STANDLAUTSPRECHER ELAC 247.3
Autor: Fritz I. Schwertfeger
Fotos: Elac / Fritz I. Schwertfeger
16.02.2016
Der norddeutsche HiFi-Spezialist Elac liegt derzeit gut im Wind. Nicht nur, dass man mit der Verpflichtung des anerkannten Konstrukteurs Andrew Jones die "Debut" Serie ins Leben rief - nach welcher speziell die Kunden jenseits des Atlantik geradezu verrückt sein sollen. Nein, Gunter Kürten, Tausendsassa und Kapitän auf Elacs Brücke zauberte zum Erstaunen der gesamten Branche auch noch den „Discovery“ genannten Musik-Server aus dem Hut. Um so erfreulicher die Erkenntnis, dass Elac trotz aller neu erschlossener Arbeitsfelder die bewährten Lautsprecherserien nicht aus dem Blick verliert, sondern diese ganz im Gegenteil fortlaufend und behutsam weiterentwickelt.
ELAC 247.3 - DIE FAMILIE
So gebührt der dritten Generation der Linie 240 als wichtigem Zugpferd im Produktportfolio des Kieler Herstellers besondere Aufmerksamkeit. Angesiedelt innerhalb eines Preissegments, das mit massenkompatiblen Stückpreisen von 599,00 Euro bis zu 2300,00 Euro für das Spitzenmodell reicht, bewegt sich die hier getestete 247.3 im besonders spannenden Markt der Boxenum 2 000 Euro (Paarpreis). Hier profitieren die Lautsprecher deutlich von den Entwicklungen teurerer Serien und bieten durch die über kurz oder lang einhergehende Adaptierung derer Technologie- und Fertigungsprozesse ein ausgezeichnetes Preis-Leistungsverhältnis. Wer hier mit einem reinen Stereo-Setup beginnt, legt oftmals den Grundstein für eine Erweiterung hin zum Mehrkanal-Setup. Zurück zur 247.3, die nach dem 2,5-Wege-Prinzip konstruiert, als zweitgrößtes Modell der Linie 240.3 in Erscheinung tritt. Darüber rangiert lediglich die größere 3-Wege Box 249.3, darunter die beiden Kompaktboxen BB 244.3 und BB 243.3. Mit dem passenden Center CC 241.3 lässt sich je nach Bedarf und Anspruch eine optisch wie klanglich verbundene Heimkino-Kombination zusammenstellen.
ELAC 247.3 - DESIGN
Nähert man sich der in makellos weißer oder schwarzer Hochglanzlackierung erhältlichen Kielerin, fällt als erstes der gelblich schimmernde JET-Hochtöner (Jet-Emmision-Tweeter) ins Auge. Aktuell in der 5.Generation, seit 1993 im Einsatz, hat Elac den JET-Hochtöner stetig verfeinert und so zum Erkennungszeichen ausgebaut. Dessen mehrfache Faltung vereint eine relativ große Membranfläche auf kleinstem Raum bei extrem geringem Gewicht und arbeitet nach dem von Dr. Oskar Heil entwickelten Air-Motion-Prinzip. Dabei wird die von Leiterbahnen durchzogene Membran beim Anliegen des Musiksignals von bärenstarken Neodymmagneten angetrieben und schafft so das Kunststück einen hohen und vor allem präzisen Schalldruck bei geringer Auslenkung zu erzeugen. Die Stege vor der Membran weisen im Gegensatz zur vorangegangenen Entwicklungsstufe nunmehr einen Kameraden weniger auf, dafür sind sie aber mittig breiter ausgeführt, was in Verbindung mit der schraubenlosen Blende, die gleichzeitig der Schallführung dient, für ein besseres Abstrahlverhalten sorgen dürfte. Elac gibt einen Frequenzgang bis 50 kHz an, das dürften zwar nur noch Fledermäuse wahrnehmen, hat aber dennoch einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Klangwahrnehmung.
