Autor: Michael Gorny
Bilder: Michael Gorny / Fritz I. Schwertfeger / Adam Audio
21. Oktober 2017
An dieser Stelle werden normalerweise einzelne Geräte oder Lautsprecher vorgestellt. In diesem Beitrag geht es ausnahmsweise um mehr: ein volldigitales Setup, das einen neuen Weg zur Wiedergabe bildet und ein neues Konzept darstellt.
Es geht um eine ganze Kette, die stellvertretend für die populärer werdenden rein digitalen Anlagen steht und dabei erstens alles mitbringt, was für hervorragenden Klang nötig ist und zum zweiten dabei auch einen wohnzimmertauglichen Bedienungskomfort bietet. Gerade und obwohl die Geräte aus dem Profisektor stammen.
Interessanterweise sind die beteiligten Geräte allesamt Produkte deutscher Hersteller. ADAM Audio entwickelt und produziert in Berlin, ELAC in Kiel und Lake People in Konstanz am Bodensee.
Immer mehr Hersteller von Canton über Dali, Dynaudio, ELAC, EVE bis Nubert usw. bieten aktive Lautsprecher mit integrierten Analogwandlern zum Direktanschluss digitaler Quellen an. CD- oder Bluray-Spieler, Streamer oder TV-Geräte lassen sich direkt an eine Box anschließen. Manchmal sogar per USB. Dabei reicht die Auswahl von kleinen „Böxchen“ für den Schreibtisch bis hin zu ausgewachsenen Standboxen für die „große“ Anlage.
Fast allen diesen Kombinationen gemeinsam ist ein nicht zufriedenstellendes Bedienkonzept, denn spätestens bei der Regelung der Lautstärke kann es schwierig werden. Was nützt ein CD-Spieler, der digital an eine Box angeschlossen ist und selber keine Lautstärkeregelung besitzt? Ein Laptop auf dem Schreibtisch kann mittels App die Boxen steuern, aber auf der Couch im Wohnzimmer klappt das nicht mehr ohne lange Kabel quer durch den Raum.
Natürlich gibt es Fernbedienungen, aber spätestens wenn mehrere Geräte mit den Boxen verbunden sind, auch mehrere einzelne Kabel – meist Koax oder TOSLINK - zu den Boxen. Und dann wird es unübersichtlich. Genau da setzen unsere Protagonisten an. Aber von vorne...
Hergestellt am Bodensee von der Firma mit dem schönen Namen Lake People, gibt es eine Lösung für diese Probleme. Unter der fast schon lyrischen Bezeichnung DAT RS 05 (wer braucht heute noch einen Kreativdirektor, wenn man das Digitale Audio Tool aus der Reference Series mit der Nummer 05 anbietet?) wird ein als „Digital Tool“ beschriebenes digitales Zauberkästchen im Miniformat angeboten, das mehrere digitale Eingänge über ein paar Tricks mit digitalen Ausgängen verbindet.
Oha, richtig gelesen, digitale Eingänge werden auf digitale Ausgänge geroutet. Wozu das? Was bringt es? Dazu ganz kurz: jede Menge!
Das digitale Eingangssignal (bis 24/192), per Koax, TOSLINK, AES/EBU oder optional USB eingespeist und der Eingang entsprechend geschaltet, durchläuft in Verbindung mit einer präzisen Wordclock ein Resampling mit wählbarem Upsampling (bis 4-fach) und kann extrem präzise auf digitaler Ebene in der Lautstärke geregelt werden. Optional sogar per Fernbedienung.
Die interne präzise Clock kann man auf Wunsch sogar durch eine noch präzisere Femto-Version pimpen lassen. Damit wird jeglicher Jitter aus dem Eingangssignal eliminiert. Das Signal wird komplett zerlegt und neu zusammengesetzt und je nach Auflösung hochgesampelt. Was dann aus den digitalen Ausgängen kommt ist absolut sauber und jitterfrei. Kurz, besser geht es nicht.
