Autor: Fritz I. Schwertfeger
Bilder: XTZ / Fritz I. Schwertfeger
März 2017
XTZ DIVINE - Bluetooth Kopfhörer im Praxistest
XTZ Divine - Kalte Ohren bekommt man im schwedischen Winter durchaus ohne Weiteres. Sicherlich könnten sich Ohrenwärmer hier durchaus empfehlen, weil aber nordische Mannsbilder damit definitiv uncool aussehen, ersannen die schwedischen Entwickler von XTZ einen viel sinnigeren Weg: Kopfhörer.
Warum die Ingenieure bei XTZ den rabenschwarzen On-Ear schlicht Divine, auf gut deutsch, „göttlich“ genannt haben, ist so eine Sache über die sich wunderbar fabulieren ließe. Fakt ist auf jeden Fall, dass der Divine On-Ear Hörer, einmal aufgesetzt den Lauschern kabellos per modernsten Bluetooth 4.0 nebst aptX , in CD-Qualität einheizt und so unterwegs für wohligen Klang sorgt. Die nötige Ausdauer stellt ein eingebauter und leistungsstarker Akku bereit, der so für bis zu 14 Stunden drahtloser Spielbereitschaft sorgt. Erfreulicherweise gehört der Divine nicht zu der Sorte Kopfhörer, die bei leerem Akku keinen Mucks mehr von sich geben. Einfach das mitgelieferte 3,5 mm Klinkenkabel an die linke Ohrmuschel angedockt und schon kann es in herkömmlicher Manier, befeuert von Smartphone oder allen möglichen Gerätschaften, die mit einem 3,5 mm Klinkenausgang (DAP/Mac/PC) aufwarten, weiter gehen.
Hält man den Divine in der Hand fällt augenblicklich sein ausgewogenes Gewicht auf. Er liegt gut in der Hand, wirkt wertig verarbeitet und solide. Ungeachtet der Tatsache, dass sich seine Ohrmuscheln nicht platzsparend einklappen lassen, will man ihn trotzdem gerne als täglichen Begleiter mitnehmen. Robust und leicht ist er unterwegs schnell zur Hand und lässt sich relativ platzsparend in Rucksack oder Businesskoffer verstauen. Damit er im hektischen Alltag und auf Reisen nicht Schaden nimmt, liefert XTZ hier einen praktikablen Transportbeutel mit, der zur Not auch dem Digitalen Audio Player (DAP) im Fall der Fälle, schützend Unterkunft gewährt.
Sein nextelartiges Äußeres fühlt sich handschmeichlerisch geschmeidig an und man ertappt sich dabei, immer wieder mit dem Finger darüber streichen zu wollen. Die Treibergehäuse bauen kompakt und halten wie der Kopfhörer insgesamt, nichts von außergewöhnlichen Designkapriolen. Der Divine strahlt schlichte Eleganz mit einer Prise modernem Understatement aus. Dafür sorgen auch die verchromten Aufnahmeelemente, welche die Ohrmuscheln mit dem Kopfband verbinden. Die oberseitige Polsterung des schmalen Kopfbandes bietet in Verbindung mit der üppigen, in weichen Kunstleder gehüllten Schaumstofffüllung der Ohrmuscheln einen angenehmen Tragekomfort, der mit einem komfortablen Anpressdruck Hand in Hand geht.
Die drehbar gelagerten Ohrmuscheln schmiegen sich dank der Polsterung gut an die jeweilige Ohrform an und dichten Außengeräusche ordentlich gut ab. Aufgrund seiner geschlossenen Bauweise, dringen auch nur wenig Schallanteile an die Umwelt, so dass sich der Divine bei moderater Lautstärke auch bei Bus- oder Zugfahrten als kooperativer Zeitgenosse für die Mitreisenden erweist.
Während die linke Ohrmuschel den 3,5 mm Klinkeneingang für den Fall der Fälle bereithält und sich ansonsten nicht weiter auffällig zeigt, erweist sich ihr rechter Zwilling gleichwohl als viel interessanter. Hier finden sich nämlich an der Außenseite die gut zu erreichenden Bedienelemente für Musiksteuerung und Rufannahme wieder, die nach kurzer Eingewöhnungszeit im Blindflug zu bedienen sind. Das Mikrofon für die integrierte Headsetfunktionalität erlaubt freihändiges Telefonieren und findet sich auf der Unterseite der rechten Ohrmuschel wieder. Genauso wie der USB-Ladeanschluss und die Bedientaste, die für das erstmalige Pairing per Bluetooth notwendig ist.
Insgesamt ist der XTZ Divine bis hierher ein leicht zu bedienender und alltagstauglicher Bluetooth-On Ear wie viele andere auch. Aber die schwedischen Ingenieure haben ihm noch ein wenig mehr auf den Weg gegeben, schließlich sind die nordischen Winter lang und man hat viel Zeit zu sinnieren. Also nahm man kurzerhand Verbindung zu den Kollegen von Dirac auf, einem in Sachen DSP-Technologie weltweit renommierten Hersteller, der praktischerweise auch aus Schweden stammt.
