Autor: Fritz I. Schwertfeger
Bilder: RHA / Fritz I. Schwertfeger
16.04.2016
Bereits im letzten Jahr erstaunten die In-Ears des schottischen Herstellers RHA nicht nur die Gemeinde der audiophilen In-Ear Jünger, sondern heimsten sich auch Anerkennung und vor allem positive Schlagzeilen aus den Reihen der Fachpresse ein. Das Flaggschiff T20i glänzt nach wie vor mit Edelstahl (Spritzgussverfahren), einer zweifachen Treibermembran (DualCoil) und einem mehr als fairen Preis-Leistungsverhältnis. Dass die darunter angesiedelten In-Ear Hörer wie der MA600i, MA750i und T10i in die gleiche Kerbe schlagen verwundert somit nicht im Geringsten, und wird durch die vorangegangenen Hörtests eindrucksvoll bestätigt. Warum nicht also die Tugenden der größeren Modelle auf einen günstigeren In-Ear herunterbrechen, wird man sich in Glasgow wohl gedacht haben. Das Erfolgsrezept der Schotten, hochwertige Materialien, ansprechendes Design und für jeden Hörer eine individuell entwickelte Treibertechnologie zu einem fairen Preis, findet sich auch beim jüngsten Familienmitglied, dem S500i wieder.
RHA S500i
Nachdem nun mit dem T20i schlicht einer der mit am meisten beeindruckenden In-Ears des letzten Jahres abgeliefert wurde, ruhten sich die Ingenieure nicht auf ihren Lorbeeren aus, sondern stellten zur IFA 2015 mit dem S500i einen Einstiegs In-Ear vor, der trotz Aluminiumkleid und außergewöhnlichem Design letztlich für moderate 50 Euro über die Ladentheke geht. Schließlich will nicht jeder einen höheren Betrag für neue In-Ears ausgeben, speziell wenn nach dem Kauf des neuen Smartphones festgestellt wird, dass die mitgelieferten Hörer vollkommen unbrauchbar sind. Meist hapert es hier diesbezüglich an gleich vielen Fronten. Schlechter, unkomfortabler Sitz, minderwertige Materialien und ein Klang der sich eher durch Zurückhaltung als durch ein ansprechendes Klangbild auszeichnet.
RHA S500i
RHAs Produktmanagerin Marina Schurer ließ es sich nicht nehmen den S500i persönlich vorszustellen.
RHA S500i - LIEFERUMFANG
Wie auch bei den anderen In-Ears des Herstellers deutet das i in der Namensgebung darauf hin, dass der Hörer auch als Headset für iOS Devices herangezogen werden kann. Das Mikrophon für freihändiges Telefonieren findet sich auf der am Kabel angebrachten 3-Tasten Fernbedienung wieder. Für den sicheren Transport des In-Ears liefert RHA anstelle eines Transportetuis ein leichtes, handschmeichelndes Transportbeutelchen mit, das sich leicht überall mitnehmen und verstauen lässt.
Da nicht jedes Ohr gleich ist und ein passender Sitz im Ohr für guten Klang mitentscheidend ist, finden sich gleich sieben Ohrenpassstücke aus Silikon in verschiedenen Größen im Lieferumfang wieder.
TRAGEKOMFORT
Der S500i gehört zu den wenigen In-Ears die man quasi ab dem Moment in dem sie mit dem Musizieren loslegen vollkommen vergisst. Er ist so kompakt und leicht, dass er quasi frei schwebend nur über das Ohranpassstück mit dem Ohrkanal Verbindung aufnimmt. Ein Abstützen des Gehäuses am Ohr findet somit gar nicht statt.
Ist das richtige Ohranpassstück gewählt, sitz der Hörer angenehm und ohne zu drücken im Ohr, lässt sich so wunderbar auch für längere Hörsessions tragen. Das Kabel verfügt über die erwähnte schmale zylindrische 3-Tasten Aluminium-Fernbedienung, deren gummierte Tasten einen guten Druckpunkt aufweisen und sich auch für rauen Einsatz im hektischen Alltag robust genug zeigen.
