Autor: Fritz I. Schwertfeger
Bilder: Teufel / Fritz I. Schwertfeger
10.04.2016
Teufel ist mittlerweile auch was Kopfhörer angeht längst kein unbeschriebenes Blatt mehr. Die Berliner zauberten mit dem Aureol Real vor ein paar Jahren einen richtigen Geheimtipp aus dem Ärmel - und das auch noch wohlgemerkt, für laues Geld. Die Reaktion der Fachwelt und Konkurrenz bewegte sich innerhalb eines breiten Spektrums von Anerkennung bis hin zu naserümpfendem Unverständnis. Egal, unzählige Musikbegeisterte haben sich königlich darüber gefreut und sind vom dem leichtfüßig agil klingenden Aureol Real nach wie vor begeistert. Da es aber nichts gibt, was nicht verändert werden könnte, nahm man sich bei Teufel speziell der Schalldurchlässigkeit des Aureol noch einmal an und erschuf mit in Aluminium gehüllten, konstruktiven Updates ein neues Familienmitglied. Voilà - der Teufel Real Z. Aber der Reihe nach.
Stellt man Musikfreunden die Frage nach dem Kopfhörer ihrer Wahl, tendieren viele von Ihnen zu einem ohrumschließenden Hörer. Gerade weil sie sich im Gegensatz zu anderen Hörergattungen (In-Ear / On-Ear) einen höheren Tragekomfort bei gleichzeitiger Variabilität versprechen. Das heißt, der Kopfhörer soll unterwegs, sowie auch zu Hause eine gute Figur machen. Also muss der Hörer einerseits leicht sein, damit er überall bequem und transportabel mitgenommen werden kann. Gleichzeitig soll er aber auch seriös musizieren können, so dass es sich mit ihm auch auf der heimischen Anlage oder per Smartphone auf dem Sofa gemütlich hören lässt. Klingt nach einer Quadratur des Kreises - ist es aber nicht, denn nicht nur die Kopfhörerentwicklung hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht, sondern auch die Art wie wir Musik hören.
Smartphones mit gigantischem Speicherplatz nehmen nicht nur die eigenen Musikbibliothek huckepack, sondern auch unzählige Hi-Res Alben (mit entsprechender Software wie NePlayer oder Onkyo HiRes Player auch auf dem iPhone). Und gerade speziell die immer populärer werdenden Streamingdienste machen Musik jederzeit, überall und auch verlustfrei (Tidal oder Deezer Elite) erlebbar.
Für denjenigen der Musik unterwegs in Bus und Bahn genießen möchte, empfiehlt sich ein offen konstruierter Hörer eher weniger. Weder schirmt dieser störende Außengeräusche ab, noch verhindert er, dass das Klanggeschehen ungehindert nach außen dringt. Denn, dessen der Membran rückseitig zugewandtes Gehäuse bildet kein abgedichtetes Volumen wie z.B. bei einem geschlossenen Hörer. Und auch fluffig flauschige Ohrpolster lassen den Schall sehr gerne entweichen. Vorteil des offenen Konstruktionsprinzips wiederum ist, dass rückwärtig reflektierte Schallanteile von der Membran ferngehalten werden und dies zu einem lockerem, freiem und luftigerem Klangbild führt, jedoch mit dem Nachteil, dass die Umwelt alles ungefiltert mitbekommt. Außerdem werden störende Außengeräusche gerne, meist auch unbewusst, durch einen höheren Dreh am Pegelregler ausgeglichen, was wiederum dem Gehör dauerhaft nicht bekommt. Ein weiterer Vorteil des offenen Kopfhörers, speziell mit Velourspolster, ist der weniger ausgeprägte Temperaturanstieg am Ohr.
