Autor: Fritz I. Schwertfeger
Fotos: Fritz I. Schwertfeger
17. Juli 2022
Schlägt man im Wörterbuch nach, so erscheint unter dem Schlagwort „hip“ die Definition des Modernen, einem auf der Höhe der Zeit sein. Da scheint es der englische Hersteller doch ziemlich genau zu nehmen, denn mit dem mobilen und neuen hip-dac2 Kopfhörerverstärker und D/A-Wandler, modernisiert er den erst im Jahr 2020 vorgestellten Vorgänger.
iFi audio hip-dac2 – Der englische Hersteller iFi audio verblüfft seit geraumer Zeit so machen HiFi-Freund mit ausgefuchsten Gerätschaften, die erstaunlich viel Klang für relativ übersichtliches Geld bieten. Während bei stationären Geräten die technologisch immer weiter verfeinerte Zen-Serie, u.a. mit ihren hochgezüchteten Signature-Varianten für international anerkennende Reaktionen sorgt, gilt gleiches auch im mobilen Sektor für mehrere Hi-Res Devices. Diese sorgen mit unterschiedlichen Schwerpunkten hinsichtlich Anschluss- und Einsatzmöglichkeiten bei Kopfhörer-Freunden für ordentlich Wirbel. Ganz gleich, ob es sich dabei um das Spitzenmodell Diablo, dem dicht dahinter folgenden (und ebenfalls bald hier im Test befindlichen) xDSD Gryphon oder die anschließende Gruppe aus GO bar, GO blu oder eben der hier vorgestellte hip-dac2 handelt.
Der iFi audio hip-dac2, zeigt sich als mobiler Kopfhörerverstärker und D/A-Wandler mit einem Preis von 189,00 Euro zwar am unteren Ende der iFi-Audio-Range, aber das will zunächst ja nichts heißen. Schließlich überzeugte bereits sein Vorgänger, der ebenfalls hier getestete hip-dac mit einer erstaunlich gelungenen klanglichen Darbietung. Und nicht zu vergessen, dass der relativ günstige hip-dac2 ein vollsymmetrisches Schaltungskonzept, HiRes, vollständige MQA-Dekodierfähigkeit und sogar eine hochwertige, analoge Lautstärkeregelung mitbringt. Die Frage, die sich hier stellt ist, ob der neue hip-dac2 als Upgrade zu seinem Vorgänger, klanglich noch eine Schippe drauf legen kann. Schauen wir uns hierzu zunächst den hip-dac2 ein wenig genauer an. Hinsichtlich ausführlicher Details verweise ich der Übersichtlichkeit halber auf den bereits erfolgten Test des Vorgängers.
An Form und Aussehen wollte man beim hip-dac2 nicht viel verändern, soviel wird bereits beim ersten Blick offensichtlich. Warum auch, handflächengroß kompakt, trägt die flache Bauweise nicht dick auf und erlaubt zudem ein praktisches Anschmiegen an das zuspielende Quellgerät, sofern es sich dabei beispielsweise um einem Smartphone handelt. Aber auch neben einem Tablet oder Laptop liegend macht der hip-dac2 eine außerordentlich gute Figur. Theoretisch könnte er in dieser Konstellation am Schreibtisch, auch mancherlei Aktivboxen über seinen Kopfhörerausgang bedienen und so dem Laptop zu besserem Klang verhelfen. Wie dem auch sei, so oder so, kommt ihm auf jeden Fall seine auffällige Farbgestaltung zu Gute. Die sunset-orange genannte Farbgebung zeigt sich in schimmernder, an Metallic-Lack erinnernden bzw. ähnelnden Ausführung, was schon mal an sich keine Selbstverständlichkeit ist. Beim Gehäuse selbst greift iFi audio, wie beim Vorgänger auf Aluminium zurück. Auch die Abmessungen sind mit 102 mm Länge, 70 mm Breite und 14 mm höhe identisch geblieben, gleiches gilt für das Gewicht mit angegebenen 125 Gramm. Die Verarbeitung ist sehr gut gelungen, keinerlei Grate oder Unsauberkeiten trüben das Bild und auch Bedienkonzept sowie Handling fallen positiv aus dem Rahmen und sind überdurchschnittlich. Im Grunde ist der iFi audio hip-dac2 intuitiv und somit im Blindflug bedienbar.
