Autor: Fritz I. Schwertfeger
Bilder: Elac / Fritz I. Schwertfeger
Oktober 2017
Elac Discovery Series DS-S101-G Music Server - Teamleader Deluxe
Einer sie alle zu führen: Musikbibliotheken, die auf diversen Rechnern oder Festplatten schlummern, führt der Discovery Music Server als zentrales Steuersystem dank seiner ausgeklügelten wie hochentwickelten Steuersoftware Roon Essentials anschaulich zusammen. Ausgestattet mit modernster Technik erhebt er zudem auch den Anspruch einer der best klingensten Netzwerkplayer zu sein. Streaming der nächsten Generation?
Dass der norddeutsche Lautsprecherspezialist Elac mit seinem Discovery Music Server nunmehr auf neuen Arbeitsfeldern unterwegs ist, mag nur auf den ersten Blick überraschen. Dennoch wirkt dieser Schritt, bei näherer Betrachtung der nun 90jährigen Firmenhistorie des Unternehmens letztlich doch als konsequente Wiederbelebung alter Tugenden. Nicht umsonst war Elac in der Vergangenheit mit Receivern wie dem 3100T oder dem Quadrofonie 5000t durchaus wegweisend. Und als Erfinder des MM-Tonabnehmerprinzips, sowohl für seine Tonabnehmer, als auch für seine Plattenspieler weltweit bekannt.
Die Bildung von Netzwerken, das lernt man bereits an der Universität, ist geradezu essenziell. Zeitsparend, unkompliziert und komfortabel lassen sich so gestellte Aufgaben und Anforderungen erledigen und Problemlösungen realisieren. Mit eben diesen Attributen punktet moderner Musikgenuss, wenn im trauten Heim ein musikalisches Netzwerk seriös aufgespannt wird.
Ungewollt entsteht da nämlich schnell ein respektables Chaos, also braucht es eine Instanz die nicht nur Ordnung wie Überblick behält, sondern das Ganze auch wohlklingend an die Anlage oder aktive Lautsprecher weiter reicht. Viola - Der Elac Discovery Music Server.
Im Grunde hätte Elac auch einen simplen, reinen Netzwerkplayer entwickeln können oder sich beispielsweise an der fast schon legendären aber als Server leider nicht jeden überzeugende Squeezebox Touch von Logitech orientieren können.
Aber das war Gunter Kürten, Vordenker und Kapitän auf der Elac-Brücke schlicht nicht weit genug gegriffen. Wo bliebe denn da, so hieß es, der visionäre Mehrwert? Dieser offenbart sich u.a. in der innovativen Bediensoftware Roon Essentials, die den Umgang mit musikalischen Kontext und dessen Aufbereitung auf ein bisher unbekanntes Niveau hebt - und das Ganze dann auch mit umfangreichen Steuermöglichkeiten in Sachen Multiroom-Streaming ergänzt, aber dazu später noch mehr.
Wer den Discovery, der Einfachheit halber kürze ich ihn einfach so ab, erstmal in den Händen hält, staunt zunächst nicht schlecht. Das nahtlose, silbern schimmernde und fein eloxierte Aluminiumgehäuse umrahmt eine schwarze Front und wirkt durch die Absenz von Ecken, Kanten oder Tasten jeglicher Couleur, eher progressiv-modern statt technisiert oder überladen.
Damit dürfte die Integration ins heimische Refugium, speziell im Wohnzimmer, bei dem schließlich auch die bessere Hälfte ein gehöriges, um nicht zu sagen, das größte Wörtchen mitspricht, kein nennenswertes Problem darstellen. Aufgrund seiner platzsparenden, kompakten Dimensionen (21 cm Breite, 4,75 cm Höhe und 11 cm Tiefe), dürfte er eher auf wohlwollende Zustimmung stoßen und sich somit unauffällig wie integral in vorhandene Dekorations-Szenarien einfügen.