Der Hersteller schreibt gar, dass durch die digitale Bearbeitung im DAT RS 05 bei USB-Verbindungen kein asynchrones USB mehr nötig ist. Eine Umschaltung auf pures Durchleiten des Eingangssignals ist jederzeit möglich. Dann dient der DAT RS 05 nur der Regelung der Lautstärke.
Weiterhin kann die Wortbreite des Ausgangssignals zwischen 16 und 24 Bit (Standard) umgeschaltet werden. Spätestens jetzt wird klar, dass wir uns mit dem DAT RS 05 im professionellen Gefilden bewegen und nicht im Consumer-Hifi – sozusagen als Sahnehäubchen in der Konfiguration, kann die interne Clock, egal ob die standardmäßige mit einem Phasenjitter im Picosekundenbereich oder die optionale Femto-Clock, auch extern eingesetzt werden.
Eine normgerechte BNC-Buchse gibt es auf der Rückseite. Das bedeutet nicht mehr und nicht weniger, dass dieses Kästchen vom Bodensee die zentrale Clock für ein digitales Netzwerk bilden kann.
Traditionell wird eine Regelung der Lautstärke auf digitaler Ebene skeptisch betrachtet. Und das mit recht, wenn es sich um eine auf 16-Bit bezogene Einstellbarkeit handelt. Beim Lake People DAT RS 05 gibt es aber keinen Grund zur Sorge, die Regelung greift auf das 24-Bit Ausgangssignal, es bleiben immer genügend Reserven. Eine Evtl. Verschlechterung durch Kappen der Bits ist marginal und bei den dann geringen Lautstärken ist keine Beurteilung der Qualität mehr möglich. Also Entwarnung!
Der Regler selbst ist aus Aussensicht ein normales Stellglied mit 300 Grad Regelbereich und Markierung der aktuellen Position. Die Bedienung liefert also keine Rätsel, auch wenn ich mir statt der vielen bunten Leuchtdioden, die die verschiedenen Betriebszustände anzeigen, ein Display wünschen würde, das alle Informationen zentral zusammenfasst. Und die Auswahl der verschiedenen Einstellungen per sequentiellem Drucktaster halte ich auch nicht für den ergonomischen Durchbruch des Jahres 2017. Aber ich will nicht mäkeln, das Gerät ist schlicht und erfüllt seinen Zweck. Wie genau werden Hör- und Praxistest zeigen.
In unserem Setup fungiert der Lake People DAT RS 05 als „normaler“ Vorverstärker, der Quellen verwaltet und die Lautstärke regelt.
Die Lautsprecher in unserem Minimalsetup werden direkt mit dem DAT RS 05 verbunden. Sie sind selbstredend aktiv und beinhalten neben eigenen Analogwandler noch DSPs zur Anpassung diverser Parameter. Aber dazu kommen wir später. Zunächst einmal etwas zum Hersteller und den Boxen selber.
Die Firma ADAM ist seit Jahren eine feste Größe im Geschäft mit Studiomonitoren. 1999 in Berlin gegründet, wurde sie im Laufe der Jahre zum Vollsortimenter im Boxenbereich. Markenzeichen aller Lautsprecher von ADAM Audio ist der nach dem AMT (Air Motion Transformer) – Prinzip gefaltete Hochtöner mit gelber Membran. Bei ADAM als ART bezeichnet. Die Ähnlichkeit bspw. zu den JET genannten Hochtönern bei ELAC ist übrigens kein Zufall, denn der Gründer von ADAM Audio entwickelte vorher für ELAC.
Vor drei Jahren kam es dann zum Schnitt, die alten Gesellschafter schieden aus und eine neue, jüngere Generation übernahm das Ruder und schoss Geld und neue Ideen in das Unternehmen. Im folgenden wurde das Angebot verschlankt, die Hifi-Serie abgekündigt und danach leider auch die schicken kleinen Aktivboxen der Artist-Serie, die wunderbar auf den Schreibtisch passen.