Ins Auge fällt, dass sich die Farbgebung des oberseitig an der Front zentral angebrachten Lautstärkereglers in ein dezentes dunkles Grau verändert hat. Eine kupferfarbene Ausführung wie beim Vorgänger hätte hier auch keinerlei Kontrast geboten. Unverändert auch die Positionierung der beiden auf sanften Druck reagierenden Funktionstasten, dazu gleich mehr, die sich neben Lautstärkeregler und den ihn umgebenden Leuchtringen wiederfinden. Je nach anliegendem Signal leuchten die Ringe farblich unterschiedlich auf. Wer also beim iFi audio hip-dac die Farbkodierung mittlerweile verinnerlicht hat, muss beim hip-dac2 ein wenig umdenken, denn die Erweiterung hinsichtlich vollständiger MQA-Dekodierung bringt eben auch mehr Varianten in farblicher Hinsicht mit sich.
Auf der anderen Seite des Lautstärkeregles findet sich der symmetrische, mit zwei identischen Verstärkerzügen, angesteuerte 4,4 mm Pentaconn-Kopfhöreranschluss, wie auch grundsätzlich unsymmetrisch konzipierte, bei iFi audio aber mit einer Sonderbeschaltung ausgeführte 3,5 mm Klinkenausgang. Kompatibel zum konventionellen 3,5 mm Klinkenstecker wird das Ganze hier S-Balanced (Single-Ended Compatible Balanced) genannt. Um hier das volle Potential zur Geltung zu bringen, benötigt es allerdings ein speziell beschaltetes Kabel, welches sich leider nicht in meinen Fundus wiederfindet. Folge dieser Beschaltung, so verspricht es iFi, ist so oder so eine Reduzierung des Rauschgrundes und des Kanalübersprechverhaltens um etwa 50 %, verglichen mit einer konventionellen unsymmetrischen Ausführung, bei der sich linker und rechter Kanal verstärkerseitig eine Masseleitung teilen müssen. Leistungsseitig, zeigt sich der iFi audio hip-dac2 mit gleichen Werten wie auch sein Vorgänger. Neben einer symmetrierten Leistung von 400 mW an 32 Ohm stehen immer noch deutlich mehr als ausreichende 280 mW an 32 Ohm auf der 3,5 unsymmetrischen Klinkenseite an. Hochohmigen Kopfhörern mit 600 Ohm stehen so wahlweise 6,3 V (symmetrisch) oder 3,2 V (unsymmetrisch) zur Verfügung.
Praktischerweise ist auf Gehäuserückseite aufgedruckt, was sich genau hinter den beiden unterschiedlich großen linsenförmigen Tasten verbirgt. So zum Einen die "Power Match" genannte Anpassung an den angeschlossenen Kopfhörer, schließlich fordert ein empfindlicher In-Ear weniger Leistung als ein hochohmiger Over-Ear. Eine entsprechende Leistungs- bzw. Impedanzanpassung fördert geringere Störabstände und niedrigeren Rauschgrund zutage, was sich speziell bei In-Ears bemerkbar macht. Die etwas größere der beiden Tasten sorgt mittels Aktivierung der analog ausgeführten "XBass"-Schaltung für mehr Schub in den unteren Oktaven. Allerdings, und das ist das erfreuliche, nicht einfach nach dem Gießkannenprinzip, sondern eng abgegrenzt, so dass weder ein aufdicken über Gebühr noch ein Einstrahlen in das Mittenband zu befürchten ist. In Praxi ergänzen sowohl Power Match, als auch XBass den Höreindruck im positiven Sinne, so dass hier beide Daumen hochgehen.