Ein ebenfalls mitgelieferter Trageklipp, der das Kabel an der Kleidung fixiert, verhindert unkontrolliertes Herumbaumeln des selbigen. Unliebsamer Mikrophonie versucht der Hersteller durch eine Zweiteilung des Kabels vorzubeugen. So ist der untere, einteilige Teil des Kabels mit einem gewebtem Stoff ummantelt, der lästiges Kabelgewirr verhindern soll. Ab der Gabelung, in welcher sich das Kabel in Richtung linken und rechten Hörer aufteilt, besteht es aus einem schwarzem, hautfreundlich gummierten Material.
RHA S500i - GEHÄUSE / TREIBER
Bei der Materialauswahl griffen die Schotten auf eine Aluminiumlegierung zurück, welche eine filigrane Formgebung bei hoher Stabilität ermöglicht. Der S500i ist somit ein außergewöhnlich leichter und kompakt bauender In-Ear. Trotz dünner Gehäusewände steht genügend Volumen für ein authentisches Klangbild zur Verfügung - vergleichbare Behausungen aus Kunststoff müssten bei gleicher Stabilität schlicht üppiger ausfallen. Da aber die bewährten Treiber für das schmale und zylindrisch zulaufende Gehäuse des S500i einfach zu groß waren, entwickelte man bei RHA einen mikro-dynamischen Treiber mit der schlichten Typenbezeichnung 140.1. Diesbezüglich gibt sich der Hersteller mit Informationen mal wieder typisch schottisch knauserig und verrät im Grunde gar nichts über seine Neuentwicklung. Sei es drum, was zählt ist der Klang und dem wollen wir uns in nächsten Kapitel widmen.
HÖRTEST
Im anschließenden Hörtest am referenziösen Chord Mojo (mit einem iPhone 6 verbandelt), sowie auch am Audio-Technica AT-PHA100 zeigte sich die Befürchtung, dass sich aus dem enorm kompakten Gehäuse kein substanzieller Klang gewinnen ließe als vollkommen unbegründet und falsch. Der S500i bot bei „Forgiven“ von Jamie Woon (Making Time) einen für seine Größe durchaus beachtlichen, straffen und vor allem sehr sauberen Tiefgang.
Höchstens reinen Bassheads dürfte dieser nicht epochal oder wummrig genug vorkommen. Aber solch einen Schuh wollte sich der S500i gar nicht erst anziehen. Ganz im Gegenteil, agil statt behäbig spielte der Schotte klanglich in einer für seinen Preis gänzlich unvermuteten Liga. Zwar erreichte er nicht die Qualitäten eines MA750i oder T20i, aber er differenzierte das flirrende Geschehen in Jamie Woons Stück mit bemerkenswerter Trennschärfe und ließ selbst feine Details nicht stiefmütterlich im Hintergrund stehen. Mit authentischem Anstrich und reichlich Gefühl transportierte der Schotte den stimmlichen Schmelz und sorgte dazu für mehr als ausreichend sonore Unterfütterung. Die Intensität im Mitteltonbereich blieb im neutraleren Farbspektrum verankert, was der stimmigen Performance des In-Ears eher in die Karten spielte, ergab sich so ein sehr ausbalanciertes Gesamtbild. Selbst solo am Smartphone machte der RHA eine gute Figur und ließ jeden Beipack-Hörer klanglich hinter sich.
FAZIT:
Der schottische In-Ear ist nicht nur formschöner Design-Ästhet, sondern auch ein solider, gut klingender Allrounder für den täglichen Einsatz - und das nicht nur, wenn man viel unterwegs ist. Der sehr bequeme Sitz und sein kaum spürbares Gewicht sind als Pluspunkte für den mobilen Einsatz zu verbuchen. Mit seiner Freisprech- und Musiksteuerungsfunktionalität am Mikro gestaltet er den Alltag einfacher und bietet jede Menge Alu statt Plastik fürs Geld. Klanglich brachte der S500i eine angenehm ausgeglichene Darbietung an die Ohren, die auch solo am Ausgang eines Smartphones überzeugte. Der S500i von RHA beweist, dass guter Klang nicht die Welt kosten muss und empfiehlt sich als wohlklingend charmanter und robuster Alltagsbegleiter.
RHA S500i
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Fritz I. Schwertfeger
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