Parallel dazu wurde fleissig der Ersatz für die mittlerweile etwas in die Jahre gekommenen großen Monitore der SX-Serie entwickelt und in diesem Jahr vorgestellt. Innerhalb kurzer Zeit entstand eine komplette Serie an aktiven, digitalen Studiomonitoren der neuen S-Serie, die sich schon äußerlich von ihren gewiss nicht schlechten Vorgängern unterscheiden.
Der allgegenwärtige ART-Hochtöner wird jetzt in neuester Generation als S-ART in einer verbesserten Version eingebaut, die Konusmitteltöner der alten SX-Serie sind durch einen selbstentwickelten Hybrid aus Kalotte und Konus mit 60mm Schwingspule in einer Schallführung ersetzt. Rein äußerlich ist nur eine große Kalotte erkennbar; damit hat jetzt auch ADAM eine eigene „Bärennase“, wie die großen Kalotten von Neumann oder ATC von einigen Kollegen genannt werden.
Die neue Serie umfasst fünf Modelle, davon drei vertikal, also konventionell wie man sich eine Box vorstellt, und zwei horizontal aufgebaute. Letztere sehe aus wie etwas bzw. deutlich zu groß geratene Center aus dem Heimkinobereich. Die Anwendungsbereiche beinhalten die ganze Palette des Studiobetriebs, vom Nahfeld (S2V) über Midrange (S3V und H) bis hin zu Main Monitoren (S5V und H) für große Abhörentfernungen.
Die digitale Elektronik ist bei den Boxen identisch. Die Anzahl der verbauten Chassis reicht von zwei bis vier, natürlich wie bei allen echten Aktivkonstruktionen jeweils mit eigener Endstufe. Allen Boxen der Serie ist ausserdem eine kontrollierte Schallführung zu eigen. Ähnlich wie bei Mitbewerbern zeigen sie eine nach hohen Frequenzen hin gleichmäßig ansteigende Bündelung, d.h. sie strahlen weniger breit ab, je höher die Frequenzen sind. Damit werden Probleme der Raumakustik reduziert.
Hier geht es um die S3V, einen Bassreflex Midrange Monitor mit drei Wegen, Bass 9“, Mitteltöner 4“, Hochtöner der bereits erwähnte S-ART und drei Endstufen. Die Membrane sind zeitgemäß aus verschiedenen Kunststoffmischungen gebacken. Die Gehäusemaße von knapp 54 cm in der Höhe, knapp 30 in der Breite und 38 in der Tiefe machen die Boxen durchaus wohnzimmertauglich. Und auch das Gewicht von 25 kg ist noch erträglich, wenn man sie auf den obligatorischen Ständer wuchtet, denn sie ist wie im Studiobetrieb üblich, keine Standbox.
Das Gehäuse selber ist an allen Kanten abgeschrägt, es gibt keine direkten rechten Winkel. Lediglich die Rückwand ist bündig eingesetzt. Die beiden Bassreflexöffnungen unter dem Tieftöner sind an den Rändern abgerundet um Strömungsgeräusche zu vermeiden.
Die eingebauten Verstärker haben es in sich. 500 W für den Tieftöner, 300 W für den Mitteltöner und 50 W für den S-ART sind ein Wort! Tief- und Mitteltöner werden von Digitalverstärkern befeuert, der Hochtöner über eine konventionelle A/B-Schaltung.
Ein Blick auf die Rückseite der Box zeigt wieder, woher sie stammt. Kein Cinch, kein TOSLINK, nur dreimal XLR plus eine USB Typ B Buchse.