Der iFi audio hip-dac2 ist als reiner Kopfhörerverstärker und DAC relativ puristisch konzipiert, Bluetooth oder weitere Anschlussmöglichkeiten, abgesehen vom unterseitig angebrachten USB-A Eingang sucht man vergebens. Der rechts davon befindliche USB-C Eingang steuert keinerlei Daten, sondern lediglich den notwendigen Strom zum Aufladen des Akkus bei. Dem geht die Puste laut iFi audio nach etwa acht Stunden Nutzung aus, und ehrlich gesagt habe ich den hip-dac2 in der Praxis als erfreulich ausdauernd wahrgenommen. Je nach Intensivität der Nutzung, sprich abgerufene Lautstärke, verwendetem Kopfhörer (hoch- / niederohmig oder empfindlicher IEM) sowie Auflösung der musikalischen Daten, (HiRes oder mp3) kann die Laufleistung des Akkus variieren. Aber die Kapazitäten des hip-dac2 sind wie bei seinem Vorgänger ausdauernd genug und mehr als nur alltagstauglich. Wünschenswert wäre sicherlich entweder die Möglichkeit eines weiteren, datentauglichen USB-C Eingangs oder eben die Integrierung eines USB-A Eingangs, der einen direkten Anschluss ohne Umwege über OTG-Adapter erlaubt. Gut, zur Ehrenrettung des hip-dac2 sollte aber auch erwähnt werden, dass all dies natürlich eine Kostenfrage darstellt und der abgerufene Preis damit sicher nicht zu halten wäre.
Die Unterschiede zum vorangegangenen hip-dac finden sich hauptsächlich beim Blick ins Innere. Zwar werkelt auch hier ein 24 bit /192 kHz Burr-Brown-DAC (DSD 1793) mit dem man sich bei iFi Audio bestens auskennt, aber feingeschraubt wurde an der internen Clock, die mit einem Upgrade versehen wurde. Das soll klangschädigendem Jitter noch mehr in die Parade fahren und somit für eine akkuratere und somit verbesserte Wiedergabe sorgen. Deutlich aufgebohrt wurde indes der USB-seitige XMOS-Chip, der sich auch für die Kompatibilität zu Datenauflösungen bis hinauf zu PCM 384 kHz und DSD 256 verantwortlich zeigt. Mit nunmehr 16 statt bisher 8 Rechenkernen wie im hip-dac der ersten Generation, ist er nun erst in der Lage den MQA-Stream in all seinen drei Faltungsstufen komplett eigenständig zu dekodieren.
Der erste hip-dac, als Renderer konzipiert, konnte nur die zweite Stufe entfalten, wenn ihm entweder von Tidal oder zuspielender Software wie Audirvana / Roon die erste Faltung bereits vordekodiert wurde. Geblieben ist die Ausstattung des XMOS-Chips mit eigener Programmierung, Filterung und Firmware wie auch Verwendung von ausgesuchten Bauteilen wie hochwertigen Kondensatoren von TDK. Auch hier lässt sich per Firmware der auf Pre-Ringing verzichtende GTO-Filter (Gibbs Transient Optimised) über eine bereitgestellte Firmware aufspielen. Laufende Updates machen den iFi audio hip-dac2 so nicht nur zukunftsfähig, sondern erlaubten dem Anwender in diesem Fall auch ein gewisses Maß an Experimentierfreude.
iFi audio hip-dac2 - Hörtest
Die Frage, ob sich das Upgrade klanglich bemerkbar macht, lässt sich schnell beantworten. Auch wenn von Seiten der Verstärkungskomponenten nichts gravierend verändert wurde, machen sich die Justage an Clock und XMOS-Chip durchaus bemerkbar. Da ich es genau wissen will, nehme ich den beyerdynamic DT1770 (250 Ohm) in die Pflicht und bin zunächst erneut erstaunt über die lässige Mühelosigkeit, mit dem die beiden ifi hip-dacs dieses Kaliber antreiben. Für schnelles hin und her schalten erweist sich das zwar in die Jahre gekommenen MacBook Air mit seinen beiden USB-A Anschlüssen als äußerst praktisch, während Audirvana die Inhalte beisteuert.
