zu bieten. Sekundäre tonale Ereignisse, die beim Abklingen der Töne entstehen sind plötzlich deutlicher wahrnehmbar und fügen dem Stück einen hörbaren Mehrwert hinzu.

 

Merason frérot DAC / pow1 Linearnetzteil - Bild: Fritz I. Schwertfeger - Praxistest auf www.audisseus.de

 

Im Vergleich zum Mytek Brooklyn DAC+ (2.100 Euro) fällt ziemlich schnell der gegensätzliche Charakterzug des Merason frérot auf. Hier steht, die eher studioeske Präzisionsverliebtheit und eine klar auf der helleren Seite von Neutral ausgerichete Tonalität des Mytek, einer durchaus mit einer Spur weniger scharf konturierten Brillianz, in Richtung sanfterer Feinauflösung bedachten, dabei dennoch offen und luzide wirkenden Gangart des Merason gegenüber. Dazu kommt, dass der Merason frérot sich im Mittenband auf der ganz leicht angewärmten Seite von Neutral bewegt. Das ergibt, gerade im Verbund mit seinem hier bruchlos anschließenden Tiefton, der auf der mehr ausgewogen vollmundigen Seite von Neutral angesiedelt ist, in der Summe ein besonders natürlich und homogen wirkendes Klangbild, das dabei auch Tempo und Beweglichkeit nicht außer acht lässt. 

 

An den Abacus Mirra 14 Aktivmonitoren, über die Quad Artera Pre angeschlossen, zeigt der Merason frérot, meinem über die Jahre geschätzten Linn Sneaky Music DS doch ziemlich unumwunden die Rücklichter. Via Roon und Qobuz stets mit den gleichen musikalischen Inhalten gespeist, zeigt der Merason frérot gerade im Gespann mit dem Wattson Audio Emerson Digital, beim Stück „Only You“ von Ted Poor (Album: You Already Know), dass er hier sehr feinfühlig aber auch mit einem angenehm kräftig-satten Bouquet an Klangfarben in den mittleren Lagen, und einem akkurat differenzierenden sowie substanziell gehaltvollen, aber nie übertrieben wirkenden Tieftonfundament zu Werke geht. Fantastico, Punkt. 

 

So sind in den obersten Lagen viel mehr Feinheiten herausdifferenzierbar, beispielsweise wirkt das taktgebende Bearbeiten der Ride Becken bzw. der perkussiven Elemente eindeutiger, ohne dabei je in eine kristalline oder gar all zu helle Spielweise überzugehen. Im Gegenteil, der mit dem Merason frérot eher feiner polierte Glanzgrad lässt die Musik, sowohl akzentuiert aber eben auch geschmeidiger und somit auch ein Stück weit fließender und fluider wirken. Die feiner granuliert geratene Auflösung leuchtet nicht nur die Interaktion zwischen Schlagzeug und Saxophon souveräner und besser aus, sondern führt letztlich auch zu einer endriglicheren und ergreifenderen Darbietung. Dabei verblüfft mich die dynamsiche Wendigkeit, die dem frérot förmlich mühelos gelingt, so dass auch feine Tempiwechsel rhytmisch eindeutiger, damit deutlicher wahrnehmbar wirken. Sicherlich gibt es hier noch durchsichtiger und noch feinsinniger auflösende Wandlerkonkurrenz, aber die kostet eben auch entsprechend. Wobei ich hier keinerlei Grund zur Klage sehe, bewegt sich der frérot doch innerhalb eines ausgewogenen Mittelwegs genau zwischen fein dosierter Brillianz und angenehm seidiger Langzeittauglichkeit. 

 

Merason frérot DAC / pow1 Linearnetzteil - Bild: Fritz I. Schwertfeger - Praxistest auf www.audisseus.de

 

Interessant auch folgende Beobachtung, Mit dem Merason frérot nehme ich die unterschiedliche Stärke und Ausprägung von nachhallenden Elementen beim ebenfalls aus dem gleichen Album von Ted Poor stammenden Stück „Kasia“ ausgeprägter wahr.

 

Das macht der Linn Sneaky Musik DS sicher nicht schlecht, jedoch lässt der Merason frérot die Instrumentierung schlicht mehr „atmen“ gibt ihr so eine intensivere Emotionalität mit auf den Weg. Die Summe, der hier nunmehr wahrnehmbaren Mikrodetails in feindynamischer Hinsicht machen wie ich finde, einen deutlichen Unterschied. Denn anstatt nur einer recht feudalen, farbintensiven Darstellung, gesellt sich auch ein verbessertes Timing und eine größere Detailfülle hinzu.

 

All das gibt der Musik letztlich mehr Tiefe und Struktur, lässt die Darbietung fesselnder und mitreißender wirken. Bei der räumlichen Wirkung spannt der Merason frérot eine authentisch wirkende Bühne auf, er zieht das Klangbild weder übertrieben nach vorne, noch fügt er unnatürlich wirkende Tiefe bei. Bemerkenswert jedoch, ist die ausgeprägte Ortungsschärfe des Merason frérot, die eine feine Positionsbestimmung der Instrumentierung erlaubt. Dass dabei auch die tonalen Zwischenebenen ebenso wie die Randbereiche akkurat ausgeleuchtet werden, verhindert ein flaches Klangbild und verleiht dem Geschehen mehr Greifbarkeit und Struktur.


Merason Frérot - Fazit


 Wer Musik nicht unbedingt sezierend, sondern eher mit einem hohem musikalischen Fluss genießen möchte, der dürfte mit dem Merason frérot auf Anhieb eine besondere Freundschaft schließen. Sein besonderes Gespür Timing und feine Zwischenebenen, führt zu einer räumlich wunderbar authentisch ausgeprägten Spielweise. Ihr Scherflein tragen ebenso die fein granulierte Auflösung und ein plastisches, ortungscharfes Klangbild bei, die zu einer emotionsgeladenen und wenn man so will analogen Spielweise führen. Die Tonalität des Merason frérot ist in Summe eben so rein gar nicht digital geradlinig oder kühl, sondern verhilft dem Merason frérot zu einer lebendigen und mitreißenden Spielweise. Klein, aber oberfein, das ist der frérot.


Merason frérot 

Preis: 1.350,00 Euro

Farbausführung: silber / schwarz

 

Merason pow1 

Preis: 790,00 Euro

Farbausführung: silber / schwarz

 

Hersteller:

Merason / niedal audio lab

Bangertenstrasse 865

CH-3076 Worb

www.niedal.ch

 

Vertrieb: 

CM-Audio 

Kölner Straße 46

41464 Neuss

Tel.: +49 2161 678 2451

E-Mail: info@cm-audio.net