Unterhalb des JET-Töners der bei 2 500 Hertz angekoppelt wird, finden sich zwei identisch große Chassis, die 2,5-Wege typisch bis zu einem gewissen Punkt parellel arbeiten. Bei 500 Hertz lässt sich einer der beiden sanft ausblenden und überlässt seinem Zwilling die restliche Arbeit bis hinab zu den tieferen Oktaven. Dies erfordert eine sorgfälltige Abstimmung in Sachen Wechselspiel zwischen Gehäuse, Chassis und Frequenzweiche. Der Aufwand wird aber mit einem bruchlosen Übergang der Arbeitsbereiche belohnt und ohne eventuell wahrnehmbare Laufzeitunterschiede, wie sie bei vielen und vor allem unterschiedlich großen Chassis auftreten können. Über enorm steilflankige Frequenzweichen, die Gefahr von wilden Phasendrehungen sowie interferenzverdächtige und damit kritische Überlappungsbereiche mehrerer Chassis die im gleichen Frequenzbereich werkeln - typisch für Mehrwegelautsprecher - braucht man sich hier nicht all zu sehr den Kopf zu zerbrechen.
Elac setzt bei den beiden hubfreudigen, 15 cm messenden Treibern auf einen zweigleisigen Materialmix aus unterseitiger Zellstoffmembran, welche mit einer zu kristalliner Form gefalzten Aluminiumschicht, per speziellem Klebeverfahren zu einer Einheit zusammenfindet. Damit wird eine sehr steife und Resonanzen vermeidende Treiberkonstruktion erschaffen, die sich in schwarz schimmernden geometrischen Linienbrechungen hüllend, auch noch außergewöhnlich edel in Schale wirft. Ein doppelt ventilierter Bassreflex - auf die Bodenplatte gerichtet sowie direkt hinter dem Hochtöner auf der Rückseite - unterstützt wirkungsvoll die Tieftonarbeit.
In Sachen Wohnzimmerintegration sind die Elac Lautsprecher eine Bank. Vermutlich dürfte jegliche Diskussion über Sinn oder Unsinn von Standboxen im hübsch designten Wohnzimmer (aber nicht nur dort) sofort verstummen, sobald die 247.3 ihre zierlichen Ausmaße zum Besten gibt. Gardemaß von einem Meter Höhe, bei schlanken 22 cm Breite und auch nicht all zu tiefen 32 cm. Das kann sich mehr als sehen lassen und verleiht dem Lautsprecher ein zierliches, fast schon unnauffälliges wie zeitloses Auftreten. Flankiert vom reduzierten Quaderdesign, welches ohne scharfe Kanten, dafür aber mit einer makellosen Hochglanzlackierung daherkommt, steht bei der weißen Ausführung die komplett in schwarz gehüllte Chassis-Klaviatur in besonderem Kontrast. Das wirkt äußerst edel und lässt das gelbliche Schimmern des JETs nochmal cooler wirken. Der Lautsprecher wirkt egal von welcher Seite betrachtet, wie ein eng geschnittener Maßanzug, elegant und doch sportlich agil.
ELAC 247.3 - ZUBEHÖR
Aufgestellt ist der Lautsprecher im Nu, weiche Baumwollhandschuhe empfehlen sich um keine Fingerabdrücke im Lack zu hinterlassen. Die in silber-grau gehaltene Stoffabdeckung der Treiber findet mittels Magnetkraft Anschluss. Unschöne, ins Gehäuse eingelassene Halterungen sind mittlerweile in dieser Preisklasse fast überall obsolet geworden. Wer sich mangels weitläufiger Platzverhältnisse ob des rückwärtig strahlenden Bassreflexrohres Gedanken macht, kann getrost auf das reichhaltige und smarte Zubehör des Herstellers zurückgreifen. Entweder wird der Auslass des Bassreflex mit einem variablen Schaumstoffring gedämpft oder komplett dicht gemacht, was eine Absenkung des Basspegels bewirkt. Mitgeliefert werden übrigens - in einer Art Pralinenbox - noch absolut parkettfreundliche Gummifüße. Gemeinsam mit der flächenmäßig größer als die Lautsprecher ausgeführte Bodenplatte auf der die 247.3 mittels hochglänzender Aufnahmen förmlich zu schweben scheint, bieten die darunter angebrachten Gummifüße festen Halt und lassen eine genaue Anpassung an die Bodenverhältnisse zu. Wünschenswert wäre eine schwerere, massivere Bodenplatte, die einen noch festeren Stand ermöglicht, so dass der den Hausköter jagende Nachwuchs den Lautsprecher nicht versehentlich umrennt. Klingt zugegeben theoretisch, aber mit den pro Stück knapp 80 kg schweren Isophon Vertigos im Hörraum lassen sich solche Eventualitäten definitiv ausschließen. Aber wieder zurück zu den Elacs, die sich nach ausgiebiger Einspielzeit von ihrer klanglichen Schokoladenseite präsentieren durften.