Die XLR Buchsen sind zweimal weiblich und einmal männlich. Einmal analog und zweimal digital. Dabei bezeichnen männliche Buchsen immer Ausgänge und weibliche immer Eingänge. In der Praxis bedeutet das, eine weibliche Buchse ist der analoge Anschluss, ein symmetrisches Kabel mit einem analogen Signal wird hier angeschlossen, die anderen beiden Buchsen sind für digitale Verbindungen zuständig. Und zwar nach der AES3 Norm, die ein digitales Signal in eine symmetrische, mit 110-Ohm spezifizierte Verbindung packt.
Zwei digitale Buchsen pro Box deshalb, weil ein Kabel von der Quelle kommend angeschlossen und dessen Signal über die zweite Buchse zur anderen Box durchgereicht wird. Im Setup „sagt“ man der Box, Du bist links oder Du bist rechts, schliesst das Kabel an und schleift das Signal mit einem weiteren Kabel durch zur anderen Box. Der muss man natürlich ebenfalls mitteilen, welchen Kanal sie bedient. Damit sind alle Anschlussvarianten durch.
Die USB Buchse dient der Konfiguration mittels einer frei erhältlichen Software von ADAM, die für Windows oder MAC verfügbar ist und erlaubt, alle Parameter schneller und einfacher am Computer einzustellen, statt sich mit Regler und Display an der Box selber zu vergnügen. Später wird es noch die Möglichkeit geben, die Boxen in ein Netzwerk zu integrieren.
Eine gleichzeitige analoge und digitale Verbindung wird nicht empfohlen. Aber wenn man nicht gerade Lautsprecher oder Geräte testet, sondern lediglich Musik hören will, wechselt man i.d.R. nicht permanent die Konfiguration, sodass dieser Fall leicht vermieden werden kann.
Wie bereits erwähnt, arbeitet die ADAM S3V intern voll digital mit einem DSP und bietet alle daher verschiedene Möglichkeiten zur Anpassung. Die Boxen kommen mit fünf Speicherplätzen, die für individuelle Einstellungen genutzt werden können. Dabei sind die Plätze eins und zwei vorbelegt. Speicher eins liefert ein vollkommen lineares Signal („Pure“), Speicher zwei eine aus Sicht von ADAM wohlklingende Frequenzkurve („Uniform Natural Response“) .
Die anderen können vom Anwender frei belegt werden. Dabei heisst frei belegt eine Kombination aus den Komponenten parametrischer EQ, Pegel und Latenz. Neben sechs frei wählbaren parametrischen EQ Frequenzen gibt es zusätzlich Shelving („Kuhschwanz“)-Filter für Bass und Höhen. Der Einsatz der Equalizer beeinträchtigt übrigens nicht die Auflösung des Signals. Die Einstellungen selber werden mittels eines Dreh-/Druckschalters unterhalb des Displays vorgenommen.
Das Display zeigt die jeweils aktive Einstellungen und die verfügbaren Optionen. Ehrlich gesagt bin ich persönlich kein Freund solcher Einstellmethoden, im Gegenteil, ich nutze das nur im Notfall, aber es gibt eine Alternative: Die ADAM Audio S Control Software erlaubt die Konfiguration vom PC/MAC aus ohne die Methode Dreh-und-Drück an der Box selber. Das einzige, was benötigt wird ist ein langes USB Kabel.
Was noch fehlt ist schnell gesagt: eine Quelle für die Musik. Und da kommt dann der ELAC Discovery Server ins Spiel. Die exakte Bezeichnung lautet „Discovery Series DS-S101-G Music Server“. Da sich das aber niemand freiwillig merken möchte, nennen wir das Gerät einfach Discovery.
Aktuell gibt es einen sehr ausführlichen Bericht über das Gerät hier auf der Plattform, daher beschränke ich mich auf Praxis und Klangqualität für die hier werkelnde Kombination mit dem Lake People Digital Tool und den Lautsprechern ADAM S3V.