Andererseits könnte er auch verborgen im Schrank, Rack oder Sideboard seiner Arbeit nachgehen. Was übrigens aufgrund seiner App-Steuerung problemlos funktioniert - perfekt also für möbelseitig penibelst reduzierte Wohnräume. Ein informatives Aufleuchten des frontseitigen Displays bleibt beim Discovery aus, die Einsatzbereitschaft signalisierende weiße LED lässt sich bei Bedarf aus den Tiefen des Menüs ausschalten.
Navigation und Auskunft erfolgt entweder über die in Sachen Übersichtlichkeit, Handling und Darstellung ausgezeichnet aufgebaute Roon Essentials App für iOS oder Android Devices oder dem auf PC oder Mac aufgespielten Pendant. That´s all.
Rückseitig betrachtet fällt zunächst auf, dass er über mehr Aus- als Eingänge verfügt. Zwei Eingängen, USB und Ethernet, stehen zwei analoge sowie zwei digitale Ausgänge gegenüber. Beide, sowohl koaxialer als auch optischer S/PDIF geben die volle Bandbreite von 24 Bit / 192 kHz aus.
Wichtig vor allem für all diejenigen, die eventuell auch einen vorhandenen hochwertigen D/A-Wandler in die Pflicht nehmen möchten. Oder den Discovery kurzerhand an aktive Lautsprecher anschließen und somit eine kompakt reduzierte, vollwertige aber aufs Wesentliche konzentrierte Musikanlage ihr Eigen nennen.
Datenträger, ob USB-Stick oder Festplatte werden am USB-B Anschluss zu musikalischen Datenlieferanten, während die Anbindung ins Netzwerk und der Zugang ins Netz - notwendig für Roon Essentials als auch den dialogbasierten Musikstreamingdienst, in diesem Fall TIDAL - über Ethernet erfolgt. Dass aus dem umfangreichen Reigen der Streamingdienste nur TIDAL an Bord ist, lässt sich mit der Ankopplung an die Roon Steuersoftware erklären.
Ob Elac den Discovery über kurz oder lang auch mit anderen Streaming Diensten wie Spotify, Deezer oder Qubuz vernetzt, lässt sich momentan nicht vorhersagen. Wer kaum DSD- oder MQA-Inhalte bemüht, dürfte diese beim Discovery kaum vermissen. Alle andere Formate, ob verlustbehaftetes MP3, AAC oder verlustfreies FLAC, ALAC, WAV und AIFF sowie hochaufgelöste Files (24 Bit / 192 kHz) verarbeitet er klaglos.
Übrigens, dass MQA und insbesondere DSD-Material außen vor bleiben, liegt nicht an den Fähigkeiten des Discovery, der mit seinem ARM Cortex Prozessor über massive Rechenpower und mit gleich zwei renommierten Cirrus Logic D/A-Wandlern, die sich um jeweils einen analogen Ausgang kümmern, allerbeste Voraussetzung vorzuweisen hat.
Hier ist die Restriktion der Roon Essentials App verantwortlich, denn wie der Name schon verrät handelt es sich hier um eine reduzierte Version der regulären Variante, die sonst mit einer Lizenzgebühr von 500 US Dollar zu Buche schlägt.
Die Vollversion beherrscht ohne Weiteres den Umgang mit DSD und auch MQA. Was nicht verwundert, wenn man weiß, dass es sich bei den Entwicklern von Roon, um frühere Mitarbeiter von Meridian handelt.
Roon Essentials ist mit simplen Worten ausgedrückt eine hochentwickelte Steuersoftware, deren zentrale Intelligenz sich im sogenannten „Core“ darstellt. Während das der PC oder Mac sein kann, wird in unserem Fall der Discovery Music Server zum "Core".
Liegen musikalische Inhalte verteilt auf verschieden Festplatten, ganz gleich ob PC oder Mac, der iTunes Bibliothek oder im Datenspeicher eines NAS greift der Core darauf zurück und bündelt diese zu einer zentralen Musikbibliothek, die mit von Roon herangezogenen Metadaten angereichert wird.
Soweit so gut, die Steuerung und Darstellung mittels Roon Essentials App führt somit nicht nur durch die Einrichtung des Systems, sowie der Einbindung der Inhalte - beides übrigens kinderleicht zu bewerkstelligen - sondern auch zu weiteren Musikempfängern, den sogenannten Endpoints.