Bedingt durch die Körpertemperatur, speziell bei länger andauernden Hörsessions, kann durch die Kapselung vor allem bei geschlossenen Kopfhörern ein geringerer Temperaturausgleich stattfinden. Je nach Umgebungstemperatur kann dies durchaus für heiße Ohren und unliebsames Schwitzen sorgen. Geschlossen konstruierte Hörer schirmen sowohl die Außenwelt, als auch das musikalische Geschehen voneinander ab und lassen die unteren Oktaven tiefer, erdiger und mit präziserem Nachdruck erklingen. Jedoch wirkt das Klangbild in den oberen Lagen nicht ganz so transparent und der Mittelton läuft Gefahr durch Überdeckungseffekte ins Hintertreffen zu geraten. Räumlichkeit und Abbildungstiefe wirken unter Umständen ebenfalls reduzierter als bei einem offen konstruierten Hörer.
Bleibt also noch der halboffen konstruierte Kopfhörer, der als goldener Mittelweg die Vorteile der beiden anderen vorgestellten Prinzipien unter einen Hut zu bringen versucht, ohne deren Nachteile zu übernehmen. Somit entschied sich das Entwicklerteam rund um Robert Schwarz beim Real Z für eine halboffene Konstruktion. Mittels absorbierender Materialien (Stoff- und Papiereinlagen) die als akustische Filter wirken, wird das Spektrum an Frequenzen im rückwärtigen Raum des Töners gedämpft.
Dadurch gelangen weit weniger Schallanteile nach außen. Bei weiterer Betrachtung des Kopfhörers fällt auf, dass sich auch bei der Ohrpolsterung einiges verändert hat. Auch die Ohrpolster nehmen Einfluss auf die Abschirmung nach außen wie nach innen, so dass sich der Hersteller in diesem Fall eine deutliche Verbesserung verspricht. Währen beim Aureol Real flauschige Polster aus Velours Verwendung finden, verwöhnt beim Real Z atmungsaktives Protein-Kunstleder die Haut um die Ohren. Dieses dichtet den Raum zwischen Membran und Ohr (Hörkammer) besser ab und stellt ein stärker nach innen wie außen abgeschottetes Volumen bereit. Das bietet nicht nur den Vorteil einer beidseitigen Geräuschdämpfung, sondern entfaltet auch im Tiefton eine unterstützende Wirkung. Je dichter hier das Volumen, desto kraftvoller kann es im Bass zugehen.
Durch all diese Maßnahmen bindet der Real Z seine Umwelt deutlich weniger mit ein als offen konstruierte Kopfhörer. Als besonderes Schmankerl erreicht er nach weiterer Abstimmung nicht nur den gewohnten linearen Frequenzverlauf, sondern auch eine fülligere und straffere Tieftonwiedergabe, die nach Aussage von Robert Schwarz, ganze 30 Hz tiefer hinunter reicht als beim Aureol Real.
Hält man beide Hörer in den Händen, fällt umgehend auf, dass der Neue ein wenig mehr Gewicht auf die Waage bringt. Was auch nicht weiter verwundert, wenn man weiß, dass im Real Z mehr Aluminium an Ohrmuschel und an der Verstellmechanik Verwendung findet, der Hörer damit deutlich an Robustheit zulegt. Bereits das Kopfband wirkt anhand seiner Beschaffenheit wertiger, fühlt sich geschmeidiger und luxuriöser als beim Aureol Real an, was nicht nur am deutlicher umrissenen Firmenlogo festzumachen ist.
Und auch der weitere haptische Eindruck unterstreicht den Willen des Entwicklerteams für moderates Geld einen hochwertigen Kopfhörer auf die Beine zu stellen. Fasst man den Hörer mittig am oberen Punkt und bewegt ihn ein wenig, ist spürbar kaum Verwindung oder Torsion zu spüren. Sicherlich auch ein Verdienst der engeren Einfassung der Ohrmuscheln an die horizontalen Metallstreben, die als Verstellmechanismus fungieren.