Die analogen Ausgänge des Discovery ignoriere ich, mit dem Laker People DAT RS 05 kann man sie eh' nicht verbinden und es geht schließlich um die digitale Performance. Der Discovery bringt einen koaxialen und einen optischen Digitalausgang nach S/PDIF mit, die ich beide für den Hörtest genutzt habe. Die Bedienung erfolgt per Roon Essentials App, in meinem Falle meist vom iPad aus. Navigation in der Musikbibliothek und Auswahl von Alben und Titeln lassen sich damit extrem schnell bewerkstelligen, die nahtlose Tidal Integration sorgt für nahezu grenzenlosen Nachschub an Musik nach Wunsch in guter Qualität.
Was aus den analogen Ausgänge des Discovery kommt ist mehr als ordentlich, daher erübrigt sich in den meisten Fällen eine digitale Weiterleitung. Allerdings frage ich mich, ob es noch besser gehen kann.
Zuerst verbinde ich den koaxialen Digitalausgang des Discovery mit dem entsprechenden Eingang des kleinen Lake People Digital Tools. Der Lake People wiederum ist mit einem AES3-KABEL mit der linken Box verbunden. Diese mit einem Kabel desselben Typs mit der rechten. Die genutzten Kabel sind Studioleitungen von Vovox (digital Koax, 75 Ohm, RCA) und Funk Tonstudiotechnik (AES/EBU, 110 Ohm, XLR).
Die Grundeinstellung der ADAM S3V ist linear (Speicher 1), die Eingänge sind entsprechend auf den Empfang von Digitalsignalen konfiguriert. Abstand der Lautsprecher zum Hörplatz ca. 2,5 m, Basisbreite etwas weniger, stark eingewinkelt. Der Hochtöner ist knapp über Ohrhöhe, der Mitteltöner knapp darunter. Die beiden Fragen, um die es jetzt geht, sind demnach wie klingt es absolut und wie wirkt sich die digitale Bearbeitung des Eingangssignals durch den Lake People DAT RS 05 aus.
Meine Musikauswahl zum Test beinhaltet eine breite Palette von Genres und Stilen. Klassik, Jazz, Rock und auch lokales. Angefangen habe ich mit der vierten Scheibe von Santana, Caravanserei, für mich die beste von ihm. Diese Musik kenne ich gut, höre sie oft, eine meiner absoluten Favoriten auf der ewigen Liste. Schnell wird klar, was aus den S3V kommt ist richtig gut! Die Aufnahme ist von 1972 und klanglich ordentlich, aber kein „audiophiles“ Highlight.
Trotzdem reichte es für ein erstauntes Kopfheben. Die von der S3V ermöglichte Ortung ist schlicht sensationell! Ich habe dieses CD bzw. den Rip davon, bisher auf diesen Lautsprechern an drei verschiedenen Orten gehört und war jedesmal fasziniert, wie starr Stimmen und Instrumente auf den Punkt fixiert werden. Wie angenagelt, da verschwimmt nichts, da bewegt sich nichts, was nicht genau so auf der Aufnahme enthalten ist. Die neue Bärennase in der Schallführung macht anscheinend einen tollen Job. Genau so muss es sein.
Weiter sind Durchhörbarkeit, Auflösung und natürlich Tonalität sehr gut, da gibt es nichts zu kritteln. Und Bass? Ja natürlich. Auch mehr Bass? Klar, wenn er auf der Aufnahme enthalten ist. Räumlichkeit und Tiefe? Klar, so wie auf der Aufnahme enthalten. Und das gilt nicht nur für die Musik von Santana, sondern ausnahmslos für alle anderen Alben, die ich spielte. Andererseits bleibt eine schlechte Aufnahme schlecht, man hört nur etwas deutlicher, warum sie schlecht ist und wo die Fehler liegen. Da sind die S3V Monitore reinsten Wassers, beschönigt wird nichts, es wird nichts kaschiert oder gnädig verdeckt, im Gegenteil, sie ziehen evtl. vorhandene Decken erbarmungslos ab und zeigen, was darunter liegt.