Das können andere mit Roon kompatible Geräte sein, beispielsweise neuerdings seit dem großen 1.3 Update ein Sonos Play:1 oder auch ein Bluesound Node 2. Beide lassen sich von der Roon Essentials App des Discovery bequem und unkompliziert ansprechen und beginnen wie von Zauberhand zwei Stockwerke darunter zu musizieren.
Wo früher Chaos herrschte, lassen sich nun im einheitlichen Look, Detailinformationen zu den Künstlern sowie deren Werken betrachten - logisch aufgebaut und optisch ansprechend dargestellt. Aber nicht nur das. Diskographien, Unterteilungen nach Genres, Epochen oder Musikempfehlungen und vieles mehr bereichern das Bouquet. Die eigene Musikbibliothek wird mit einer Limitierung auf derzeit 30 000 Titel "künstlerisch" betreut. Was nicht heißt, dass danach keine Wiedergabe erfolgt. Das durchaus, lediglich auf die von Roon beigesteuerten, umfangreichen Metadaten-Features muss verzichtet werden.
Generell lässt sich aber sagen, dass Elac mit dem letzten Update der Roon Essentials App auf die Version 1.3 zahlreiche Neuerungen und Verbesserungen einfließen ließ und Übersichtlichkeit, Sortierfähigkeit und Anwendernutzen erheblich gesteigert wurden. So können beispielsweise Backups angelegt werden, um den Verlust von langwierig angelegten Playlists oder Einstellungen obsolet werden zu lassen.
Mehr als nur pfiffig beispielsweise auch die „Tag“ Funktion, die sich als Marker in Sachen personalisierter Musikorientierung für allerlei Sortierungen einspannen lässt. Übersichtlich lassen sich so bereits „getagte“ Elemente darstellen, wie auch Playlisten einem bestimmten Nutzerprofil zuordnen.
Soll eine Eingrenzung nach bestimmten Kriterien wie Genre oder Ursprungsland des Künstlers, nur um exemplarisch ein paar Attribute zu nennen getroffen werden, bietet sich ein weiteres Tool namens „Focus“ an. Per Zeitstrahl eingefasst, lassen sich beispielsweise alle Songs der 90er darstellen, weiter sortieren und einfach abspielen. Der Zugewinn an Komfort hinsichtlich der Möglichkeit, blitzschnell genau die Musik dargestellt zu bekommen auf die man gerade Lust hat, ist schlicht sensationell.
Das bereits aus den cloudbasierten Streamingdiensten bekannte Vorschlagswesen, hinsichtlich beliebter Musikrichtungen ist bereits seit jeher in besonderer Form in Roon Essentials eingebunden. Dazu kommt obendrauf, folgendes Schmankerl: Wird beispielsweise Pearl Jam von der NAS wiedergeben, dann kann der Discovery auf Wunsch nach Ende des letzten Tracks statt wieder schnöde von vorne anzufangen, einen Radiostream aktiveren der auf einen ähnlichen Musikstil basiert.
Seine Stärken spielt der Discovery Music Server im Verbund mit Roon Essentials als Dirigent im eigenen Netzwerk aus und erlaubt zahlreiche Einsatzszenarien, bei denen er seinem Namen alle Ehre macht.
Als reiner Netzwerkplayer bandelt er mit jedem Verstärker an. Oder steuert aktive Lautsprecher, wie den aus gleichem Hause stammende Zwei-Wege-Kompaktmonitor AM 200 oder die KEF LS50 Wireless direkt angebunden an.
Wenn Sie so wollen, entsteht auf die Weise minimalistisches High-End in Reinkultur. Aber auch vorhandene Vintage-Anlagen lassen sich mit dem Discovery vollkommen unproblematisch in die Neuzeit katapultieren.
Anders als üblich, ist die direkte Anbindung an das heimische Netzwerk per Ethernetverbindung, eher Pflicht als Kür. Zum Einen weil sich so bei hohen Datenmengen, speziell bei HiRes-Inhalten eine absolut störfreie und bandbreitensichere Übertragung bewerkstelligen lässt und zum Anderen, weil die Entwickler bei Elac eine WLAN-Anbindung für den drahtlosen Funkverkehr aus dem Gehäuse verbannt haben. Sollen also drahtlose Clients angesprochen werden geschieht dies über den bereits vorhandenen Router.