Ausreichend bewegend gelagert schließen die Ohrmuscheln anschmiegsam und mit gut ausbalanciertem Druck am Kopf ab, ohne unbequem zu wirken. Überhaupt ist der Tragekomfort des Real Z als außerordentlich entspannt und gelungen zu bezeichnen. Straff und satt sitzt der Hörer auf und man vergisst erfreulicher Weise recht schnell, dass man ihn überhaupt trägt.
Das alles treibt aus nachvollziehbaren Gründen den Preis etwas in die Höhe, macht den Hörer aber unempfindlicher jedem noch so rauen Alltagseinsatz gegenüber und lässt ihn gleichzeitig gediegener und mit mehr Understatement auftreten. Zwar lässt sich der Real Z nicht einklappen, Teufel liefert aber ein äußerst robustes Transportetui mit, welches den Hörer und sein mitgeliefertes Zubehör sicher verstaut.
Unliebsame Mikrofonie der Kabel unterbindet Teufel mit einer Stoffummantelung, was auch ein lästiges Verdrehen und Verheddern derselben verhindert. Während das Kürzere der beiden Kabel mit einer Länge von 1,3 Meter für den Einsatz an Smartphone und Konsorten glänzt, erlaubt das 3 Meter lange Kabel mittels eines ebenfalls mitgelieferten 6,35 mm messenden Klinkenadapters auch den Anschluss an die heimische Anlage.
Ganz gleich, ob über ein iPhone oder höherwertigen Digitalen Audio Playern wie dem Astell&Kern AK380 angesteuert. Es offenbarte sich rasch, dass zwischen dem Aureol Real und dem Real Z ein deutlich heraus hörbarer Unterschied bei der klanglichen Signatur vorlag. Zumal der Real Z mit seiner geringen Impedanz, dem höheren Wirkungsgrad und der damit unkritischeren Ansteuerbarkeit definitiv lauter spielte, als die Meisten der zum Vergleich herangezogenen Kopfhörer. Das kommt in der Praxis dem Klanggenuss, vor allem beim direkten Zuspiel von leistungsmäßig doch meist schwachbrüstigen Smartphones zugute. Wo andere Hörer deutlich unter ihren Fähigkeiten spielen, reicht dem Real Z die Leistung um sein Klangpotential abzurufen und sich als wahrer Allrounder quer durch alle Musikgenres zu empfehlen.
So spielte der Real Z bei „King Without A Crown“ von Matisyahu (Live At Stubbs) im Vergleich zum Aureol Real mit deutlich mehr Substanz sowie Schubkraft in den unteren Registern und behielt diese Attribute dankenswerterweise auch bei leisen Lautstärken bei. Dabei tönte der neue Real Z auch nachvollziehbar lauter und kraftvoller als der Aureol Real, der sich zwar leichtfüssiger in die hintersten Ecken der Konzertbühne begab aber insgesamt etwas schlanker und zurückhaltender zu Werke ging. Schaltete man wieder auf den Real Z zurück malte dieser die Live-Performance mit breiterem Pinselstrich nach und überzeugte mit wärmerer, runderer Mittenwiedergabe und gleichzeitig detailverliebtem, enorm präzisem Spiel. Insgesamt blieb der Real Z sehr ausgewogen und überzeugte mit stupendem Punch und enormer Spielfreude, die im Grunde bei jedem weiterem Musikstück weiter anmachte. Gelassenheit, Groove, ein satter Tiefton und eine gute dosierte Menge Punch gingen beim Real Z eine ausgezeichnete Kombination ein.
Ausgezeichnet übrigens die Darbietung des Real Z auch bei „L´Enfant Sauvage“ der französischen Metall-Kombo Gojira aus ihrem gleichnamigen Album. Hier behielt der Berliner Over-Ear souverän die Oberhand über das Stück und nicht umgekehrt. Statt getrieben oder überfordert zu wirken, gab sich der Real Z mit kompromissloser Attacke und relaxtem Differenzierungsvermögen als "tough boy" zu erkennen. Selbst die Double Bass Stakkatos brachten den Real Z nicht in Verlegenheit, sondern riefen mit viel Druck den Begeisterungslevel hervor der solche Stücke ausmacht.