Allerdings, und das ist die gute Nachricht, sie sezieren nicht, die S-ART-Hochtöner von ADAM spielen durchaus hell, aber sie nerven nicht. Manchen anderen AMT-Konstruktionen wird eine gewisse Schärfe nachgesagt und dass sie auf Dauer anstrengend klingen. Das ist bei den S-ART (und früheren X-ART-) Systemen von ADAM nicht der Fall.
Sie klingeln nicht oben herum, sondern sie bleiben immer sehr gut erträglich, selbst bei grausamen Aufnahmen. Und vor allem, der Zusammenhang der Musik wird nicht zerstört. Es gibt Lautsprecher, die lösen sehr fein auf, verlieren sich in Details und zeigen alles sozusagen nebeneinander, sodass der Blick auf das Ganze verloren geht. Man hört alle Details, aber nicht mehr die Musik als solche. Genau das macht dieser Monitor nicht! Der musikalische Fluss bleibt immer erhalten.
Die anderen Aufnahmen, die ich hörte, bestätigen das. Zum Beispiel die wunderbare Jazz-Platte „Emotional Dance“ der jungen spanischen Sängerin und Instrumentalistin Andrea Motis, deren Stimme sehr schön 'rüber kommt und deren Trompetenspiel locker swingt. Oder die Aufnahme der großartigen Achten Sinfonie Anton Bruckners, live eingespielt vom NDR Rundfunksinfonieorchester unter dem großen Dirigenten Günter Wand.
Diese Aufnahme aus dem Lübecker Dom leidet natürlich unter den üblichen Bedingungen in einer Kirche: Hall, unregelmäßige Auslöschungen und Durcheinander in Tutti-Passagen. Trotzdem macht die S3V daraus ein Erlebnis. Die Instrumentengruppen sind eindeutig zu lokalisieren und selbst in den lautesten Passagen des Schlusssatzes verliert man als Hörer nicht die Übersicht.
Knappertsbusch' berühmter Bayreuther Parzival von 1962 kommt genauso glaubhaft über die digitale Verbindung wie die brachialen Trommelgewitter Billy Cobhams auf Stratus oder die beiden Kölner Musiker Gerd Köster und Frank Hocker mit Begleitung auf „A's kla?“. Es macht immer richtig Spaß zuzuhören.
Die ADAMs „können“ jede Musik, es gibt keine Präferenzen, keine Stücke, die man lieber nicht auflegen sollte. Damit ist Frage eins von oben beantwortet.
Kommen wir zur zweiten Frage, was macht das digitale Zauberkästchen? Kurze Anwort: verblüffend wenig und dennoch verblüffend viel. Verblüffend wenig, wenn man sich nicht darauf einlässt. Wenn man seine Musik nur nebenbei hört, wenn man etwas anderes macht während Musik läuft. Dann fällt es kaum bis gar nicht auf.
Aber sobald man sich zum hören begibt, sobald man Muße hat und Musik bewusst anhört, fällt es auf. Dann ist der Unterschied zwischen einem lediglich durchgeleiteten Signal und einem sauber resampelten gravierend. Es ist nicht so, dass „nur“ die Bässe konturierter werde oder die Mitten transparenter, es ist ein Gesamtbild, das entsteht. Details werden herausgearbeitet und alles fügt sich besser zusammen.
Aus einer mehr oder weniger unscharfen Abbildung wird ein scharfes Bild mit exakten Konturen. Alle Personen, die das unscheinbare Kästchen gehört haben, waren gleichermaßen verblüfft über die Wirkung. Und das schon bei Aufnahmen die „nur“ CD-Qualität haben, also 16/44,1 Dateien im flac oder alac Format.