In Sachen Multiroom-Wiedergabe wird der Discovery zur unkomplizierten Steuerzentrale. Multiroom klassisch per Strippe in verschiedenen Zonen? Bitte, warum nicht, zwei analoge sowie zwei digitale Ausgänge stehen zur Verfügung. Wer es dann doch lieber drahtlos mag, kann im eigenen Netzwerk sofern es sich auf gleicher Plattform basierende Endgeräte handelt, bis zu acht unterschiedliche Zonen einrichten und so unisono oder unabhängig von einander musizierende Bereiche kreieren. Auf die Details hinsichtlich der unterschiedlichen Plattformen kommen wir noch zu sprechen.
Ein stabiles und umfänglich aufgespanntes WLAN vorausgesetzt, ist es dabei ganz gleich, ob die Musik innerhalb der eigenen vier Wände, oder über portable One-Box-Systeme wie beispielsweise dem Bluesound Pulse oder dem Elac Discovery Z3 Zone Music Speaker einfach draußen im Garten, auf der Terrasse oder dem Balkon erklingen soll. Aber hier hören die Talente des Discovery noch lange nicht auf.
Wer mag und über AirPlay-fähige Devices verfügt, kann diese über den Discovery direkt als Adressaten für die Musikzuspielung verwenden. Dann jedoch mit den AirPlay üblichen Restriktionen, d.h. einer max. Auflösung von 16 Bit / 44,1 kHz. So bietet der Discovery in meinem Fall an, seine Inhalte auch entweder über den Linn Sneaky DS, das vorhandene Apple TV oder auch die Marantz AV-Vorstufe zu streamen.
Was mir persönlich in diesem Zusammenhang am Discovery besonders gut gefällt, ist die systemübergreifende Einbindung anderer Gerätehersteller trotz deren unterschiedlicher Übertragungs-Protokolle. Und das schöne daran: Diese plattformübergreifende Integration erfolgt in übersichtlicher und kinderleicht zu bedienender Manier.
Roon Essentials erkennt automatisch die unterschiedlichen Wiedergabegeräte im Netzwerk und bietet deren Aktivierung innerhalb des Roon Systems an. Kurzer Knopfdruck, fertig. Anhand einer übersichtlichen Darstellung sind dann nicht nur die Ausgänge des Discovery, sondern auch sämtliche Geräte von Sonos, Bluesound, sowie alle AirPlay-Devices als Zonen aufgelistet.
Durch eine Betätigung auf das Icon des aktiven Wiedergabeausgangs ist ein Wechsel auf eine andere Zone möglich. In meinem Fall sind es weit über zehn Anwahlmöglichkeiten. Problemlos gibt der Discovery somit "Bill Callahan" wieder, während das Sonos Play:1 im Badezimmer "The National" abspielt.
Hier unterscheidet die Roon Essentials App zwischen den Roon Ready Geräten wie den Discovery selbst oder beispielsweise Geräten von Bluesound, die beide wiederum das Roon Advanced Audio Transport Protokoll verwenden. Sonos oder Airplay stellen wiederum eigene Plattformen dar, die zwar angesteuert und angesprochen aber nur strikt untereinander gruppiert werden können.
Allerdings und das ist ein wichtiges Detail, lassen sich die unterschiedlichen Systeme nicht plattformübergreifend gruppieren. Während ich also alle meine Sonos Geräte untereinander und auch nur alle AirPlay-Geräte wiederum untereinander per Roon Essentials gruppieren kann, ist eine gemeinsame Vermischung, d.h. ein wildes Multiroom, nicht möglich.
Stichwort synchrones Multiroom. Das ist seit dem großen 1.3 Update der Roon Software noch weiter verfeinert worden. So lassen sich die beiden analogen und sowie ein digitaler Eingang entweder simultan mit unterschiedlichen Inhalten anfahren oder und jetzt kommt der Clou, zu einer gemeinsamen Gruppe zusammenführen, die gerne auch die Bluesound-Komponenten aufgrund des gleichen Protokolls mit einbindet.
