Autor: Michael Gorny
Bilder: Michael Gorny / Manger Audio
26. Juni 2022
Manger Audio c1 - All in - denn während passive Lautsprecher den Anschluss verschiedener Verstärkerkonzepte ermöglichen und so persönliche Vorlieben wie Röhrenverstärker oder kräftige Transistor Vor-Endverstärker ins Spiel bringen, sind aktive Monitore mit allen nötigen Verstärkungskomponenten im Inneren ausgestattet. Separierte Verstärkerzüge bieten eine optimale Abstimmung an die beiden Chassis, zu denen auch der bemerkenswerte Manger Schallwandler zählt. Neben satten Leistungsreserven bieten die aktiven Kompaktmonitore Manger c1 auch intelligente Filter und damit fein justierbare Anpassungsmöglichkeiten an persönliche Vorlieben, wie an die Gegebenheiten des Raumes an.
Manger Audio c1 - Was macht man als Freund des gepflegten Hörens mit einem Budget von ca. 15.000 Euro für Lautsprecher? Die meisten werden sich für ein Paar beeindruckender passiver Standlautsprecher entscheiden, denn Standlautsprecher gelten immer noch als eine Art Statussymbol gegenüber den anderen, den kleinen Böxchen mit dem passenden Namen „Kompaktlautsprecher“ oder noch schlimmer „Regalboxen“.
Nicht zuletzt wird das seit Jahrzehnten von der Presse so gepflegt, denn die beiden Bauformen werden traditionell eigenständig und nicht direkt vergleichbar bewertet. Nicht nachvollziehbar für mich, denn entweder taugt eine Box etwas oder eben nicht. Vollkommen lang wie breit, ob sie aus eigener Kraft steht oder einen Ständer braucht. Und was die Basswiedergabe betrifft, nach wie vor wird Dröhnen immer noch munter mit „Bass“ verwechselt und so den vermeintlich kleinen Kompakten nachgesagt, sie „können“ keinen echten Bass.
In der Realität weit gefehlt. Was z.B. meine aktuellen Lieblingsboxen Dutch&Dutch 8c und Genuin Audio AVA an tiefem und vor allem sauberen Bass rauszaubern, lässt so manchen passiven Standboxboliden alt aussehen. Kein aufgedicktes Gewummer, das wunderbar bis in den Mittenbereich sein Unwesen treibt und dort zähen Matsch produziert, sondern echter Bass. Sauber abgegrenzt und komplett nachvollziehbar mit den eigenen Ohren ohne die Mittenwiedergabe zu beeinträchtigen. Klar, sie sind erstens aktiv und zweitens digital, damit stehen alle Möglichkeiten der heutigen Zeit zur Anpassung an die räumlichen Verhältnisse offen.
Aber es gibt nicht nur digitales Teufelszeug, sondern natürlich auch konventionell analog aufgebaute Aktivisten mit Potential.
Eine davon ist wie erwartet, die seit gut zwei Wochen bei mir spielende Manger c1. Konventionell im analogen Aufbau – zweikanaliger AB-Verstärker, analoge Weiche – aber überhaupt nicht konventionell beim MHT-Treiber. Der bekannte Manger Biegewellenwandler übernimmt bei ca. 330 Hz vom darunter spielenden 8“ Bass und spielt bis weit über den Hörbereich hinaus. Dieses patentierte Chassis gibt es in Grundzügen seit Ende der 60er Jahre, wurde immer wieder verbessert und seither in vielen Lautsprecherboxen eingebaut. Soweit so gut, aber ich will nicht verschweigen, dass dieses Chassis anscheinend genauso viele Freunde wie Feinde hat. Es polarisiert wie kaum eine andere Konstruktion. Anders ausgedrückt, man mag es oder man hasst es, dazwischen ist nicht viel.
Allein das finde ich spannend und die beiden Male, die ich vorher in die Boxen reinhören konnte, 2012 in der alten Hörzone und 2019 bei einem Workshop in Frechen, bei dem ich noch als Mitarbeiter von Thorens teilgenommen hatte, fand ich die Manger c1 so interessant, dass ich mich über Daniela Mangers Angebot, die Boxen mal zuhause in Ruhe zu hören, freute und es wahrgenommen habe. Optisch ist die aktive c1 sehr gelungen, sehr gut verarbeitet, in Form wie ein Designobjekt. Tatsächlich sogar deshalb prämiert. Die Schallwand ist seitlich abgerundet, aber sonst gibt es keine bestimmte Schallführung.