HÖRTEST
Klassik
Bei Schönbergs sinfonischer Dichtung „Pelleas und Mélisande, Op.5“ (Arnold Schönberg & Kölner Rundfunk-Sinfonie Orchester) gab sich die Elac alles andere als unterkühlt oder distanziert, sondern machte ganz im Gegenteil sprichwörtlich richtig schön Tamtam. Sanft webte sie zunächst einen fragilen Spannungsbogen, der Streichinstrumente filigran und behände aufspielen ließ um sie bei perfektem Timing vollmundig anwachsend, kraftvoll und mit reichlich Verve darzustellen. Dabei ließ die 247.3 das Orchester groß, mächtig und mit beeindruckender Abbildungstiefe aufspielen. Auffällig die hohe Trennschärfe und Genauigkeit mit der sie die Übersicht behielt ohne nervös oder fahrig zu wirken. Ob Kontrabass oder Pauken, Glockengeläut oder das fiebrig fordernde Fagotte, die Elac zauberte eine herrlich agile, perlende Darbietung. Feurig bei explosiven Passagen und mit transparenter dynamischer Gangart band sie den Hörer in Gänze in das Stück ein, vermittelte in ihrem Spiel beeindruckende Leidenschaft und Emotionalität wie sie sonst nur in deutlich teureren Preisgefilden zu finden war.
Hardcore-/Punk
Als Herausforderung in klanglicher Hinsicht kann auch „Six Pack“ von Black Flag gelten, schaffen es doch nicht all zu viele Lautsprecher den instrumentellen Eintopf in eine sowohl hörbare als auch genießbare Form zu bringen. „I got a six pack – and nothing to do“ skandiert ein wütender Henry Rollins zu Beginn, während der schrammelige angezupfte Bass Amok zu laufen scheint und das Schlagzeug mit einsteigt. Wendig und flink wie eine Gazelle reagierte die Elac auf unmittelbare und abrupte Tempiwechsel, die verschiedenen ineinander verkeilten Ebenen aus Gesang und wilder instrumentierung souverän auseinander haltend. Auch wenn die Aufnahme tonal und klanglich nicht unbedingt als Leckerbissen vorgehalten werden kann, überzeugt doch die blitzschnelle Impulsivität und das spielfreudige Temperament des Lautsprechers, denn es war schlicht nicht möglich es nur bei diesem einem Song zu belassen. Song für Song lief bei immer lauteren Pegeln aus den Elacs, die mit packendem Groove und flüssigem, straffen Spiel zu begeistern wussten.
Electro
Dass sie sich auch auf elektronischen Gefilden vorzüglich bewegen konnte, stellte die Elac bei „In Time“ von FKA twigs (M3LL155X) unter Beweis. Die Wucht mit der die zarte Standbox den Tiefbass anschob war durchaus bemerkenswert. Den prallen, erdigen Tiefgang einer Definion 3 von Lautsprecher Teufel erreichte sie zwar nicht, kokettierte dafür aber mit einem tighten wie präzisen Bassspiel. Aufhorchen ließ vor allem ihre Fähigkeit auch bei leiseren Pegeln ein sattes, fülliges und dennoch sehr detailtreues Auftreten hinzulegen, ohne dabei angestrengt oder künstlich zu wirken. Ungebrochen dabei ihr präzises Spiel, locker und leicht tänzelnd, selbst wenn der Lautstärkeregler immer weiter nach rechts gedreht wurde. Die Körperhaftigkeit wurde präsenter, feinste Details wie Hallfahnen im Stimmbereich oder anschwellend pulsierende Schallanteile die in ihren räumlichen Entfernungen mal ferner mal näher schienen, lösten sich mit erstaunlicher Abbildungsbreite von den Lautsprechern. Vor allem das straffe Tempo der Elac und diese bruchlose Leichtigkeit waren ihre Stärke.
Dieses ansatzlose Temperament behielt sie auch bei „Night Drive“ von Robot Koch (Tsuki) bei. Mit viel Druck und enorm breitbandig wirkendem Spiel gab sie feinste Details ebenso selbsverständlich wieder, wie sie in den unteren Oktaven mit trocken-dynamischer und vollkommen unangestrengter Art das Stück anschob.