Das macht in großen Räumen durchaus Sinn, wenn unterschiedliche Bereiche gleichzeitig beschallt werden sollen. Beispielsweise einen großer Restaurantbereich, eine Hotellobby. Oder schlicht ein großes Wohnzimmer samt angeschlossenen Essbereich nebst Küche, ausgestattet mit unterschiedlichen aktiven und passiven Komponenten. Die so neu entstandene Zone erlaubt für jeden Bereich eine eigene Lautstärkeregelung, das ist aus meiner Sicht schlicht unschlagbar genial.
Ebenfalls sehr interessant ist die Möglichkeit einer drahtlosen Konnektivität zu entweder vorhandenen oder nachrüstbaren aktiven Moduleinheiten in Elac Lautsprechern. Und auch die Einrichtung eines eigenen, kabellosen Elac Netzwerkes, welches mit den in naher Zukunft von Elac ausgelieferten Wireless Discovery Lautsprechern kommuniziert, eröffnet weitere Einsatzmöglichkeiten.
Ganz einfach, während die meisten UPNP/DLNA basierten Steuerprotokolle mithin umständlich oder zeitlich langsam agieren, teilweise bereits mit der Gapless-Wiedergabe ins Schleudern geraten, ist Roon Essentials ein Paradebeispiel wie man es richtig macht.
Statt nützliche Informationen nur unzureichend anzuzeigen, bei der Einbindung von Album-Cover oder gar bei mehr als einer Musikbibliothek den Nutzer in die Verzweiflung zu treiben, bietet die Roon Steuersoftware eine irrwitzige schnelle und flüssige Performance.
Liegen wie bereits erwähnt Musikdateien abgelegt auf unterschiedlichen Orten, sei es der eigene PC, die iTunes Bibliothek auf dem Mac, zusätzlich gespeicherte Files auf einer NAS oder auch Inhalte von TIDAL, bündelt Roon Essentials das Ganze zu einer sauber aufgebauten zentralen Bibliothek zusammen.
Physisch entsteht somit keine weitere Bibliothek, aber dafür eine homogen strukturiertes Musikarchiv, das bequemen Zugriff auf die so erstellten Inhalte gewährt und bis zum Rand mit zusätzlichen Metadaten über Künstler und Werk (Albumcover, Texte, Künstlerportraits, weitere Infos etc.) angereichert ist. Ein wenig erinnert das Ganze wenn man so möchte an die "Liner Notes", die man seinerzeit beim Aufklappen von Plattencovern oder CDs kannte.
Neben Diskografie und Hintergrundinformationen zu Künstlern und deren Werke, entsteht auf diese Weise auch eine intensivere Auseinandersetzung mit der Musik. Und das Schöne daran, ganz gleich, ob erst ein Interpret in TIDAL angesteuert und danach auf ein lokal gespeichertes HiRes Stück gewechselt wird, alles erfolgt absolut flüssig und ohne Unterbrechung. D.h. unliebsame Abstürze oder ein Festfrieren wie von manch anderen Systemen gewohnt, kommen mit dem Discovery schlicht nicht vor.
Es mag vielleicht übertrieben klingen, aber ganz spitz ausgedrückt setzt Elac mit der Roon Software der rastlosen und beinahe schon fast food artigen Beiläufigkeit des digitalen Musik-Konsums eine neue, intensive Genuss-Exegese entgegen. Fast schon müßig zu erwähnen, dass auch das Vorschlagswesen der Roon Software neue Horizonte eröffnet. Wer einmal die im Grunde "kongenial" in einem Wort zu beschreibende Funktionalität von Roon Essentials genossen hat, wird sich nur schwer mit Geringem zufriedengeben.
Für audiophile Nutzer ebenfalls ein sehr interessanter Aspekt ist aber das weiter oben erwähnte Roon Advanced Audio Transport Protokoll, sowohl von Roon Ready Devices oder Roon Bridges genutzt, welches für Wohlklang sowohl per Kabel als auch drahtlos sorgen soll. Unverfälscht, so gibt Roon zu verstehen, soll das Musiksignal vom Ursprung zu seiner Bestimmung gelangen.