So lassen sich durch den Einsatz eines Digitalen Signal Prozessors sowohl der Frequenzgang, als auch die Impulsantwort eines Signals beeinflussen. Die dafür notwendigen Berechnungen für diesen Einfluss auf das Klanggefüge, in Form von komplizierten Algorithmen, erfolgen im Falle des Divine nicht per eigenen, separaten DSP, sondern in den Quellgeräten - Smartphone oder PC - selbst. Bedient wird das Ganze dann einerseits via Smartphone (iOS / Android), mittels kostenlos erhältlicher Dirac DSP App. Diese greift dann auf die vorhanden Musiktitel zu und erlaubt eine individuellere Klanganpassung entweder nach persönlichen Vorlieben oder mittels sechs voreingestellter Presets. Für einen kleinen Aufpreis ist ein Programm namens Dirac Audio Processor für Mac oder PC erhältlich. Damit lässt sich der Klang des Divine individuell optimieren.
Bild 1: Die Impulsantwort erfährt hier ersichtlich laut XTZ eine Optimierung.
Bild 2: Hier ist laut XTZ die Optimierung des Frequenzganges erkennbar.
Also flugs die Holberg Suite – Air der Trondheimsolistene aus dem Werk „in folk style“ auf die Playlist und los geht es mit der Hörsession. Unaufdringlich und gelassen drängen Streicher gülden schimmernd und neutral temperiert an die Ohren. Detailfreude und Akkuratesse des Divine sind ausgeprägt ohne Übertrieben zu wirken oder gar ins Helle zu tendieren. Generell sägen Streichinstrumente auch bei lauterer Spielweise nicht ungebührlich in den Ohren, sondern tönen insgesamt mit ausgewogener Brillanz. Auch die Agilität im Spielfluss wirkt insgesamt ausgewogen und temporeich, von einer nöligen, langsamen Spielweise ist weit und breit nichts zu hören. Dynamische Sprünge zeichnet der Divine mühelos nach, ohne in irgendeiner Form in Verlegenheit zu geraten oder ausgefranst zu wirken. Sicherlich leuchten Kopfhörer wie der beyerdynamic DT 1770 PRO tiefer ins musikalische Geschehen hinein, aber dieser kostet auch beinahe das Vierfache des Divine. So zeigt sich weiter, dass das räumliche Spiel des Divine durchaus als „geräumig“ genug durchgeht, um Strukturen im Hintergrund authentisch und nachvollziehbar wirken zu lassen. Der Divine lässt den Zuhörer dennoch bevorzugt an den vorderen Reihen platz nehmen, als weiter hinten und spielt eher direkter als mit überbordenden Panorama.
Geht es musikalisch dann doch temperamentvoller zur Sache, wie beim Stück Sister von The Black Keys aus dem Album El-Camino, offenbart der Divine ein facettenreiches wie transparentes Mittenband, welches Stimmen mit viel Natürlichkeit darbietet. Ohne zuviel Schmelz hinein zu fügen, bleibt er auch hier eher ausgewogen und stimmig. Im Bass zeigt er sich wiederum alles andere als schlank, sondern eher kräftig und muskulös aufspielend. Das Schlagzeugspiel hat ordentlich Schmiss und auch sonst ist der Divine grobdynamisch kein Kind von Traurigkeit. Erfreulich aber, dass er dabei kultiviert bei der Sache bleibt, tonal driftet er nicht all zu sehr in zu warme Gefilde ab, sondern bleibt untenrum nur leicht angewärmt, was ihm insgesamt eine kraftvolle Spielweise verleiht, die man ihm so gar nicht zugetraut hätte. Der zum Vergleich parallel mitlaufende Teufel Airy, der in der gleichen Preisklasse angesiedelt ist, geht hier ebenfalls mit fülligem, dynamischen Spiel zur Sache, zeigt sich jedoch im Mittenband etwas straffer und gleichzeitig farbenfroher. Hier entscheidet, da es letztlich kein richtig oder falsch gibt, der persönliche Geschmack, den charakterlich sind sich beide Kopfhörer doch recht ähnlich. Leichte Vorteile in Klarheit und Präzision beim XTZ, während leuchtendere Stimmfarben beim Teufel Airy vorzufinden sind. Bass und Dynamik beherrschen beide auf hohem Niveau.
Als besonders interessant erweist sich die Hinzuziehung der Dirac DSP App. Damit gewinnt die Musik sowohl an Kontur wie an Intensität und lässt den Divine im durchaus positiven Sinne, wie ausgewechselt aufspielen.
Mit dem XTZ Divine legen die Schweden einen beeindruckenden Einstand im Kopfhörer-Segment hin. Komfortabel zu tragen und unkompliziert im Handling, empfiehlt sich der Divine als wohlklingender Begleiter. Er greift durch seine Empfindlichkeit und die geringe Impedanz eher schwachbrüstigen Amps von Smartphone und co. zuvorkommend unter die Arme, während sein ausgewogenes Klangbild sich keinerlei Schwächen leistet, sondern mit Langzeittauglichkeit und agiler Geschmeidigkeit punktet. Darüber hinaus bringt der Divine ein besonderes Feature mit, dass sich in dieser Form bei der Konkurrenz so nicht findet. Eine Anpassung durch die Dirac App ermöglicht einerseits eine unkomplizierte Einbeziehung der persönlichen klanglichen Vorlieben und lässt den Divine klanglich einen beachtlichen Schritt nach vorne machen.
XTZ Deutschland
Neudorfstr. 19
76316 Malsch
Mail: Kontakt@xtz-deutschland.de
Tel.: 072469131483
Preis: 170,00 Euro (190,00 Euro mit Dirac Software für PC der Mac).
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