Fidue A65 / Praxistest auf www.audisseus.de / Foto: Fritz I. Schwertfeger / www.audisseus.de

FIDUE A65 - HANDS ON

Autor: Fritz I. Schwertfeger

Bilder: Fidue / Fritz I. Schwertfeger

März 2017

Die schönsten Geschenke heißt es, sind jene, die man sich selber macht. Warum also nicht bei der Suche nach neuen In-Ears gewohnte Pfade und erst recht das 08/15 Standardrepertoire der großen Handelsketten außen vor lassen? Den eigenen Ohren einen hochwertigeren In-Ear gönnen, kann aber auch in Erwägung gezogen werden, wenn die oftmals beigelegten In-Ears von Smartphone und Konsorten einer kritischen Betrachtung unterzogen werden. Die gute Nachricht: Es gibt Alternativen und die müssen, wie der hier getestete Fidue A65 später noch unter Beweis stellen wird, für highfidelen Klang gar nicht mal teuer sein. Fidue, nie gehört? Macht nichts, hier in Deutschland vielleicht nicht jedem bekannt, genießt der aus China stammende Hersteller Fidue indes in weltweiten Kennerkreisen einen bestens beleumundeten Ruf.

FIDUE A65 - Ein ERSTER BLICK

Der Gründer von Fidue, Benny Tan, war lange Jahre bei großen, etablierten Herstellern der Branche unter Vertrag, bis er sich entschied etwas Eigenes zu machen. Um so erfreulicher, dass sich in der Produktrange seines Unternehmens nicht nur hochpreisig audiophile In-Ears, sondern auch bezahlbare Modelle für jeden Geldbeutel wiederfinden. Während der mit mehreren Balanced Armature Treibern ausgestattete A-91 für 999,00 Euro über die Ladentheke wandert, sind für den hier getesteten A65 derzeit lediglich schmale 60,00 Euro statt der üblichen 80,00 Euro zu berappen. Zu den Besonderheiten von Fidue zählen unter anderem die Kombination von dynamischen Treibern mit Balanced Armature Treibern, die man so auch nicht alle Tage sieht. In dieser Kategorie finden sich die Modelle A73 und der referenziöse A83 für 300,00 Euro wieder.

Der Lieferumfang des A65 kann sich durchaus sehen lassen. Ein schwarzer Transportbeutel gewährt ihm unterwegs Schutz wie auch Unterkunft und sorgt für aufgeräumte Verhältnisse. Allerdings bietet er nicht die Qualitäten eines Hard-Cases, aber das geht für den Preis des A65 vollkommen in Ordnung. Vier Ohranpassstücke in unterschiedlichen Größen liegen ebenfalls bei. Da kein Ohr dem anderen gleicht, sind die Ohranpassstücke für den stabilen Sitz und Komfort des In-Ears relevant und somit auch für die klangliche Qualität durchaus von hoher Bedeutung. Ein im Innenohr nur schlecht abdichtender In-Ear führt zu einen dünnen, lustlosen Klangbild und wer will schon unnötig schlecht hören?

FIDUE A65 - GERADLINIG UND SPIELFREUDIG

Nimmt man den Fidue A65 in die Hand und fährt mit dem Finger über seine Oberfläche fallen die hochwertigen Materialien und die akkurate Verarbeitungsgüte auf. Das kupferfarbene Treibergehäuse wird rückseitig von einer silberfarbenen Metallplatte und vorderseitig vom Ohrkanalstück eingefasst. Das aus mehreren Komponenten bestehende Gehäuse besitzt eine ungewohnte aber formschöne, organisch anmutende und sanft gerundetete Linienführung. Diese ungewöhnliche Form ist sicherlich nicht nur reinen Designaspekten geschuldet, sondern folgt auch klanglichen Abstimmungsparametern, die sich aus dem Verhältnis von Treiber und Gehäuse zueinander bestimmen.

Bei den Wandlern greift man bei Fidue im Falle des A65 auf 8 mm große Treiber zurück, welche dank Titaniumbeschichtung mit einem geringeren Aufbrechverhalten der Membran aufwarten sollen. Mit einer Impedanz von niedrigen 16 Ohm gibt sich der Fidue A65 gutmütig und lässt sich ohne Mühe auch von weniger kräftigen Smartphones zu lauter Spielweise animieren. Auch das aus hochreinem Kupfer gefertigte Kabel des Fidue A65 wirkt deutlich kostspieliger, als man es für einen In-Ear dieser Preisklasse erwarten würde. So verlaufen im Kabel, statt nur zweier Kupferleitungen, deren gleich sechs, welche sich um den rechten wie linken Kanal - sowie Mikrofon und Erdung kümmern.

Das an sich recht verwindungsarme Kabel ist mit einer angenehmen Gummierung beschichtet und wartet im Alltagseinsatz mit geringen Mikrofonieeffekten auf, selbst wenn das Kabel mal an der Kleidung reiben sollte. Das lässt sich aber mit der mitgelieferten Klammer, die das Kabel baumelfrei fixiert, sowieso am besten ausmerzen. Die puristische, am Kabel angebrachte Fernbedienung ist sowohl für iOS als auch Android Devices einsetzbar und beherbergt ein Mikrophon für freihändiges Telefonieren.

HÖRTEST

Beim Stück Hat von Max & Lara Braun aus dem Album - Telltale - fällt zunächst die füllige Wiedergabe des In-Ears in den unteren Oktaven auf. Hier gibt sich der Fidue A65 aber keineswegs rauhbeinig, sondern eher schön sonor und mit präziser Konturierung, wenn den Bassimpuls flankierend, auch die Snaredrum kurzzeitig einsetzt. Die Instrumentierung wirkt authentisch und körperhaft, feine Details werden keineswegs überdeckt, sondern sind aus dem Gesamtgeschehen heraus, sehr gut in Positionierung und Staffelung erkennbar.

Die Stimme von Lara Braun spannt der Fidue A65 facettenreich und mit einer ausgeglichen feinfühligen Spielweise auf. Lebhaft und mit flüssiger Spielweise bewegt er sich unaufgeregt durch das Mittenband, um nahtlos ein ebenfalls angenehm klares und transparentes Spiel in den oberen Lagen einzufügen. Hier ist kein Bruch oder Anstrengung erkennbar. Und auch wenn die Detailfreude eines RHA MA 750 deutlich höher ist, tut dies der angenehmen und auf unaufgeregt neutralen Spielweise des Fidue A65 dennoch keinen Abbruch.

FAZIT:

Der Fidue A65 ist ein hochkarätiger Preis-Leistungs-Tipp. Klanglich auf der unaufgeregt neutralen Seite beheimatet, bietet er neben einer involvierenden Bühnenabbildung eine insgesamt seidig gefühlvolle Darbietung, bei der Stimmigkeit und Musikalität an manch kostspieligere In-Ears erinnert.