Ohne Limitierungen oder Einbußen, jedoch mit allen Funktionalitäten die sowohl die Integration von Steuerkommunikation in beide Richtungen und noch zahlreiche weitere Attribute beinhalten können. Darunter gewichtige Attribute wie z.B. die zeitrichtige und alleinige Dosierung des Datenstroms durch die MasterClock des Dacs für geringen klangschädigenden Jitter. Oder auch die Fähigkeit für eine exakte, synchrone Anbindung des Musiksignals zu sorgen - wichtig für übereinstimmende und zeitgleiche Multiroom-Wiedergabe.
Aber auch Volume Leveling, das erfreulicherweise bereits auch beim Streamingdienst TIDAL Verwendung findet, lässt schon mal die Augenbrauen nach oben schnellen.
Mittels Analyse und Dynamikumfangsmessung durch die international standardisierte R128 Norm, wird das Problem überlaut daherkommender Alben durch die einheitlich gleiche Wiedergabe auf ein fest definiertes Referenzlevel gelöst. Die Angleichung, d.h. Normalisierung der Lautheit auf Referenzlevel wird entweder durch Analyse des Musikstücks extrahiert oder mittels Zugriff auf externe Datenbanken ermittelt.
Nach der umfänglichen Analyse, welche die gesamte Bibliothek umfasst und je nach Größe eine gewisse Zeit benötigt, lässt sich so mit einem Blick auch die ermittelte "Dynamic Range" eines Albums feststellen. Diese gibt zusätzlich Auskunft darüber, ob zwischen den leisen und lauten Stellen ein Abstand besteht und Musik dadurch entsprechend Dynamik enthält. Je höher der Wert, desto dynamischer und emotionaler die Musik.
Salopp ausgedrückt sehen wir hier mehr als nur die Sichtbarkeit einer Trendwende. Denn im Zuge des mittlerweile im Rückzug befindlichen „Loudness Wars“ entstanden künstlich durch Dynamik-Kompression zu einem Einheitsbrei gemasterte Aufnahmen, die eine „lautere“ Wahrnehmung der Musik erzeugten, um dadurch bessere Verkaufszahlen oder höhere Abspielzyklen bei den Radiostationen zu generieren.
Dynamische Bandbreite, d.h. den Bereich zwischen leisester und lautester Stelle in welchem sich die musikalische Seele einen Stücks befindet, wird man in solchen Alben und Stücken vergeblich suchen. Während dem beiläufige Zuhörer so krawalliger Überfluss suggeriert wurde, liefen audiophilen Hörern sprichwörtlich Schauer den Rücken herab.
Vorteil also für den Discovery, der so nicht nur klanglich wie musikalisch auftrumpft, sondern nebenbei ganz lässig seine Leistungsfähigkeit aufzeigt. Allein die schiere Masse der Möglichkeiten und ihr unkompliziertes Aufspielen, Fortentwickeln und Anwenden demonstriert die Zukunftsfähigkeit dieses Systems.
ELAC DISCOVERY MUSIC SERVER: HÖRTEST
Kommen wir zu den klanglichen Aspekten des Discovery, nachdem dessen Fähigkeiten in Sachen Anwendung und Handling nun deutlich genug beleuchtet wurden. Messen lassen muss er sich im Hörraum mit dem Linn Sneaky DS.
Zwar kostspieliger in der Anschaffung, ist der Linn aber so langsam doch ein wenig in die Jahre gekommen. Um so reizvoller also herauszufinden, ob Elac in Verbindung mit Roon der leidenschaftlichen Wiedergabe aus dem Linn Lager entsprechend Paroli bieten kann.
Getreu dem Motto "modern meets old school", geben sowohl der Elac Discovery als auch der Linn Sneaky DS ihre musikalische Ausgabe rein analog an die Vintage Sony TA-E-80 ES Vorstufe weiter und werden von der gleichen NAS gespeist. Zwei im Bi-Amp Betrieb laufende TA-N 80 ES Endstufen reichen das Signal anschließend an die großen Signature-Vertigos von Isophon weiter.