So zeigt sich der hip-dac2 bei „Doubt In The Stars“ des Bobo Stenson Trios (Album: Contra La Indecision – 24 bit / 96 kHz) im direkten Vergleich zu seinem Vorgänger in den Höhen minimal, aber dennoch hörbar, feiner poliert und wenn man so will eine Stufe glanzvoller aufspielend. Auch im Mittenband zeigen sich zwar auch ebenso in Nuancen, aber erkennbar akkurater umrissene Klavieranschläge, wobei man hier wie ich finde durchaus die Kirche im Dorf lassen kann. Die unteren Register erscheinen mir präziser dargeboten, das Schlagzeug wie auch das Bassspiel erhalten mehr Durchzeichnung und wirken deutlicher aber auch gleichzeitig integrativer dargeboten.
Alle Achtung, höre ich mich ausrufen. Da erscheint mir einfach mehr „Raum“ um die Instrumente vorhanden und auch in Richtung Seitenränder scheint sich der hip-dac2 etwas weiter auszudehnen. Während der Vorgänger hier minimal zurückhaltender agiert, projiziert der hip-dac2 das Geschehen deutlicher zum Zuhörer und belässt der Darbietung im Gänze betrachtet mehr Temperament wie Impulsivität. Und damit letztlich beim Zuhörer eine deutlicher ankommende Lebendigkeit. Das gilt auch insbesondere bei MQA-Inhalten, bei denen der hip-dac2 seinen Vorgänger mit mehr Ausdruckskraft und beflissenter wirkender Transparenz überflügelt. Das Bessere ist eben doch des Guten Feind, selbst wenn es feine Nuancen sind.
Einen Chord Mojo kann auch der neue iFi audio hip-dac2 letztlich nicht in Bedrängnis bringen, aber seine im Vergleich zum Vorgänger akzentuierter wirkende Intonierung, knappst noch ein paar Jota am Abstand zum Chord Mojo weg, was nicht nur positiv zu bewerten ist, sondern erneut die hohe Wiedergabequalität der hip-dacs unter Beweis stellt. Grenzen indes zeigt dem hip-dac2 auch der xDSD Gryphon aus gleichem Hause auf. Dieser gibt sich im Vergleich zum hip-dac2 in Sachen Feinauflösung überlegen und bildet auch in räumlicher Hinsicht eine tiefere und breitere Bühnendarstellung ab. Stimmen bekommen über den xDSD Gryphon mehr Leuchtkraft und Ausdruck, während im Bass mehr Kontrolle und Wucht bereitstehen. Aber alles andere wäre auch wundersam, denn der iFi audio xDSD Gryphon ruft auch den dreifachen Preis des iFi hip-dac2 auf. Der wiederum muss sich nicht grämen, sondern kann stolz erhobenen Hauptes auf seine fürs Geld unglaublich perfomante und wohlklingende Darbietung blicken.
iFi audio hip-dac2 - Fazit
War schon der in petrol-blue gehüllte iFi audio hip-dac ein Blickfang, steht mit dem hip-dac2 der nunmehr in sunset-orange gehüllte Nachfolger diesem Umstand in Nichts nach. Mit dem erfreulich einfach gehaltenen Bedienkonzept und den beiden nützlichen und je nach Bedarf zuschaltbaren Features Power Match und Xbass biet der hip-dac2 in der Praxis und somit im tagtäglichen Einsatz einen hörbaren Mehrwert. Gerade bei leisen Pegeln zeigt sich XBass fernab der reinen Lehre als dienliches Tool und kompensiert die verminderte Wahrnehungsfähigkeit unseres Gehörs bei tieferen Frequenzen. Kompatibel mit nahezu allen Datenformaten bis hin zu höchsten Auflösungen, bietet der iFi audio hip-dac2 gerade Nutzern von Streamingdiensten wie Tidal mit der vollen MQA-Dekodierfähigkeit einen gehöriges Update. Die iFi audio eigenen Filter sind per Firmware aufspielbar und das System zudem durch Updates zukunftsfähig. Summasummarum ist der iFi audio hip-dac2 eine klanglich verbesserte Variante seines Vorgängers. Wer einen transportabler Alltagsbegleiter sucht, der den Klang von Smartphone oder Laptop deutlich aufwerten soll, findet hier einen absolut empfehlenswerten Einstieg.
Vertrieb:
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Preis:
IFi audio hip-dac2: 189,00 Euro
Erhältlich im Fachhandel oder via www.wodaudio.com
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