Jazz
Richtig ins Schwärmen geriet der Autor bei „Re Run Home“ von Kamasi Washington (The Epic). Ohne auch nur ansatzweise aufdringlich zu erscheinen, lieferte sie eine greifbare, weite Räumlichkeit und staffelte die Instrumentierung präzise in die Tiefe. Punktgenau und mit schnellem Spiel hielt sie die unterschiedlichen tonalen Ebenen auseinander. Die fast schon obsesive Feinzeichnung und Impulsfreude verband sich mit dem körperhaften, plastisch sonoren Saxophonspiel zu einem mitreißend ausbalancierten, neutralen und gleichermaßen authentisch lebhaften Klangbild, ohne Ermüdungserscheinungen beim Hörer zu verursachen. Ob explosive Attacke oder hingehauchtes ausklingen leiser Töne, der Elac ging alles so wunderbar leicht von der Hand, dass es eine Freude war. Gleiches auch galt auch für die tieferen Töne, weder zu blass noch zu dick aufgertagen federte ein definierter, präziser Bass in den Hörraum.
Jazz II
Speziell bei femininen Gesangsdarbietungen, meist innerhalb eines Grundtonbereiches angesiedelt, in welchem das menschliche Ohr besonders empfindlich reagiert, zeigte sich die Elac als mustergültige Edelbox. Bei "Sweet Darling Pain" von Melanie De Biasio (No Deal) streute sie die stimmlichen Faccetierungen nicht einfach uninspiriert in den Hörraum, sondern lieferte mit lebhaften Timbre einen stimmlich detaillierten Farbenreichtum ab, der jeder noch so feinen Schattierung eine wunderbar präsente Körperhaftigkeit und Authentizität einhauchte. Mit packendem Spiel fügte sie Gesangstimme und Instrumentierung sehr räumlich, sehr strukturiert und gleichzeitig atmosphärisch aufgeladen so wunderbar zusammen, dass man nicht umhin das Stück immer und immer wieder hören zu wollen. Kurzum: Ergreifend.
FAZIT
Mit der neuen, weiterentwickelten 247.3 setzt Elac ein mehr als bemerkenswertes Ausrufezeichen. Das zeitlose Design, die Verarbeitungsqualität und die Hochglanzlackierung bewegen sich auf sehr hohem Niveau und dürften audiophile Musikenthusiasten und kritische Innenarchitektinnen gleichermaßen verzücken. Mit ihrer neutralen, sehr beweglichen und dynamisch anspringen Spielweise empfiehlt sich die Elac für intensiven, anspruchsvollen wie gleichermaßen entspannten Musikgenuss. Für Letzteres sorgt ihre Fähigkeit auch bei leisen Lautstärken sehr klar und sonor zu tönen. Sie dichtet der Musik nichts hinzu, sondern bleibt mit hoher Feinauflösung, weitläufigem Raumgefühl, neutral timbrierter Stimmwiedergabe und sattem Fundament sehr authentisch und geradlinig. Wer bisher nur auf Kalottenhochtöner geschwört hat, oder wie der Autor schon immer Seidenkalotten bevorzugte, der sollte sich unbedingt den hochauflösenden JET-Töner zu Gemüte führen. Verblüfft dürfte festgestellt werden, dass auch tausendmal gehörten Songs, bisher verborgen gebliebene Facetten entlockt werden, ohne dabei auch nur ansatzweise hart oder beißend zu klingen. Die 247.3 versteht es einer offenen, brillianten Spielweise auch noch eine elegante Nonchalance einzuhauchen. Die Elac 247.3 ist ein sehr lebhafter, feinsinniger und hochmusikalischer Lautsprecher, der klanglich zu ungeahnter Größe erwächst, dabei mehr bietet als für den abgerufenen Geldbetrag zu erwarten wäre. Viele Worte für einen Schallwandler der im Grunde auch ganz treffend mit nur einem Wort beschrieben werden könnte: Grandios!
Elac 247.3
Elac 247.3
In der Variante Hochglanz schwarz und Hochglanz weiß für 1.099 Euro pro Stück erhältlich.
Ebenfalls verfügbar auf Wunsch: RAL-Farben
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Fritz I. Schwertfeger
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