Beschäftigt man sich intensiv und eine ganze Weile, sowohl mit dem Elac auch als dem Linn, kristallisieren sich durchaus unterschiedliche Charaktere heraus. In Sachen Tonalität komme ich nicht umhin, dem Elac Discovery eine gewisse leichtfüssige Eleganz und gleichzeitig ausgeglichene Aufgeräumtheit zu attestieren, während der Linn Sneaky DS sein schwelgerisches Klangfarbenbouquet in Richtung mitreißender Rhythmik und bebender Musikalität konzentriert.
Gehen wir also ins Detail zum Beispiel in Sachen Hochtondarstellung. Hier zeigt der Elac Discovery bei "Metamorphosis 1 (Akufen Reinterpretation)" von Bruce Brubaker aus den - Glass Piano Versions - einen Hauch mehr Transparenz und Luftigkeit. Herrlich, wie die einsetzenden perkussiven Elemente durchschimmern, ohne überphrasiert oder gar von tendenzieller Silbrigkeit umfangen zu sein.
Da zeigt sich der Schotte einen Hauch wärmer und auf langzeittauglicherer Attitüde getrimmt. Was nicht heißen soll, dass er es an Feinzeichnung oder Akkuratesse ermangeln ließe. Nein, letztlich gibt es hier kein richtig oder falsch, es bleibt eine Frage des Geschmacks.
Stichwort Bühne und Abbildungsgenauigkeit. Bei der Live Fassung von „King Without A Crown“ des auf unvergleichlich künstlerische Art Reggae, Beatbox und hebräische Stilelemente verwebenden Gesangsakrobaten Matisyahu, hier aus seinem Album - LIVE at STUBB´S - lösen sich die immer wieder aus dem Hintergrund überschwappenden Begeisterungsrufe mit deutlichem Umriss aus dem Geschehen. Mit großer Plastizität zeigen sich einzelne Instrumente und selbst der Abstand der Instrumente untereinander wird in Form eines mehrdimensionalen Raumes greifbar. So muss das sein, diffus und eng aufspielen können ruhig andere.
Und auch das Schlagwerk hat reichlich Tempo und Energie, wirkt nicht hinterherhinkend oder verloren auf der Bühne. Mit ebenso viel Intensität wartet auch die schartig zum Solo ansetzende E-Gitarre auf, so dass es ein wahre Freude ist das Stück in Dauerschleife laufen zu lassen. Erfreulicherweise sezieren bei aller Trennschärfe weder der Elac noch der Linn das Stück in seine Bestandteile, sondern bieten es trotz reichlich Punch wie Attacke mit großem Gefühl für Rhythmus und dynamischer Spielweise als großes Ganzes dar.
Und auch bei der Mittendarstellung zeigt sich der Elac Discovery zart und behände aber auch eloquent, farbenfroh und erwachsen aufspielend, wenn gefordert. Wobei die Unterschiede auch hier von subtiler Natur sind. Gänzlich unbeeindruckt von der mitunter einen gefühlten Tick farbintensiveren und deckkräftigeren Stimmwiedergabe des Schotten und der panoramaartigen Tiefenauslausleuchtung bei „Into The Trees“ von Hope Sandovall & The Warm Inventions aus dem Album - Until The Hunter - legt der Discovery seinen Schwerpunkt eher auf eine insgesamt begeisternde Transparenz und den direkteren Blick auf das musikalische Geschehen.
Beide wiederum weben die Gesangsstimme mit großer Akzentuierung und Übersicht innerhalb eines in permanenter Bewegung befindlichen, mehrdimensionalen Bassins tonal changierender Ereignisse und Elemente ein. Etwas akribischer der Elac, mit gefühlvollerer Phrasierung der Linn ziehen dennoch beide mit involvierender Spielwiese den Zuhörer in die Musik hinein, statt mit wichtigtuerischen Akzentsetzungen auf sich aufmerksam machen zu wollen.