Also die zweimal 30 kg auf die Ständer gewuchtet, die Höhe gecheckt und gehört. Quelle war Roon vom Grimm UC1 Streamer, der digital per AES in den Violectric DAC V850 spielte. Das Resampling im Violectric hatte ich natürlich abgeschaltet, denn der Grimm Streamer hat so ziemlich die präziseste Clock eingebaut, die es gibt, und was dort rauskommt ist ein absolut sauberes Digitalsignal, was man durch nachgeschaltete Neugenerierung höchstens verschlechtern kann.
Roon als erste Wahl zum Einhören deshalb, weil dort die Möglichkeit besteht, nach Bedarf digitale Filter zu setzen und gewissen „Unstimmigkeiten“ der Wiedergabe so zu neutralisieren. Genau das habe ich in einem nächsten Schritt getan, die lineare Wiedergabe der c1 erschien mir etwas zu hell, einen leichten Tick Richtung analytisch, den ich mit einem Shelf bei 9 kHz wegkorrigieren konnte. Danach war es deutlich besser, denn eine Absenkung durch eine Shelf Korrektur von 1-1,5 dB wirkt sich deutlich aus, auch wenn man das zunächst nicht vermutet bei den niedrigen Werten. Seinerzeit habe ich die ADAM S3V genauso eingestellt. Den Grundton habe ich auf ähnliche Weise angehoben um 1 dB ab 100 Hz abwärts. Damit war alles klar.
Die Manger c1 spielt sauber mit präziser Ortung und tonal vollkommen akzeptabel. Allerdings war diese Konfiguration auf die Nutzung von Roon beschränkt, bei Wiedergabe von Platten wirken natürlich die Roon-Filter nicht. Daniela Manger empfahl, die Regler auf der Rückseite des Verstärkerrucksacks hinten an den Boxen selber zu bemühen und die Boxen stärker einzuwinkeln. Dort gibt es die üblichen Einstellmöglichkeiten für Raumanpassung und Höhenkorrektur. Letzterer auch als Shelf-Filter realisiert. Ich habe also die Filter aus Roon wieder rausgenommen und stattdessen analog die Höhen reduziert. Damit passte es wieder.
Nach einigen Tagen kann ich verstehen, dass die Manger Lautsprecher polarisieren. Die Boxen haben eine bestimmte Klangsignatur aufgrund des Abstrahlverhaltens des Wandlers, die man mag oder eben nicht. Mein Raum ist bekanntlich akustisch behandelt, daher kann ich viel mit Reglern und Aufstellung experimentieren. Fest steht, die c1 benötigen auf jeden Fall eine Bedämpfung der seitlichen Begrenzung im Bereich der ersten Reflektion und man sollte ein wenig Abstand wahren damit das Klangbild nicht auf die einzelnen Chassis zerfällt. Bei mir sind es ca. 2,70m bei einer Basisbreite von etwa 2,20m. Etwas weniger funktioniert aber auch noch. Damit sind Bühne, Ortung und Raum ok. Die Ortung ist sogar sehr gut! Selbst auf eine größere Entfernung. Einwinkeln ist zwingend, über den Grad kann man diskutieren. Muss man ausprobieren.
Und wie klingt es nun real abseits der Technik? Könnte ich damit leben? Antwort ist schwierig, schon allein, weil ich seit Jahren mit professionellen digitalen Konzepten höre, die sich analog nur sehr schwer bis überhaupt nicht umsetzen lassen. Beispiel dafür ist die keulenförmige Abstrahlung der Dutch&Dutch, die den wichtigen Mittenbereich unabhängiger von den räumlichen Gegebenheiten macht und für eine gleichmäßige Bündelung sorgt. Das lässt sich rein analog nicht erreichen. ABER trotzdem ist beeindruckend, was analog eben heute kann!
Die c1 spielt präzise, detailliert, kann laut und es gibt immer die passende Bassbegleitung. Da fehlt nichts. Für besondere Anwendungsfälle und größere Räume lässt sich die Basswiedergabe durch ein zusätzliches LF-Modul erweitern. Es enthält einen weiteren aktiven 8“ Bass, wird einfach aufgesetzt und per Kabel mit der c1 verbunden.Die Manger c1 ist kein Monitor im klassischen Sinne, sie ist nicht auf einen einzigen Abhörpunkt (vertikal und horizontal) hin entwickelt, wie bspw. die Neumänner mit ihrer exakten Schallführung. Sie ist tatsächlich ein fast Designobjekt, das dafür unverschämt gut Musik macht.
Daher ja, ich mag die c1 und wenn ich in diesem Leben nochmal einen analogen Aktivisten haben möchte, steht sie auf jeden Fall auf der Liste! Und wer sich in der Preisklasse nach aktiven Lautsprechern umsehen möchte, sollte sich auf jeden Fall die Manger c1 anhören.
Weitere Informationen:
Manger Audio
Hendunger Strasse 53
97638 Mellrichstadt
Tel: +49 9776 9816
Web: www.mangeraudio.com
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