Aber der Real Z konnte auch mit feineren Klängen sehr gut umgehen. So erklangen hoch aufgelöste Stücke wie z.B. „Blue Silence“ von Paolo Fresu, Richard Galliano & Jan Lundgren (Mare Nostrum II) von highresaudio.com in 24bit/88,2kHz vorliegend, mit einem angenehm fülligen, sonoren Grundgerüst. Präzise ortbar und mit körper-haftem Spiel boten sich in geschmeidiger Spielweise die einzelnen Instrumente wie Klavier oder Bandeon dem Zuhörer dar. Mit reichlich Ausdruck und ausgezeichneter Feinzeichnung bildete der Real Z das musikalische Geschehen nach. Man konnte letztlich bei der griffig gelassenen Spielweise des Real Z nicht umhin, diesem eine lupenreine Galanterie zu attestieren. Beil aller Präzision legte er es nicht darauf an, das Stück in seine Einzelkomponenten zerlegen zu wollen, sondern es mit reichlich musikalischer Spielfreude und ausbalanciertem Gusto ans Trommelfell zu transportieren.
Der Teufel Real Z ist ein Gentleman-Kopfhörer und souveräner Allrounder. Er fühlt sich quer durch alle Musikgenres wohl und verkneift sich Attitüden wie Pedanterie oder gar Nervigkeit. Ganz im Gegenteil, ausgewogen und mit druckvoll-dynamischen Klangbild ging der Real Z ernsthaft zur Sache, während die zum Vergleich herangezogenen Kopfhörer sich einem nicht zu unterschätzenden Kontrahenten gegenüber sahen.
So musste sich der in etwa zu gleichem Preis erhältliche AKG K 702 ganz schön anstrengen um den Real Z nicht an sich vorbeiziehen zu lassen. Der offen konstruierte AKG spielte seine Stärken ungeniert aus und punktete mit ausgeprägterer Feinzeichnung sowie einer breiteren Abbildungstiefe. Dafür konterte der Real Z mit pfundigem Tiefton und seiner temporeichen, dynamisch ausgewogenen Spielweise. Das der beyerdynamic DT 1770 PRO dem Real Z dann doch die Grenzen aufzeigte - geschenkt. Handelte es sich hierbei doch um einen nicht ganz fairen Vergleich, schließlich spielt der beyerdynamic in einer ganz anderen preislichen Liga. Aber dennoch zeigte sich hier, dass man dem Real Z eine nicht zu unterschätzende Leistung attestieren konnte auf welche die Berliner zu Recht stolz sein können.
Der Real Z bringt anhand seiner geringen Impedanz und seinem gutmütigen Anforderungsprofil kaum ein mobiles Device in Bedrängnis und empfiehlt sich damit als passender Partner für all diejenigen, die unterwegs oder auch zu Hause ohne viel Aufwand mit Smartphone oder Tablet einfach unkompliziert und hochqualitativ Musik genießen wollen. Wer es in Bus und Bahn aber dennoch herzhafter mag, für den haben die Berliner auch geschlossen konstruierte Hörer wie den Turn oder den Massive im Repertoire, dann klappt auch mit dem Sitznachbarn.
Mit hoher Sprachverständlichkeit, souverän knackigem Tiefton und einem farbenprächtigen Mittelton distanziert er seinen Bruderhörer Aureol Real und überzeugt mit seiner aufgeräumt unaufgeregten Art. Er vollbringt das Kunststück eine enorm homogene Spielfreude mit Geradlinigkeit und präziser Galanterie zu vereinen. Kurzum, mit dem Real Z liefert ein Lautsprecher Teufel einen für das Geld ungemein bequemen, für längere Hörsessions geeigneten, ausgewogen und äußerst eloquent aufspielenden Kopfhörer ab.
Teufel Real Z
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