Abschließend also noch ein kleiner Schwenk hinab zu den unteren Oktaven. Bei „The Winter Hymn“ aus dem Pantha du Prince Album - The Triad - bleibt der Discovery seiner Linie treu und liefert ein eloquent-dynamisches, mit trockener statt überfülliger Konturierung eingefasstes Bassfeuerwerk ab. Insgesamt finden ansatzloses Tempo und zupackende Fülle sehr gut ausbalanciert zu einander. Dem setzt der Linn seine souveräne, erdig sonore Schubkraft dagegen, die mit Temperament und knarziger Knackigkeit breitbeiniger und mit einem Ticken mehr rhythmischen Punch daherzukommen scheint. Aber so richtig entscheiden was mir nun besser gefällt, kann ich auch nach dem x-ten vergleich nicht, ein Umstand, der sich übrigens währen der gesamten Hörsession in dieser Art manifestierte.
FAZIT:
Summasummarum konnte sich bei den ganzen Hörvergleichen weder der Linn Sneaky DS, noch der Elac Discovery Music Server so richtig durchsetzen. Während bei manchen Stücken die eher luzide und transparent agile Spielweise des Norddeutschen gefiel, betörte anderswo wieder das sonore, farbintensiver involvierendere Schwelgen des Schotten. Belassen wir es einfach bei einem Unentschieden und der Feststellung, dass beide ein enorm hohes Klangniveau abliefern, welches sich erst von einem Mytek Brooklyn DAC die Rücklichter zeigen lässt.
Viel wichtiger als die ganze Konzentration auf das Klein-Klein des Hörvergleichs war eigentlich eine ganz andere Tatsache. Mit dem Elac Discovery Music Server und der Roon Essentials App schlich sich ein derart großer Spaßfaktor beim Musikhören ein, dass der Hörvergleich irgendwann zur reinen Nebensache wurde. Die Bedienbarkeit der Roon Essentials App ist übersichtlich, kinderleicht und bietet in Sachen Musikverwaltung das momentane Maß der Dinge.
Für Minimalisten, reduzierten Wohnraumarchitekten oder schlicht bei Platzmangel empfiehlt sich der Einsatz des Elac Discovery an aktiven Monitoren. Im Verbund mit den AM 200 aus gleichem Hause liefert diese Kombination ein Klangfeuerwerk ab, welches deutlich teuerere passive Kombinationen vor Neid erblassen lassen dürfte. Sicherlich bietet auch Linn mit seinem Space Optimisation Tool einen gewichtigen Zusatzwert - der wiederum eher all diejenigen anspricht - die ganz puristisch auch noch das allerletzte Quentchen an Optimierung in Sachen Wiedergabe herausholen wollen.
Halten wir als Quintessenz fest: Freude am Hören ist das Credo des Elac Discovery Music Server, der wiederum allein schon aufgrund seiner grandiosen Bedien- und Steuersoftware Roon Essentials und der damit verbundenen Vielseitigkeit eine kleine Sensation darstellt. Der Discovery ist - wenn Sie so wollen - der Akademiker unter den Netzwerkplayern. Um so erfreulicher, dass er dabei auch klanglich nichts anbrennen lässt.
Dass sich nun auf dem Podest der Redaktionsreferenz neben dem Linn Sneaky DS nun auch der Elac Discovery Music Server einreiht, ist also kein Zufall.
Es ist das Ergebnis eines Prozesses mit neuen Ansätzen und Ideen ganz weit vorne mitspielen zu wollen. Um so begrüßenswerter, dass der Nutzer einen Mehrwert hinsichtlich Komfort, guter Bedienbarkeit, Wohlklang, tadelloser Material- und Verarbeitungsqualität und einem ansprechendem Äußeren obendrein dazu erhält.
Auch all denjenigen die in Sachen Musikverwaltung, Handling und Informationstiefe ein neues Kapitel aufschlagen wollen, weil sie mit halbgaren NAS oder Computerproblemen zu kämpfen haben, sei der Elac Discovery Music Server mehr als nur wärmstens empfohlen. Dass er dabei auch noch referenziös klingt, nimmt der geneigte HighEnder um so dankbarer entgegen.
Preis: 1. 099 Euro / www.elac.de
Erhältlich im Fachhandel.
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