Dabei ist es aus meiner Sicht auch nicht mehr relevant, ob ein 2- oder 4-faches Upsampling stattfindet. Anscheinend macht die hochpräzise Clock den großen Unterschied sobald sie im Spiel ist.
Wenn ich das Ergebnis höre, frage ich mich, braucht man wirklich höher auflösende Formate als den CD Standard, gibt es tatsächlich einen „Gewinn“ an Informationen durch HiRes oder DSD?
Das aktuell von HighEndern präferierte DSD Format ist schließlich auch keine neue Entwicklung, sondern schon seit fast 20 Jahren verfügbar, ohne dass es sich bisher durchgesetzt hat. Ich fürchte und das kann jetzt wehtun, bevor man sich in teure HiRes oder DSD-Welten verliert, sollte man mit diesem Kästchen einfach mal seine CDs hören. Hören und staunen.
Im übrigen profitieren natürlich auch HiRes-Aufnahmen vom Resampling, auch wenn natürlich kein Upsampling über 192 kHz hinaus möglich ist.
Zu guter Letzt habe ich noch ein kleines Experiment gemacht. Einen DVD-Spieler der 30-Euro Klasse aus dem Schrank geholt, einer wie wir ihn vermutlich alle noch irgendwo stehen haben, per Koaxkabel mit dem DAT RS 05 verbunden und ein paar CDs eingelegt.
Das Kabel zwischen den beiden Komponenten war teurer als der Player. Und das Ergebnis identisch zum oben beschriebenen mit dem ELAC Discovery. Allerdings waren die Unterschiede ausgeprägter, so blieb der Abstand gewahrt. Trotzdem machte es eine fast schon diebische Freude festzustellen, was aus einem solchen Billigheimer kommen kann.
Diese Minimalkette liefert eine verblüffende Klangqualität. Das Zusammenspiel einer digitalen Quelle wie dem ELAC Discovery Server mit dem Lake People DAT RS 05 und den ADAM S3V ist für mich der echte HighEnd-Killer. Aber auch mit anderen digitalen Lautsprechern, egal ob groß oder klein, lässt sich neben der besseren Klangqualität auch ein deutlich erhöhter Bedienungskomfort erreichen. Nur noch ein Kabel zur Box und optimales Digitalsignal.
Ich behaupte sogar, das kleine Kästchen von Lake People verbessert jede digitale Quelle deutlich, solange dort keine derart präzise Clock eingebunden ist.
Die ADAM-Lautsprecher lassen sich natürlich auch analog ansteuern, die dann erforderliche Wandlung innerhalb der Box um die digitalen Korrekturfunktionen bereit zu stellen, mindert aber keineswegs die Klangqualität. Symmetrisch angeschlossen spielen sie am liebsten, für den Anfang tut es aber notfalls auch ein Adapter von RCA auf XLR.
Monitore haben manchmal immer noch den Ruf, Arbeitsgeräte zu sein, mit denen man die Musik nicht geniessen kann, aber das ist ein Trugschluss. Sie spielen, was auf der Aufnahme enthalten ist, ohne zu beschönigen, ohne viel hinzuzufügen. Sie enthalten sich dabei aber jeglicher highendiger „Aura“, die durchaus beliebt ist, aber leider nicht auf der Aufnahme enthalten.
Und zum ELAC Discovery Server wurde vor kurzem hier auf dieser Plattform alles gesagt. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Für alle beteiligten Geräte eine dicke Empfehlung – und für die Kombination erst recht!
ADAM Audio S3V – Preis € 2.300,-- /Stück
Vertrieb: Hörzone GmbH, Balanstraße 34, 81669 München
ELAC Discovery Series DS-S101-G Music Server – Preis € 1.100,--
Vertrieb: ELAC, Fraunhoferstraße 16, 24118 Kiel
Lake People DAT RS 05 – Preis ab € 650,--
Vertrieb: Synthax GmbH, Semmelweisstraße 8, 82152 Planegg
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